Eishockey: Die Blamage begleitet den Auftakt

Ein Kader wie ihn die Liga noch nicht gesehen hat: Mit der wohl stärksten Mannschaft seit Jahren startet Salzburg die Mission Titel- Hattrick.
Ein Kader wie ihn die Liga noch nicht gesehen hat: Mit der wohl stärksten Mannschaft seit Jahren startet Salzburg die Mission Titel- Hattrick. (c) APA/EXPA/JFK
  • Drucken

Die Vienna Capitals eröffnen die EBEL-Saison, Titelverteidiger Salzburg ist stärker denn je. Die Nationalteamkrise ist freilich noch präsent, eine neue Liga soll die Wende bringen.

Wien. Die sommerlichen Temperaturen täuschen: Ab Donnerstag wird wieder Eishockey gespielt im Land. In der Albert-Schultz-Halle eröffnen die Vienna Capitals gegen die Black Wings Linz (19.30 Uhr, live Sky) die neue Saison der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL).

Gemessen an den absoluten Zuschauerzahlen sind die Capitals hinter den Fußballern von Rapid, aber noch vor Austria Wien die Nummer zwei aller Sportteams der Hauptstadt, doch nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus in der Vorsaison wollte man in Kagran heuer nicht den Meistertitel als Ziel ausgeben. Fürs Erste sind nur die Play-offs angepeilt, auch wenn mit Jean-Philippe Lamoureux der beste Goalie der Liga nach Wien gelotst wurde.

Titelfavorit, so viel lässt sich schon vor dem ersten eingeworfenen Puck sagen, ist Salzburg. Der Titelverteidiger tritt wohl mit dem stärksten Team der Klubgeschichte an: Die Erfolgsgaranten John Hughes, Ryan Duncan und Kapitän Matthias Trattnig sind geblieben, Legionäre mit NHL-Erfahrung sowie drei Teamspieler kamen hinzu (Goalie Bernhard Starkbaum, Kanada-Rückkehrer Thomas Raffl, Raphael Herberger). Es mag der älteste Kader der Liga sein, doch am ersten Titel-Hattrick zweifelt kaum jemand. „Es wird darauf ankommen, wie gut wir unsere Ressourcen nützen. Auf dem Papier haben wie sehr gute Spieler. Das Team, das am besten zusammenspielt, wird gewinnen“, erklärte der neue Coach, Greg Poss. Salzburg startet am Freitag bei Znojmo, dem Finalgegner des Vorjahres.

„Das war unprofessionell“

Begleitet wird der EBEL-Auftakt von der Krise des Nationalteams. Beim Olympia-Qualifikationsturnier in Riga kassierte Österreich unter anderem ein 1:8 gegen Lettland und ein 0:6 gegen Deutschland. Teamchef Alpo Suhonen hat für die Blamage auch die EBEL verantwortlich gemacht, die zu wenig auf heimische Spieler setze. „Wenn sie nicht spielen, wie sollen sie dann besser werden?“, fragte Suhonen. Einmal mehr stand die Punkteregelung der Liga in der Kritik. Vereinfacht: Jeder Spieler hat einen Wert zwischen null und vier, Transferkartenspieler (Legionäre) zählen vier Punkte, Österreicher weniger, 60 Punkte sind die Obergrenze für Klubs. ÖEHV-Präsident Gernot Mittendorfer stellt nun zumindest eine Reduzierung der Transferkarten in Aussicht. Sein Ziel: Vereine sollten mit vier bis sechs Ausländern auskommen.

Die neue Alps Hockey League (AHL), ein semiprofessioneller Unterbau der EBEL mit insgesamt 16 Farmteams und Klubs aus Österreich, Italien und Slowenien soll außerdem heimische Spieler heranführen und unbürokratisch EBEL-Einsätze ermöglichen. Für EBEL-Geschäftsführer Christian Feichtinger sei mit der AHL eine Struktur vervollständigt, „die keine Ausreden mehr zulässt, nationale Talente nicht spielen zu lassen“.

Die Liga aber hat freilich nicht allein Schuld an der Nationalteammisere. Rafael Rotter, Publikumsliebling der Capitals und 42-facher Teamspieler, wurde kurz vor dem Turnier von Suhonen aussortiert, er sagt nun: „Da war kein Plan, kein System dahinter. Die Trainings waren zu belächeln.“ Das Ganze sei einfach unprofessionell gewesen, erklärte Rotter bei Servus TV, das die EBEL sonntags weiterhin im Free-TV zeigen wird.

1140 NHL-Spiele in den Beinen

Für ihre Unparteiischen hat sich die Liga Verstärkung aus der NHL geholt. Greg Kimmerly hat 23 Jahre und 1140 Partien als NHL-Referee hinter sich, er soll die Schiedsrichter hierzulande auf ein höheres Level coachen. Bisher hat er nichts Schlechtes zu berichten, im Gegenteil: „Wir wollen sie einfach ein bisschen besser machen, wir arbeiten an Kommunikation und Präsenz.“ Zu den Play-offs sollen die Offiziellen auf höchstem Niveau sein. Bis dahin sind 54 Runden in Grunddurchgang und Pick-Round zu absolvieren, spätestens am 13. April 2017 steht der Meister fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.