Tour de France: Von Superstars, Überraschungen und Enttäuschten

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Nach drei Wochen, 21 Etappen und 3535 Kilometern endete die 103. Frankreich-Rundfahrt in Paris. Chris Froome erfüllte seine Pflicht, triumphierte zum dritten Mal.

Paris/Wien. Die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg der Tour de France fiel schon nach wenigen Etappen. Nach dem achten von 21 Teilstücken übernahm Christopher Froome das Gelbe Trikot und gab es bis zum Zieleinlauf am Sonntag in Paris nicht mehr her. Daneben trumpften wie erwartet zwei Sprinter auf. Doping hingegen war kein Thema mehr. Die Bilanz der 103. Rundfahrt.

Der Superstar

1,86 Meter, 67 Kilogramm, acht Liter Lungenvolumen. Chris Froome ist kein Ästhet auf dem Rad, dafür umso effektiver. Der in Nairobi geborene Brite kontrollierte die Tour, wie er und sein übermächtiges Sky-Team es wollten. Er ließ sich auf dem Weg zu seinem dritten Gesamtsieg nach 2013 und 2015 nicht von einem Auffahrunfall hinauf zum Mont Ventoux und auch nicht von einem Sturz auf nasser Fahrbahn bei einer Abfahrt in den Alpen stoppen. Froome demonstrierte seine Stärke mit zwei Etappensiegen, über Gebühr zur Schau stellte der 31-Jährige seine Überlegenheit nicht. Abseits der Rennen gab er sich stets freundlich, parlierte auf Englisch, Italienisch und zur Freude der Gastgeber auch auf Französisch.

Die Supersprinter

Mark Cavendish gewann vier Etappen, erhöhte seine Gesamt-Tour-Bilanz auf 30 Erfolge. Am zweiten Ruhetag stieg er aus, er bereitet sich auf seinen Olympia-Auftritt auf der Bahn vor. Dort will der Brite um Gold fahren.

Peter Sagan gewann drei Etappen und sicherte sich das Grüne Trikot des Punktebesten. Damit haben Cavendish und der Slowake ein Drittel der Etappen unter sich ausgemacht. Sagan quälte sich aber auch über die Alpen, half seinem Kapitän, Roman Kreuziger, auf der vorletzten Etappe sogar als Tempomacher im Anstieg. Sagan erwägt noch einen Olympia-Start auf dem Mountainbike.

Die Überraschung

Nach sechs Etappen wurde aus Adam Yates plötzlich ein Kandidat für das Podest. Lang lag der 23-jährige Brite auf Platz zwei im Klassement hinter Landsmann Froome. Danach auf Platz drei, ehe er auf der Alpenetappe nach Saint-Gervais Mont Blanc auf den vierten Rang abrutschte. Die Tour beendete er aber im Weißen Trikot des besten Jungprofis.

Dopingfälle – Fehlanzeige

Wenn überhaupt, dann drehten sich bei dieser Tour die Spekulationen höchstens um mögliche illegale Antriebe der Räder. Aber auch für versteckte Motoren gab es nach weit über 1000 Tests und Untersuchungen keine positiven Befunde. Um das Thema Doping mit unerlaubten Substanzen ist es indes gänzlich ruhig geworden.

Die Enttäuschungen

Der Kolumbianer Nairo Quintana, 26, trat als einer der Topfavoriten an. Der Tour-Zweite von 2013 und 2015 wirkte aber, als sei er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen. „Ich fühle mich immer noch nicht gut. Irgendetwas ist da los – das Niveau meiner Leistung ist nicht normal“, erklärte er nach dem Bergzeitfahren. Er hält eine Allergie für die Ursache, die ihn besonders in den Alpen geschwächt hat. Der Kletterspezialist rettete aber immerhin Rang drei nach Paris.

Der Enttäuschte

Zweimal ist Alberto Contador, 33, auf den ersten beiden Etappen gestürzt, auf der neunten gab er schließlich verletzt auf. Es ging nichts mehr für den Tour-Sieger von 2007 und 2009. Eine Woche, bevor seine Kollgen über die Champs-Élysées rollten, stieg der Spanier erstmals wieder vorsichtig aufs Rad. Den Start bei Olympia in Rio hat er abgeschrieben.

Die Österreicher

Österreichs Rekordteilnehmer Bernhard Eisel arbeitete erfolgreich als Road-Captain für Teamkollege Cavendish. Sprinter Marco Haller leistete Helferdienste, Debütant Patrick Konrad sorgte mit Platz zwölf bei der 16. Etappe für das beste rot-weiß-rote Resultat. Als Gesamt-56. kam Kletterer Georg Preidler als bestplatzierter Österreicher nach Paris. (ag./joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2016)

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