Trumps Dekret spaltet auch Amerikas Sport

(c) APA/AFP/RONALDO SCHEMIDT
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Einreiseverbot. Die Basketballliga NBA sorgt sich um Spieler mit sudanesischen Wurzeln, Kandidaturen für WM- und Olympia wackeln. Leichtathletik-Star Mo Farah kritisiert US-Präsidenten schwer: "Er hat mich zum Fremden gemacht."

New York. Sorge um Imageschaden für die Bewerbungen um Olympia 2024, die Fußball-WM 2026, Streiks und Proteste in den laufenden Profiligen, Unklarheit über die Situation betroffener Spieler – der US-Sport fürchtet die Auswirkungen der Einreiseverbote von Präsident Donald Trump. Gleich mehrere Ligen, wie die NBA, und Amerikas Olympisches Komitee wandten sich noch am Wochenende an die Behörden, um Aufklärung zu verlangen. Vergebens.

„Die NBA ist eine globale Liga, und wir sind stolz darauf, die besten Spieler aus der ganzen Welt anzuziehen“, sagte Ligasprecher Mike Bass. „Wir haben beim Außenministerium angefragt und sammeln Informationen, wie dieses Dekret auf Spieler aus betroffenen Ländern angewendet wird.“ Doch das amerikanische NOK bangt: Ein zeitweises pauschales Einreiseverbot für Menschen bestimmter Nationalität sorgt für massives Unverständnis – und das torpediert jede Bewerbung.

Trump hatte als Kern seines Antiterrorkampfes einen 90-tägigen Einreisestopp für Menschen aus sieben, mehrheitlich muslimischen, Ländern verfügt. Ein Gericht in New York entschied jedoch, dass der Erlass gegen die Verfassung verstößt. Die Klärung soll binnen einiger Wochen erfolgen.

„Symbole unserer Größe“

In der NBA stammen etwa die Profis Thon Maker (Milwaukee Bucks) und Luol Deng (LA Lakers) aus dem Sudan und besitzen eine Doppelstaatsbürgerschaft. Maker hatte nach Angaben seines Coaches Jason Kidd keine Probleme bei der Wiedereinreise aus Kanada vom Auswärtsspiel bei den Toronto Raptors. „Ein sudanesischer Flüchtling, der vor Unterdrückung geflüchtet ist und ein unglaublicher junger Mann ist, wird das zweite Mal in der NBA starten“, twitterte Bucks-Vizepräsident Alexander Lasry über den 19-Jährigen vor der Niederlage gegen Boston am Samstag. „Er ist ein Symbol dafür, was Amerika großartig macht – und was alle Einwanderer über Amerika glauben.“

Die NBA veranstaltet ein jährliches Trainingslager, Basketball ohne Grenzen, an dem zuletzt auch ein Iraner teilnahm. In der Major League Soccer stehen Spieler unter Vertrag, die für die Nationalmannschaften des Iran und Irak kicken. Schon vor Trumps Wahl hatte US-Fußballverbandschef Sunil Gulati vermutet, dass eine angestrebte gemeinsame WM mit Mexiko „schwieriger“ werde als mit Präsidentin Hillary Clinton.

Das US-Ringerteam plant im Februar die Teilnahme am Weltcup im Iran, allerdings will die islamische Republik als Reaktion nun ihrerseits keine Amerikaner mehr ins Land lassen. „Ich denke nicht, dass unser Präsident weiß, was Außenministerium, Sportdiplomatie und kultureller Austausch für unser Land und für die Sicherheit aller Menschen geschaffen haben“, klagte Christina Kelley, Botschafterin des Ringerverbands.

Auch der gebürtige somalische Leichtathletik-Star Mo Farah – er ist der erste Läufer nach dem Finnen Lasse Viren (1972/1976), der das Olympia-Double über 5000 und 10.000 Meter in London 2012 und Rio 2016 geschafft hat – kritisierte US-Präsident Trump für dessen Dekret. Englands Sportliebling fand sehr harte Worte: „Am 1. Jänner wurde ich von der Queen zum Ritter geschlagen. Jetzt, am 27. Jänner 2017, hat mich Donald Trump zum Fremden gemacht“, schrieb der Brite, der seit sechs Jahren in Amerika lebt, auf seiner Facebook-Seite. Farah war im Alter von acht Jahren aus Somalia nach Großbritannien gekommen, in den USA fand er der Familie ein Zuhause. „Es ist schwer beunruhigend, dass ich meinen Kinder sagen muss, dass Daddy möglicherweise nicht zurück nach Hause kommen kann – um zu erklären, warum der Präsident eine Politik eingeführt hat, die von einem Ort von Ignoranz und Vorurteilen kommt“, so der 33-Jährige. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2017)

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