Olympia: Es war einmal die Schwimmnation Österreich

OLYMPIA 2008 IN CHINA: SCHWIMMEN / 200 METER MEDLEY / SEMIFINALE / JUKIC (AUT)
OLYMPIA 2008 IN CHINA: SCHWIMMEN / 200 METER MEDLEY / SEMIFINALE / JUKIC (AUT)(c) Hans Klaus Techt
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Vor genau 15 Jahren gelang Österreichs Athleten der Durchbruch, es folgte ein Jahrzehnt mit Medaillen am Fließband. In Rio sind rot-weiß-rote Vertreter maximal Außenseiter.

Rio/Wien. Am Dienstag ist Österreichs sechsköpfige Schwimmabordnung in Rio de Janeiro angekommen. Genau 15 Jahre bevor Felix Auböck, Lisa Zaiser und Co. ihre ersten Trainingslängen in der Olympiastadt absolviert hatten, fiel der Startschuss für Österreichs große Schwimmerfolge und ein Jahrzehnt voller Medaillen.

Am 26. Juli 2001 gewann Maxim Podoprigora in Fukuoka Silber über 200 m Brust und damit die erste rot-weiß-rote WM-Medaille. Der Bann war gebrochen, am nächsten Tag legte Markus Rogan sensationell mit Silber über 200 m Rücken nach. Was dann folgte, ist längst österreichische Sportgeschichte: Rogan entfachte 2004 mit zweimal Olympia-Silber in Athen (100 m Rücken, 200 m Rücken) eine Euphorie, Mirna Jukić holte in Peking 2008 Bronze über 100 m Brust. Im selben Jahr gewann Rogan in Manchester das bisher einzige heimische WM-Gold (200 m Rücken), insgesamt hält Österreich bei fünfzehn WM-Medaillen.

Doch Podoprigora, Rogan und Jukić blieben Ausnahmeerscheinungen. Rogan hatte seinen letzten großen Auftritt bei Olympia 2012 in London, wo er mit Wendefehler disqualifiziert wurde. Heute arbeitet Österreichs erfolgreichster Schwimmer als Sportpsychologe in Los Angeles und bereitet brasilianische Athleten mental für Rio vor. Nachdem sie bei Großereignissen 22 Medaillen gewonnen hatte, hörte Mirna Jukić, dreifache österreichische Sportlerin des Jahres, 2010 mit 24 Jahren auf.

Danach sorgte Österreichs Schwimmsport sportlich vor allem mit verpassten Limits für Schlagzeilen – und abseits der Becken mit Skandalen: mit dem Bruch zwischen OSV und Dinko Jukić, Fördergeldmissbrauch im Verband, etlichen Gerichtsverfahren. Dazu die aus sportlicher Sicht ernüchternde WM im Vorjahr in Kasan.

Bis zum Auftakt der Schwimmbewerbe in Rio am 6. August sind es noch zehn Tage. Die Medaillen sind außer Reichweite, vom heimischen Sextett hat Felix Auböck wohl die besten Chancen auf ein gutes Olympia-Resultat. Der 19-jährige Kraulspezialist geht über 200, 400 und 1500 Meter Freistil an den Start. Die mittlere Distanz ist seine stärkste, dort verpasste er im Mai in London als Vierter nur um sieben Hundertstel EM-Bronze.

Damit US-Star Michael Phelps in seiner Heimat zur besten Sendezeit um die Medaillen schwimmen darf, werden die Finalsessions in Rio zur nächtlichen Show. Ab 22Uhr Ortszeit (drei Uhr MESZ) fallen die Entscheidungen, auch die Vorläufe sind erst ab 13 Uhr (18 Uhr MESZ) angesetzt. Auböck ist deshalb bereits in der vergangenen Woche auf den Wettkampfrhythmus von Rio eingeschwenkt. „Damit ich mich so gut wie möglich anpassen kann und merke, wo ich Schwächen habe und was ich besser machen kann“, erklärte der Bad Vöslauer. Am 6. August geht es für ihn gleich mit den 400 m los.

Auch für Lisa Zaiser (200 m Lagen, EM-Bronze 2014), Jördis Steinegger (400 m Lagen), Lena Kreundl (200 m Lagen), Birgit Koschischek (50 m Kraul) und David Brandl (400 m Kraul), die noch bei den Österreichischen Meisterschaften in Innsbruck abgeräumt haben, steht die Feinabstimmung auf dem Programm. Ins Olympia-Wettkampfbecken durften sie bereits am Dienstag. Auböck, Zaiser und Co. werden in Rio wohl für die eine oder andere persönliche Bestzeit sorgen, von Österreichern sind diese im Olympia-Vergleich aber schon länger nicht mehr relevant.

Sieben Russen bleiben zu Hause

Der Weltverband Fina untersagte indes sieben russischen Schwimmern die Olympia-Teilnahme in Rio. Zu den vier von Russland bereits zurückgezogenen Schwimmern, unter ihnen die Weltmeisterin und Olympia-Dritte Julija Jefimowa, kommen mit Nikita Lobinzew, Wladimir Morozow (beide gewannen 2012 mit der russischen 100-m-Freistil-Staffel Olympia-Bronze) und Daria Ustinowa drei Athleten, die im McLaren-Report der Welt-Antidoping-Agentur über russisches Staatsdoping genannt werden. (joe)

AUF EINEN BLICK

Maxim Podoprigora und Markus Rogan brachten vor 15 Jahren Österreichs große Schwimmerfolge ins Rollen. Nach drei Olympia- und 15 WM-Medaillen ist der rot-weiß-rote Schwimmsport aber abgetaucht. Auch das heimische Olympia-Sextett rund um Lisa Zaiser und Felix Auböck wird in Rio nicht um die Medaillen mitschwimmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2016)

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