Handball-WM: TV-Chaos, volle Kalender und die Würfe der Altstars

(c) APA/AFP/PASCAL GUYOT
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Zahlreiche Probleme überschatten die heute beginnende WM in Frankreich. Es gibt kein Live-TV, dafür eine Onlinebank, die das Event per Stream exklusiv überträgt. Der Videobeweis feiert seine Premiere, das ÖHB-Team fehlt.

Paris. Gastgeber Frankreich eröffnet heute gegen Brasilien die 25. Handballweltmeisterschaft. Die Stars der Franzosen, Nikola Karabatić, 32, Daniel Narcisse, 37, und Thierry Omeyer, 40, zählen zwar nicht mehr zu den jüngsten, die Franzosen sind dennoch Titelanwärter Nummer eins. Aber über die Favoriten wie Olympiasieger Dänemark mit dem zweifachen Welthandballer Mikkel Hansen oder über die Rolle von Vizeweltmeister Katar mit seinen eingebürgerten Profis wurde ohnehin nur am Rand berichtet. Auch dass die Schiedsrichter in allen acht Spielstätten erstmals den Videobeweis nutzen können, ging beinahe unter. Vielmehr hat der Wirbel um die Notübertragung der WM einen Schatten über das Turnier gelegt, vor allem in Deutschland.

Dort ist Handball die zweitbeliebteste Sportart, vor einem Jahr sahen über 16 Millionen vor den TV-Geräten, wie sich Deutschland zum Europameister kürte. Doch die Verhandlungen zahlreicher TV-Sender mit WM-Rechteinhaber Be in Sport, einer Tochter von Al Jazeera, scheiterten. Es sah tatsächlich danach aus, als würde die WM nicht zu sehen sein. Erst in letzter Minute sicherte sich die Onlinebank DKB, Sponsor der deutschen Bundesliga, die Übertragungsrechte. Die Begegnungen werden nun kostenlos online gezeigt (handball.dkb.de). Vorausgesetzt, die Internetverbindung spielt gerade mit.

Aber das war nicht der einzige Konflikt im Vorfeld der WM. Der Kalender im europäischen Spitzenhandball hat längst die Grenze des Machbaren überschritten. Ein Großteil der WM-Teilnehmer ist in Deutschland unter Vertrag, wo ein Mammutprogramm aus Bundesliga-Alltag, Pokal und internationalen Wettbewerben die Nationalspieler an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Drei deutsche Europameister erklärten freiwillig ihren Verzicht auf die WM, der Terminkalender wurde ihnen schlichtweg zu voll. In Frankreich könnte sich nun eine Befürchtung bewahrheiten: Am Ende wird bei den 24 Mannschaften die Physis eine entscheidende Rolle spielen.

Kantersieg gegen Österreich

Österreich ist nur WM-Zuschauer, im Play-off im Sommer gegen Dänemark, dem Abschiedsspiel von Viktor Szilágyi, war für die ÖHB-Herren nichts zu holen. In Kassel kassierten Nikola Bilyk und Co. zuletzt ein 16:33 im freundschaftlichen Vergleich mit WM-Mitfavorit Deutschland (Auftakt am Freitag gegen Ungarn mit Altstar László Nagy, 35). Wenige Tage zuvor hatten die Österreicher zweimal in Portugal verloren. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2017)

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