Springreiten: Auf den Spuren von Hugo Simon

Max Kühner (Archivbild) setzt mit Hengst Chardonnay in Göteborg zum großen Sprung an.
Max Kühner (Archivbild) setzt mit Hengst Chardonnay in Göteborg zum großen Sprung an.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Erstmals seit 18 Jahren ist Österreich durch Max Kühner wieder beim Weltcupfinale vertreten. Mit „Hugo Nationale“ gemein hat er deutsche Wurzeln und ein Toppferd unterm Sattel.

Wien. Die Geschichte ist Pferdesportfans nur zu gut bekannt: Ein Deutscher entscheidet sich für den Nationenwechsel und avanciert zu Österreichs Topspringreiter. Über vierzig Jahre nachdem Hugo Simon seinen beachtlichen Erfolgsweg eingeschlagen hat, schickt sich nun mit Max Kühner ein Nachfolger an. Seit 2015 reitet der gebürtige Bayer für Rot-Weiß-Rot und tritt mit dem Start beim am Donnerstag beginnenden Weltcupfinale in Göteborg direkt in Simons Spuren.

Vor genau 18 Jahren war Österreich durch „Hugo Nationale“ und Anton Martin Bauer letztmals beim Turnier der weltbesten Springreiter vertreten. Kühner hat sich das Ticket bereits auf der vorletzten Weltcupstation gesichert und hofft in Schweden auf mehr Glück als bei seiner ersten Qualifikation 2009. Damals verletzte sich Pferd Acantus beim Flug nach Las Vegas, womit sich die Premiere erübrigte. Die zweite Chance will der 42-Jährige nun nützen. „Die Qualifikation war das große Ziel. Jetzt wollen wir nicht nur dabei sein, sondern so viel wie möglich erreichen.“

Nationenpreis-Teamchef Simon hat Kühners Werdegang beobachtet und wird ihm in Schweden mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zumal der 73-Jährige an Göteborg die besten Erinnerungen hat: Hier feierte der achtmalige Finalteilnehmer 1979 (mit Gladstone) und 1997 (mit E. T.) zwei seiner drei Triumphe.

„Zweimal gab es in Göteborg schon einen österreichischen Sieger, beim dritten Mal wird es dasselbe sein“, scherzt Simon, um mit aller Ernsthaftigkeit zu ergänzen: „Ich weiß, wie ich Max helfen kann, um die vorderen Plätze zu erreichen.“ Kühner weiß die Tipps des sechsmaligen Olympia-Teilnehmers bei der Parcours-Begehung zu schätzen: „Hugo hat sehr viel Erfahrung und bewiesen, dass er schon oft die richtige Entscheidung getroffen hat.“ Die Zusammenarbeit mit dem früheren Idol ist für den Debütanten eine „große Ehre“. „Hugo hat mich in der Reiterei immer begleitet. Als kleiner Bub habe ich die Übertragungen geschaut, da war er ständig vorn. Und als ich dann selbst angefangen habe, war er immer noch für einen Sieg gut“, erinnert er sich.

Karrierestart in Kitzbühel

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen entstammt Kühner nicht einer typischen Pferdesportfamilie, sondern absolvierte seine erste Reitstunde als Schlechtwetterprogramm bei einem Skiurlaub in Kitzbühel. „Die Faszination hat mich gleich erfasst und nicht mehr losgelassen“, erzählt der Betriebswirt, der neben dem Hof in Starnberg eine Firma für Vermarktung und Verkauf von Pferden betreibt. Zu Österreich hat der Bayer schon aufgrund der geografischen Nähe ein besonderes Verhältnis und als der Durchbruch im deutschen Nationalkader ausblieb, entschied sich die aktuelle Nummer 90 der Weltrangliste für den Nationenwechsel. Unterstützung und Rückhalt geben Ehefrau Liv, selbst Dressurreiterin, und die beiden Töchter. „Wir leben quasi mit unseren Pferden unter einem Dach, da muss man schon ein bisschen pferdeverrückt sein.“

Der Star in Kühners Stall hört auf den Namen Chardonnay. Den Holsteiner hat er schon als Fohlen kennen gelernt und war von dessen Potenzial überzeugt, sodass er ihn in Etappen erwarb. „Er hat diese Coolness, ist zuverlässig und sprunggewaltig“, beschreibt der Eigentümer seinen erst neunjährigen Hengst. Ein gelungener Auftritt in Göteborg könnte den Preis ordentlich in die Höhe treiben, ein Verkauf steht aber nicht zur Diskussion. „Noch können wir die Rechnungen bezahlen, also bleibt er.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2016)

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