Die National Hockey League startet in die "Centennial Season", mit Thomas Vanek, Michael Raffl und Michael Grabner spielen drei Österreicher mit. Titelkandidaten sind aber andere.
Wien. In der vergangenen Nacht wurde die „Centennial Season“ eröffnet, dank eines Kniffs begeht die National Hockey League bereits heuer ihr großes Jubiläum. Zwar besteht die nordamerikanische Eishockeyliga seit 100 Jahren, tatsächlich aber ist es erst die 99. Spielzeit, denn 2004/05 fiel die Saison wegen der Aussperrung der Spieler durch die Klubbesitzer komplett aus. Das soll freilich nicht stören. „Ein Jahrhundert voller großartiger Spieler, Partien und Momente verdient sich eine einjährige Feier“, kündigte NHL-Commissioner Gary Bettman an. Ein Truck inklusive Museum tourt während der Saison quer durch Nordamerika, ihren Höhepunkt sollen die Feierlichkeiten Ende November bzw. Anfang Dezember in Montreal, dem Gründungsort der Liga, und Ottawa, Austragungsort des ersten Ligaspiels, erreichen.
Abseits aller Umzüge und Galavorstellungen stehen sich auch heuer 30 Mannschaften im 82 Spieltage langen Grunddurchgang gegenüber. Titelverteidiger Pittsburgh Penguins greift heute ohne Superstar Sidney Crosby (Gehirnerschütterung) gegen die Washington Capitals ins Geschehen ein, beide Klubs werden ebenso wie die San Jose Sharks und die Chicago Blackhawks als aussichtsreichste Titelkandidaten gehandelt.
Grabner träumt mit Rangers
Auch für die drei Österreicher und ihre Klubs wird es ab heute wieder ernst auf dem Eis. Während Michael Raffl in sein viertes Jahr bei den Philadelphia Flyers geht, starten Thomas Vanek (Detroit Red Wings) und Michael Grabner (New York Rangers) in neuen Trikots in die Saison. Das Play-off ist das große Ziel, im Vorjahr war für Raffl und Vanek (mit Minnesota Wild) bereits in Runde eins Endstation, für Grabner war mit Toronto selbst diese außer Reichweite. „Wir waren eine junge Mannschaft, ich habe viel gelernt“, bilanzierte der Kärntner nach dem einjährigen Gastspiel in der kanadischen Metropole. Im Big Apple sind die Erwartungen nun deutlich höher. „Sie wollen gewinnen, nicht nächstes Jahr oder in drei Jahren, sondern heuer, und ich schaue, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann“, meinte Grabner.
Die Chefcoaches Alain Vigneault und Scott Arniel kennt Grabner bereits von früheren Stationen in Vancouver bzw. Manitoba. „Beide Trainer wissen, wie ich spiele und wo ich der Mannschaft helfen kann“, sagte der 29-Jährige, der dazu beitragen soll, das dürftige Unterzahlspiel der Rangers zu verbessern. Zum Auftakt wartet das New Yorker Derby gegen die Islanders, deren Trikot Grabner selbst fünf Jahre lang getragen hat. Die Rivalität („mit VSV/KAC vergleichbar“) hat er bereits zu spüren bekommen. „In den Sozialen Netzwerken wirst du von einem beliebten Spieler zu einem verhassten.“
Rot-weiß-rote Tore gefragt
Vanek gastiert mit Detroit in Tampa und soll der Mannschaft mit Toren weiterhelfen. „Thomas bringt eine große und schwere Präsenz ums Tor herum ein“, lobte General Manager Ken Holland den Neuzugang. Nach dem starken Auftritt mit dem Team Europa im World Cup hat der Steirer beim Debüt in der Preseason mit zwei Assists aufgezeigt. „Er hat genau die Dinge gemacht, die notwendig sind, um richtig erfolgreich zu sein“, lobte Coach Jeff Blashill.
Raffl, dessen Bruder Thomas nach dem gescheiterten NHL-Versuch wieder bei Red Bull Salzburg angeheuert hat, verlängerte im Februar bei den Flyers um drei Jahre. In der vergangenen Saison absolvierte der Flügel als einziger Kaderspieler alle 82 Partien, war mit 13 Toren hinter der Einser-Linie treffsicherster Stürmer. „Er sorgt für Puck-Besitz. Durch seine Explosivität und seine Kraft kreiert er Torchancen, aber er ist hinten auch ein Arbeitstier“, erklärte Coach Dave Hakstol. Gegen die Los Angeles Kings dürfte Grabner am Freitag sogar ins Top-Trio aufrücken, da Brayden Schenn für die ersten drei Spiele gesperrt ist.
Die reguläre Spielzeit endet am 9. April 2017, die Play-offs folgen unmittelbar darauf. Zudem steht neben dem Winter Classic am Neujahrstag das „Centennial Game“ zwischen Leafs und Red Wings im Fußballstadion des FC Toronto auf dem Programm.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2016)
