Football: Die zielsicheren Würfe eines Evergreens

Tom Bradys historischer Jubel.
Tom Bradys historischer Jubel.(c) Reuters
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Mit 201 Siegen für die New England Patriots avancierte Tom Brady zum erfolgreichsten Quarterback der NFL-Geschichte. Er ließ sich auch vom Deflategate-Skandal nicht beirren und belehrte einstige Scouts eines Besseren.

Foxborough/Wien. Seit 17 Saisonen gehört Tom Brady zur National Football League, nun hat sich der Quarterback der New England Patriots einen besonderen Eintrag in den Geschichtsbüchern gesichert. Der 26:10-Erfolg gegen die Los Angeles Rams war der 201. seiner Karriere, damit zog der 39-Jährige am bisherigen Rekordhalter Peyton Manning vorbei. Rivale Manning, der nur ein Jahr älter ist, seine Karriere aber beendet hat, hält zwar ebenfalls bei insgesamt 201 Siegen, stand beim letzten im Jänner 2016 nicht mehr in der Startformation.

„Ich habe das Glück, über einen sehr langen Zeitraum mit vielen verschiedenen Profis gespielt zu haben – von ihnen habe ich so viel gelernt“, erklärte Brady seine eindrucksvolle Statistik. Von den 201 Siegen in 264 Spielen als Starter (Manning: 200 in 293) feierte er 179 in der Regular Season (Manning und Brett Favre: 186) und 22 im Play-off (Rekord). Elf und damit die meisten gelangen ihm im direkten Spielmacher-Vergleich gegen Manning, 26 gegen die Buffalo Bills. Auf den Mann mit dem goldenen Arm ist auch in heiklen Phasen Verlass: Bei Gleichstand oder weniger als acht Punkten Rückstand führte Brady sein Team im letzten Viertel bzw. in der Verlängerung in fast 54 Prozent der Fällen noch zum Sieg – Bestwert der Liga seit 2001.

Dabei hatten einst nur die Allerwenigsten Brady eine solche Karriere zugetraut. Zu schmächtig, zu unbeweglich und zu wenig Spielintelligenz lautete die Einschätzung der Scouts für den Absolventen der University of Michigan. 2000 wurde er beim Draft von den Patriots nur an 199. Stelle gewählt und startete als vierter Quartback in die Saison. Doch der Modellathlet (1,93 cm, 102 kg) trainierte hart und studierte nächtelang Spielzüge, diese Verbissenheit zeichnet ihn bis heute aus. „Er feilt immer an Dingen, um sich zu verbessern“, schwärmt Trainer Bill Belichik.

Die Luft ist noch nicht draußen

Als 2002 Stamm-Quarterback Drew Bledsoe ausfiel, nutzte Brady die Chance und führte die Patriots zu seinem ersten Super Bowl. Es folgten drei weitere (2004, 2005, 2015), womit er gemeinsam mit Joe Montana (SF 49ers) and Terry Bradshaw (Pittsburgh Steelers) der erfolgreichste NFL-Quarterback ist.

Der letzte Triumph wurde allerdings vom Deflategate-Skandal überschattet. Beim Semifinalsieg gegen Indianapolis im Jänner 2015 waren elf der zwölf Bälle zu weich aufgepumpt. Die Liga unterstellte Brady Mitwisserschaft und verhängte eine Vier-Spiele-Sperre. Die Sanktion wurde beeinsprucht und aufgehoben, im Frühjahr aber wieder bestätigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Routinier seinen Vertrag bereits bis 2019 verlängert, für Klubbesitzer Robert Kraft ist der (noch) mit Topmodel Gisele Bündchen verheiratete Routinier wie ein „fünfter Sohn“.

Nach Absitzen der Sperre meldete sich Brady im Oktober fulminant zurück. Vier Spieltage vor Ende des Grunddurchgangs liegt er mit den Patriots als Divisions-Führende der AFC East auf Play-off-Kurs. Ob fünfter Titel oder weitere Rekorde – der Spieler mit der Rückennummer zwölf sieht sich noch nicht am Ziel. „Man kann immer noch etwas dazulernen.“ (swi)

12. NFL-Runde: Die Dallas Cowboys fixierten dank Washingtons Niederlage (23:31 in Arizona) als Erste den Play-off-Einzug, Jacksonville (10:20 gegen Titelverteidiger Denver) ist ausgeschieden. Falcons – Chiefs 28:29, Ravens – Dolphins 38:6, Bears – 49ers 26:6, Bengals – Eagles 32:14, Packers – Texans 21:13, Saints – Lions 13:28, Raiders – Bills 38:24, Steelers – Giants 24:14, Chargers – Buccaneers 21:28, Seahawks – Panthers 40:7.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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