ÖOC-Sitzung bringt Tag der Abrechnung

(c) APA (Barbara Gindl)
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Die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer liegen vor, nun wird über die Rücktritte zweier Mitglieder spekuliert. Am Mittwoch findet die brisante Vorstandssitzung statt.

WIEN. Das Österreichische Olympische Komitee hat einen ersten „Sieg“ über Norbert Darabos errungen. Die dritte Sitzung des ÖOC-Vorstandes 2009 wird nämlich tatsächlich ohne Sportminister stattfinden. Der Burgenländer, kooptiertes Vorstandsmitglied, wird am Mittwoch im Congress Casino Baden (Salon I) nicht dabei sein, weil er wenige Tage zuvor seinen Familienurlaub in Amerika antritt. Seiner Bitte, die Vorstandssitzung zu vertagen, wurde nicht Folge geleistet. Auch ein Brief an ÖOC-Präsident Leo Wallner hat nicht gefruchtet. Für Verärgerung im Ministerbüro sorgt obendrein die Tatsache, dass Darabos nicht einmal einen Vertreter oder Vertrauten nach Baden entsenden kann. Das ist in den Statuten nicht vorgesehen.

Die Täuschungsmanöver zwischen Sport-, Verteidigungsministerium und ÖOC gehen munter weiter, die dritte Sitzung ist für Norbert Darabos allerdings von großem Interesse. Schon alleine die nüchterne Auflistung der Tagesordnungspunkte verspricht Spannung. Unter Punkt 4 steht: Bericht über die interne Revision der Rechnungsprüfer in konkreten Bereichen gemäß Protokoll vom 5.Mai 2009.

Ermittlungen gegen Jungwirth

Aus ÖOC-Kreisen hört man, die Prüfung der Finanzen habe doch einige Ungereimtheiten ans Tageslicht befördert. Stellen sich gewisse Verdachtsmomente als richtig heraus, dann ist am Mittwoch mit Rücktritten zu rechnen. Es soll sich hierbei um zwei Vorstandsmitglieder handeln.

Unter Punkt 3 liest man: Bericht über die externe Wirtschaftsprüfung der öffentlichen Mittel der Jahre 2005 bis 2008 – erstellt durch die beauftragte Kanzlei Deloitte.

Das ÖOC war vor allem in Zusammenhang mit der Salzburger Olympiabewerbung 2014 ins Zwielicht geraten, Unklarheiten sollten aufgeklärt werden. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Salzburg ihre Ermittlungen bereits auf weitere zwei Personen ausgedehnt. Auch gegen Erwin Roth, Verleger und Olympia-Lobbyist, sowie Heinz Jungwirth, den ehemaligen Ex-ÖOC-Generalsekretär, wird jetzt ermittelt. Jungwirth, der eine Agentur im dritten Wiener Bezirk betreibt, hat inzwischen längst einen anderen Job in der olympischen Familie bekommen. Er wurde beim Europäischen Olympischen Komitee (EOC) fündig.

Jungwirth ist am Mittwoch nicht dabei, ihm entgeht auch die Führung durch das neue Bürogebäude im Fontana-Ressort Oberwaltersdorf samt Mittagsimbiss. Jenen ÖOC-Vorstandsmitgliedern, denen die Reise nach Niederösterreich zu beschwerlich ist, wird ein Transfer von Wien aus angeboten. Von den ursprünglichen Büroräumlichkeiten wäre dies nicht notwendig gewesen, da hatte man die U-Bahn fast vor der Türe.

Salopp formuliert in der Tagesordnung ist Punkt 7. Ganz allgemein soll über die Winterspiele in Vancouver 2010 gesprochen werden. In Wahrheit aber geht es um die Entsendung der Biathlonmannschaft. Alle im Zuge der Turiner Dopingaffäre verhängten Sperren sollen aufgehoben werden. „Die Presse“ berichtete darüber bereits in der Samstagausgabe.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann derzeit nicht vom Heer unterstützt wird; Bundesminister Darabos hat seine Mitgliedschaft bei der ehemaligen HSNS ausgesetzt, solange die Staatsanwaltschaft ermittelt. Erweisen sich Vorwürfe, dass Hoffmann in Dopingmachenschaften verwickelt ist, als falsch, lebt der Vertrag des ÖSV-Athleten als Heeressportler wieder auf. Es gilt die Unschuldsvermutung.

>> Reaktion des IOC

AUF EINEN BLICK

Am Mittwoch tagt der ÖOC-Vorstand in Oberwaltersdorf. Themen sind die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung und Aufhebung der Biathlon-Sperren.
Der Turiner Dopingprozess soll am 2.Oktober beginnen.
Das Mandat der Soko Doping in Wien wurde bis Ende September verlängert. Es liegen noch keine Anklageschriften vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2009)

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