Tennis: ATP nimmt Kitzbühel das Turnier weg

Daniel Koellerer 2009 in Kitzbuehel
Daniel Koellerer 2009 in Kitzbuehel(c) REUTERS (© Dominic Ebenbichler / Reuters)
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Im kommenden Jahr wird kein ATP-Turnier in Kitzbühel stattfinden. Stattdessen bekommt Nizza den lukrativen Platz im Tenniszirkus. Damit ist die BA-Trophy in der Stadthalle Österreichs einziges Top-Turnier.

Österreichs Tennis-Herren haben nach dem Turnier in Pörtschach, das nicht zuletzt zur Rettung von Kitzbühel nach Tirol übersiedelt war, nun auch dieses Event in Kitzbühel endgültig verloren. Die ATP hat entschieden, dem Werben von Veranstalter Nizza um einen Platz im lukrativen ATP-Zirkus nachzugeben, und gleichzeitig das Traditionsturnier in Kitzbühel zu streichen. Grund dafür war mit Sicherheit eine von der Stadtpolitik mehrmals versäumte Frist zu einer Unterschrift unter den Stadionnützungsvertrag, worauf die ATP nach Alternativen suchte - und in Nizza schnell fündig wurde.

Ronnie Leitgeb ist weiterhin Besitzer dieser ATP-Lizenz, die nun für fünf Jahre an Nizza vermietet ist - mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Zwar besteht eine theoretische Möglichkeit, dass das Turnier dann wieder nach Österreich zurückkehrt, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Damit ist die Bank-Austria-Trophy in der Wiener Stadthalle das letzte ATP-Tour-Turnier auf österreichischem Boden.

Leitgeb enttäuscht

"Mich trifft's persönlich wirklich, weil ich mit großem Herz und Leidenschaft gedacht habe, dass man in Österreich wenigstens so etwas Wichtiges retten kann. Dass man das dann so ziehen lasst, ist schon enttäuschend", meinte Veranstalter Leitgeb, der derzeit als Manager von Nikolaj Dawydenko beim ATP-Tour-Finale in London weilt, am Freitag. Obwohl vom Land Tirol große Unterstützung kam und auch mit Interwetten ein Großsponsor fixiert war, kann die 65. Auflage des ältesten Turniers in Österreich 2010 nicht mehr über die Bühne gehen.

Persönliche Eitelkeiten und Intrigen

Der Grund ist in persönlichen Eitelkeiten und Intrigen in Kitzbühel zu suchen. Die Unterschrift unter den Stadionnützungsvertrag war nur noch Formsache und eigentlich ausverhandelt. Trotz Setzen mehrerer Nachfristen gelang es der Stadtgemeinde nicht, das Turnier zu sichern. Leitgeb wollte in diesem Vertrag die Fortsetzung der Veranstaltung bis 2013 mit einer Option auf weitere fünf Jahre festlegen, hätte die Veranstaltung also langfristig für Kitzbühel gesichert.

"Irgendwann einmal kam der Zeitpunkt, die Deadline, wo du das Preisgeld bestätigen musst. Als wir das mussten, habe ich ihnen (der ATP-Anm.) mitteilen müssen, wir haben zwar einen Hauptsponsor, wir haben zwar mündliche Zusagen, aber keinen Nutzungsvertrag für das Stadion", sagte Leitgeb, der die Wahrscheinlichkeit, dass seine Lizenz noch einmal nach Österreich zurückkehrt als "eher gering" bezeichnet. Denn in Nizza steht die Stadtverwaltung samt Bürgermeister Christian Estrosi, der auch Industrieminister in Frankreich ist und über dementsprechende Kontakte verfügt, geschlossen hinter dem Projekt ATP-Turnier. "Er hätte am liebsten für zwölf Jahre unterschrieben, aber so lange wollte ich mich nicht binden", sagt Leitgeb.

Dies kann man von Kitzbühel keinesfalls behaupten. Seit Jahren war das Turnier fraglich, weil es wegen diverser Eitelkeiten immer wieder zu Streitigkeiten kam. Leitgeb: "Sie verstehen leider nicht, wie professionell das in dieser Liga sein muss und sie verstehen nicht, mit welchen wirtschaftlichen und pragmatischen Parametern so ein System (wie die ATP-Anm.) versetzt ist."

Der Verlust des Turniers sei umso bedauerlicher, so Leitgeb, weil sein Schützling Jürgen Melzer begonnen habe, wirklich gut zu spielen. "Ich bin überzeugt, dass Jürgen nächstes Jahr einen respektablen Sprung nach vorne machen wird." Noch beim Turnier in Wien zeigte sich Melzer als Botschafter des Turniers in Kitz. "Jetzt ist er Botschafter von Kitz ohne Turnier", meint Leitgeb bitter.

Noch vor zwei Jahren hatte Österreich drei ATP-Turniere, übrig geblieben ist das Event in der Wiener Stadthalle. Leitgeb sei vor seiner Übersiedelung von Pörtschach nach Kitzbühel "von vielen Seiten gewarnt" worden. "Die haben alle gesagt, du wirst dich wundern." Leitgeb wollte diese Traditionsveranstaltung retten, und Österreich wohl auch ein ähnliches Schicksal ersparen wie seinerzeit mit dem Ende des Formel-1-Grand-Prix in Zeltweg.

"Das war ja genau dasselbe. Und jetzt haben wir jemanden wie Didi Mateschitz mit zwei Formel-1-Teams. Wenn man sich vor fünf, sechs Jahren ein bisschen geschickter verhalten hätte, würde Mateschitz heute wahrscheinlich in Zeltweg einen Ring machen, um den Leuten in Abu Dhabi zu beweisen, wir können das auch. Aber man liebt es, solche Leute in Österreich zu verhindern."

(APA/Red.)

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