Eishockey-Debakel: Teamchef im Konflikt mit der Liga

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Bei den Ursachen für Österreichs schwachen Auftritt im Olympia-Qualifikationsturnier hat Alpo Suhonen die heimische Liga ausgemacht.

Fünf Spiele, fünf Niederlagen mit einem Torverhältnis von 4:28 und vor allem das klar verpasste Olympia-Ticket - die erste Zwischenbilanz von Alpo Suhonen als Teamchef der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft könnte ernüchternder kaum sein. Der Finne macht dafür in erster Linie die Clubs der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) verantwortlich.

Die Enttäuschung saß tief beim österreichischen Team, nachdem man beim Qualifikationsturnier in Riga mit zwei Debakeln gegen Lettland (1:8) und Deutschland (0:6) die Chance auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang/Südkorea deutlich verspielt hatte. Das abschließende Spiel gegen Japan (Sonntag, 13.00 Uhr) ist längst bedeutungslos.

"Es ist sehr, sehr bitter, dass der Traum von Olympia geplatzt ist. Es ist zu schnell vorbei gegangen. Gegen die Letten haben wir leider Gottes die meiste Zeit geschlafen, sehr, sehr schlechtes Eishockey gespielt. Gegen Deutschland war es besser, aber es hat auch nicht gereicht", war Assistent-Kapitän Niki Petrik selbstkritisch.

"Verlieren tut weh, vor allem bei so einem Turnier. Du kannst nicht gewinnen, wenn du vorne nichts reinbringst", meinte Michael Grabner. Der Stürmer der New York Rangers konnte die Torflaute ebenso wenig beenden wie der zweite NHL-Stürmer Michael Raffl oder Linz-Torjäger Brian Lebler.

Suhonen hat es nicht geschafft, der Mannschaft defensive Stabilität und offensive Durchschlagskraft zu geben. Dabei hatte der aktuelle Teamchef zum Großteil jene Mannschaft zur Verfügung, die unter Daniel Ratushny 2015 in Prag die wohl beste A-WM seit einem Jahrzehnt gespielt hat und trotz Siegen gegen die Schweiz und Deutschland und einer Niederlage nach Verlängerung gegen Lettland unglücklich abgestiegen ist. 16 Spieler von damals waren auch heuer wieder dabei, darunter alle Leistungsträger. Als Verstärkung kamen zudem Grabner und Schweiz-Legionär Stefan Ulmer dazu.

Unter dem Strich blieb die höchste Niederlage der Länderspielgeschichte gegen Lettland und eine der höchsten Abfuhren gegen Deutschland. Eine Steigerung muss aber von innerhalb der Mannschaft kommen. Denn Suhonen hatte mit Ausnahme von NHL-Stürmer Thomas Vanek und Salzburg-Torhüter Bernhard Starkbaum quasi sein Wunschteam zur Verfügung.

Bei der Suche nach den Ursachen der Pleite zeigt Suhonen in erster Linie auf die EBEL. Der Finne, seit fünf Jahren als Sportdirektor beim Verband, war stets ein Kritiker der Punkteregelung in der Liga. Damit werden Spieler bewertet, für die Clubs gibt es eine Obergrenze. In der vergangenen Saison kamen so 103 Legionäre bei den acht österreichischen EBEL-Vereinen zum Einsatz.

Das neuerliche Alarmsignal aus Riga "sollte langsam ankommen", meinte Suhonen. "Österreich bleibt schon seit vielen Jahren auf dem gleichen Niveau." Der nach den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi eingeleitete Generationswechsel würde es aber noch schwieriger machen. "Die Älteren haben noch gespielt, jetzt kommt die Punktegeneration", sagte Suhonen gegenüber der APA - Austria Presse Agentur.

Die EBEL habe "andere Ziele als wir. Das ist ein Konflikt", legte der 68-Jährige nach. "Die Hoffnung, wenn die österreichischen Spieler besser werden, dann spielen sie, ist ein schlechtes Argument, eine Illusion. Wenn sie nicht spielen, wie sollen sie dann besser werden?", fragte Suhonen. Er bekrittelt vor allem, dass in den ersten und zweiten Linien, auf der Center-Position und im Powerplay zu wenig heimische Spieler zum Einsatz kommen würden.

Und vor allem im Tor. Gerade auf der Torhüter-Position wurde in Riga der Unterschied zu Lettland und Deutschland offensichtlich. Die beiden Teams, die sich am Sonntag im direkten Duell das Olympia-Ticket ausspielen, hatten jeweils starken Rückhalt durch NHL-Torhüter, während Österreich mit zwei Zweier-Torhüter von EBEL-Clubs (David Kickert und David Madlener) angereist ist.

Dass sich daran etwas ändert, ist nicht zu erwarten. Kickert hat bei den Vienna Capitals den in der EBEL herausragenden Jean-Philippe Lamoureux vor sich, Madlener beim KAC den ehemaligen tschechischen Teamtorhüter Tomas Duba. "Das ist ein Problem", sagt Suhonen dazu.

(APA)

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