Per dreifachem Lutz hinein in die Weltspitze

Miriam Ziegler und Severin Kiefer sind seit 2013 auf und abseits des Eises ein Paar.
Miriam Ziegler und Severin Kiefer sind seit 2013 auf und abseits des Eises ein Paar. (c) REUTERS (CHARLES PLATIAU)
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Miriam Ziegler und Severin Kiefer vertreten Österreich bei der am Mittwoch beginnenden EM in Ostrava im Paarlauf. Das Duo trainiert in Berlin auf das große Olympia-Ziel hin, bis Pyeongchang 2018 gilt es, weiter an der Kunst, schwierige Sprünge einfach aussehen zu lassen, zu feilen.

Ostrava/Wien. Es bedarf schon einiger Lebenserfahrung, um sich an die Zeiten, als Emmerich Danzer oder Beatrix Schuba die Eiskunstlaufwelt in ihren Bann zogen, erinnern zu können. Wenn ab heute Europas Beste auf dem Eis in Ostrava um EM-Medaillen laufen, dann ist das erste österreichische Edelmetall seit 1982 (Gold für Claudia Kristofics-Binder) außer Reichweite. Der Blick in die Zukunft ist dennoch ein optimistischer, denn mit Miriam Ziegler, 22, und Severin Kiefer, 26, schickt sich ein heimisches Paar an, in die Weltspitze vorzustoßen.

Das Duo startet heute (18.45 Uhr, live Eurosport) mit dem Kurzprogramm zur Musik von „Turn to Stone“ in die Titelkämpfe, nach den Plätzen acht und neun in den vergangenen beiden Jahren sind die Top Ten auch heuer das erklärte Ziel. „Wir wollen die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, denn die Vorbereitung verlief leider nicht optimal“, berichtet Kiefer. Eine hartnäckige Rachenentzündung setzte Ziegler zu, erst seit letzter Woche wird wieder gemeinsam auf dem Eis trainiert.

Nach Jahren im Einzel fanden der Salzburger und die Burgenländerin 2013 zusammen, gleich der erste gemeinsame Wettkampf brachte die Olympia-Teilnahme in Sotschi 2014. Als 17. verpassten sie damals hauchdünn das Finale, doch der Ehrgeiz war geweckt und so folgte der Umzug nach Berlin zu Trainer Knut Schubert. „In Österreich gibt es keine Trainingsstätten und keine anderen Paare“, erklärt Kiefer im Gespräch mit der „Presse“. „Hier haben wir das Know-how und eine ganz andere Trainingsdynamik durch den direkten Vergleich mit anderen.“ In einem alten DDR-Komplex in Ostberlin wird seither an Sprüngen und Programmen gefeilt, zwischen vier und sechs Stunden am Tag, sechsmal pro Woche. Auch privat sind die beiden Heeressportler ein Paar, gestritten wird trotzdem selten. „Wir sind offenbar sehr kompatibel“, meint Kiefer schmunzelnd.

Weltmeisterlicher Sprung

In Sachen technischer Schwierigkeiten braucht das Duo den Vergleich mit den Weltbesten bereits jetzt nicht zu scheuen, so haben etwa den dreifachen Lutz nebeneinander außer ihnen nur noch die Weltmeister im Programm. „Wir machen sehr viele schwierige Sachen, aber bei uns sieht es noch nicht einfach aus“, sagt Kiefer und Ziegler ergänzt: „Wir arbeiten an Präsentation und Ausdruck, die Übergange müssen komplexer und interessanter werden.“ Nicht nur die spielerische Leichtigkeit und Routine gilt es auf dem Weg nach Pyeongchang 2018 zu finden, auch den Vorurteilen der Jury muss konstant mit guten Leistungen entgegengetreten werden. „Wir müssen immer wieder anklopfen und in die Tür treten, irgendwann können wir dann durchgehen“, sagt Kiefer über das harte Standing als Österreicher.

Das Saisonhighlight ist die WM in Helsinki im März, die Qualifikation für das Finale der Top 16 würde aller Voraussicht nach das Olympia-Ticket bringen. Mit 22 bzw. 26 Jahren zählt das Duo im internationalen Vergleich zu den jüngeren, die gemeinsame Karriere ist vorerst bis 2022 geplant. Kiefer: „Bis dahin wollen wir unser Potenzial ausschöpfen, dann können wir weit oben mitmischen.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2017)

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