Formel 1: Wenn Rennfahrer zu Fuß gehen

Für Fernando Alonso ein gewohntes Bild: das Rennauto in der McLaren-Box, sein Arbeitstag ist vorzeitig vorbei.
Für Fernando Alonso ein gewohntes Bild: das Rennauto in der McLaren-Box, sein Arbeitstag ist vorzeitig vorbei.(c) APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC (ANDREJ ISAKOVIC)
  • Drucken

Fernando Alonso konnte in dieser Saison kein Rennen beenden, stets stoppten Motorprobleme den McLaren. Auch bei seinem Heim-GP in Barcelona droht ihm die Rolle des Zuschauers.

Barcelona. Manchmal haben es auch Formel-1-Stars wirklich nicht leicht. Die Leidenszeit von Fernando Alonso geht auch zum Auftakt des Grand-Prix-Wochenendes in Barcelona weiter. Das erste freie Training zum Großen Preis von Spanien am Sonntag (14 Uhr, RTL, ORF, Sky) endete für den zweimaligen Weltmeister schon nach wenigen Metern. Wieder einmal stoppten Motorprobleme seinen McLaren-Honda-Rennwagen.

Der Kommandostand forderte Alonso auf, das Aggregat abzustellen. Als der Wagen mit einem Kran von der Strecke gebracht wurde, floss Öl aus dem in der Luft hängenden Wagen. Der Spanier nahm das Ganze, wieder einmal, mit Humor. Als er auf einem Motorroller zurück ins Fahrerlager gebracht wurde, lächelte der 35-Jährige und winkte seinem Heimpublikum zu.

Es war nicht der erste Rückschlag in diesem Jahr für den Asturier. Als einziger Pilot im Fahrerfeld kam er in den bisherigen vier Rennen in diesem WM-Jahr nicht ins Ziel. Für einen ehrgeizigen Piloten wie ihn ist das ein Schlag ins Gesicht, und seinen Frust tut er längst offen kund. „Macht, was ihr wollt“, funkte er zuletzt seinem Techniker mitten in einem Rennen zu. Fernando Alonso hat aufgrund dieser Aussichtslosigkeit keine Lust mehr. Es gibt nichts, was er mehr hasst als zu verlieren. Selbst 40 Millionen Dollar Gage, die er bei McLaren in zwei Jahren verdienen soll, lindern dieses Leid nicht.

Seit 2013 sieglos

Beim GP in Sotschi war sein Arbeitstag nach der Einführungsrunde beendet. Und gleiches kann ihm jetzt bei seinem Heim-GP blühen. Alonso, 36, hat dennoch offengelassen, ob er seinen Vertrag bei dem Rennstall nach drei Jahren verlängert. Zwei WM-Titel schmücken seine Vita, doch die Pein, seit 2013 nicht mehr gewonnen zu haben, wird für den Veteranen zusehends unerträglicher. „Ich werde im September, Oktober darüber nachdenken, was ich nächstes Jahr mache“, sagt er. Wenn bis dahin das Team die Möglichkeit habe zu gewinnen, bleibe er; eventuell.

Beste Ablenkung: Indy 500

Tröstend für ihn allerdings ist die Aussicht, dass sein Rennstall ihm am 28. Mai einen Start beim legendären Indy 500 in Indianapolis ermöglicht und ihm – „endlich“ – Siegchancen eingeräumt werden. Dafür darf Alonso den zeitgleichen Großen Preis von Monaco auslassen. Gleich nach dem Rennen am Sonntag in Barcelona fliegt er mit McLaren-Chef Zak Brown in die USA. Am Montag steht dort das erste freie Training an.

„Es ist etwas anderes“, fasste er seinen Eindruck von dem Indy Car zusammen, das er in der vergangenen Woche erstmals testen durfte. „Das Auto hat sich anders angefühlt. Das asymmetrische Setup ist eine Erfahrung.“ Alonso nimmt den Klassiker auf dem Indianapolis Motor Speedway in einem Boliden des Andretti-Teams in Angriff, das eine Arbeitsgemeinschaft mit McLaren eingegangen ist. Im Vorjahr gewann Andretti mit dem ehemaligen F1-Piloten Alexander Rossi, das befeuert Alonsos Hoffnungen. Sein Traum ist ja die Triple Crown: Siege in Monte Carlo in der Formel 1, in Indianapolis und bei den 24 Stunden von Le Mans.

Grundsätzlich wolle Alonso aber weiterhin in der Königsklasse fahren. „Ich mag diese Formel 1“, sagte er und spielte auf höhere Kurvengeschwindigkeiten und die spektakulärer aussehenden Autos in der neuen Saison an. Er sei ja glücklich mit seinem Leben, seinem Job bei McLaren. „Aber wir gewinnen nicht.“ Und diese Misere beschreibt er offen als „total inakzeptabel“. Er ist aber an dieser Situation auch selbst schuld. Er kaufte sich 2014 aus seinem Vertrag bei Ferrari aus, weil der Rennwagen chancenlos war. „McLaren“, sagte Alonso damals, „ist für mich das beste Team der ganzen Formel 1.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lewis Hamilton jubelt mit Fans
Motorsport

Formel 1: Hamilton gewinnt in Barcelona vor Vettel

Lewis Hamilton ist zurück: Der britische Mercedes-Star triumphiert in Spanien und fährt einen wichtigen Sieg im Zweikampf mit Ferrari-Pilot Sebastian Vettel ein. In Runde 44 gelang das entscheidende Überholmanöver.
Lewis Hamilton
Motorsport

Formel 1: Hamilton startet in Barcelona von der Pole Position

Lewis Hamilton sicherte sich 51 Tausendstel vor WM-Leader Sebastian Vettel die Bestzeit und startet zum 64. Mal in seiner Karriere von Platz eins.
AUTO-PRIX-F1-BAHRAIN
Motorsport

Mercedes gegen Ferrari, "ein enger Kampf"

Niki Lauda sieht in der Formel-1-WM ein enges Match zwischen seinen Silberpfeilen und der Scuderia, Valtteri Bottas ist für ihn die "coolste Socke"

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.