Doping: Zweifel an Norwegens Langlaufstars

Norwegian three-time Olympic cross-country skiing medalist Therese Johaug arrives for press conference in Oslo
Norwegian three-time Olympic cross-country skiing medalist Therese Johaug arrives for press conference in Oslo(c) REUTERS (NTB SCANPIX)
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Mit Therese Johaug, 28, wurde binnen eines Jahres ein zweiter norwegischer Loipenstar positiv getestet. Wieder übernimmt ein Teamarzt die volle Verantwortung.

Oslo. Doping ist im Ausdauersport ein steter Wegbegleiter, auch im Langlauf ist die Zuhilfenahme verbotener Substanzen weiterhin gängig. Aber nicht mehr Finnen oder Österreicher sind zuletzt prominent ins Netz der Dopingjäher gelaufen, sondern zwei Superstars aus Norwegen. Martin Johnsrud Sundby war 2015 zweimal positiv auf das Asthmamedikament Salbutamol getestet worden. Nun erwischte es die siebenmalige Weltmeisterin Therese Johaug. Ein Test der norwegischen Antidopingagentur ergab die Einnahme des anabolen Steroids Clostebol.

Dreiste Antworten ertappter Dopingsünder haben mitunter durchaus Unterhaltungswert. Ausreden wie kontaminiertes Fleisch, Zahnpasta, Kokain in Bonbons aus Kolumbien, explodierte Asthma-Inhalatoren, ein der Zeugungskraft dienlicher Tee, Whiskey, zu viel Sex oder „der Hund, der das Zeug bestellt hat“, wurden tatsächlich vorgeschoben. Die beiden Norweger aber nannten jeweils ihren Teamarzt als den Schuldigen . . .

Es irritiert insofern, als Langlauf in Norwegen als Volkssport gilt und ausschließlich Experten engagiert sind. Sundby machte einen Asthmaspray geltend und wurde für zwei Monate gesperrt. Johaug, 28, bringt die verabreichte Creme Trofodermin ins Spiel. Diese hatte sie wegen einer von der Sonne verbrannten Lippe verwendet.

Während in beiden Fällen die Ärzte die „volle Verantwortung“ übernahmen, erzählte nun Johaug vor der Untersuchung, was andere Sportler vor ihr in dieser Situation auch gesagt haben. Sie sei „am Boden zerstört. Es ist eine für mich schwierige Situation. Ich finde das unfair und völlig unverdient, obwohl ich mir natürlich meiner Verantwortung als Sportler bewusst bin, welche Medizin ich benutze.“ Es gilt die Unschuldsvermutung.

Unbehagen beim Weltverband

Für Norwegens Langläufer, Verband und Medien waren die Blutdopingfälle in Finnland und Österreich ein gefundenes Fressen. Nun nahm man beim Weltverband FIS diese Nachricht mit durchaus gemischten Gefühlen entgegen. „Wir müssen abwarten, wie die norwegische Antidopingagentur und der Verband damit umgehen. Die FIS legt größten Wert auf sauberen Sport“, sagt Generalsekretärin Sarah Lewis in Lahti beim Forum Nordicum. Der zweite so undurchsichtige Fall binnen kurzer Zeit wecke jedenfalls gehörige Zweifel, besonders auch deshalb, weil es mit Johaug eine Seriensiegerin und zweimalige Gesamtweltcupsiegerin betrifft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2016)

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