Froome: "Diese Vuelta war eine echte Höllenfahrt"

APA/AFP/JOSE JORDAN
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Chris Froome fuhr als Dritter nach den Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) das Double aus Tour und Vuelta ein. Nun strebt der Brite des Sky-Teams auch noch nach WM-Gold - und dem historischen Triple.

Madrid. Chris Froome hat sein Trauma Vuelta überwunden. Im sechsten Anlauf und nach drei zweiten Plätzen war dem Briten der erste Sieg bei der Spanien-Rundfahrt auf der Abschlussetappe über 117,6 Kilometer in Madrid nicht mehr zu nehmen. „Das sind so viele Emotionen. Es war eine echte Höllenfahrt zum Schluss. Die drei Wochen waren hart, fast jeden Tag gab es eine Schlacht im Gesamtklassement“, sagt der viermalige Tour-Sieger, nachdem er die Etappe auf den gefürchteten Angliru als Dritter beendet und die letzten Zweifel beseitigt hatte.

Die abschließenden 117,6 km von Arroyomolinos in die spanische Hauptstadt wurden nicht nur für Froome, sondern auch für Alberto Contador zu einer Triumphfahrt. Der 34-jährige Spanier, tags zuvor siegreich, wurde von den Massen am Straßenrand in seinem letzten Rennen als Profi gebührend gefeiert.

Das Podest verpasste der dreifache Vuelta-Gewinner (2008, 2012 und 2014) knapp, fiel am Schlusstag auch noch um eine Position auf Rang fünf zurück. Gesamtzweiter mit 2:15 Minuten Rückstand auf Froome wurde der Italiener Vincenzo Nibali. Platz drei ging an den Russen Ilnur Sakarin (2:51 zurück), Vierter wurde der Niederländer Wilco Kelderman. 158 von 198 Profis kamen ins Ziel.

Die 21. und letzte Etappe wurde im Massensprint entschieden. Dabei feierte Matteo Trentin seinen vierten Etappenerfolg. Der Italiener hatte schon die 4., 10. und 13. Etappe für sich entschieden. Froome wurde Tages-Elfter und schnappte Trentin somit auch noch das schon sicher geglaubte Punkte-Trikot weg. Die Bergwertung ging an den Italiener Davide Villella von Cannondale. Froome wurde hier Dritter, der Tiroler Etappensieger Stefan Denifl Achter und gesamt als bester Österreicher 58. (+2:41:15 Std.).

Anquetil, Hinault, Froome

Gesamtsieger Froome (Sky) ist damit der erst dritte Radprofi nach den Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978), die das Double aus Tour und Vuelta verwirklichten. Seit der dritten Etappe trug der 32-Jährige, der sich zwei Tagessiege holte und den scheidenden Altmeister Contador auf dem Angliru wohl großzügig gewähren ließ, das leuchtend Rote Trikot (Giro: Rosa, Tour: Gelb) des Spitzenreiters.

Nur zweimal wackelte der in Nairobi geborene Brite in Spanien. Zunächst kam er auf der 12. Etappe nach zwei Stürzen aus dem Rhythmus und verlor Zeit. Auf der 17. Etappe zahlte er beim steilen Anstieg nach Los Machucos den Tribut für seine Anstrengungen beim vorangegangenen Zeitfahren von Lagrono. Jedoch Froome, der weiterhin ob seines unorthodoxen Fahrstils aus dem Peloton herausragt, rückte die Verhältnisse jedes Mal postwendend zurecht. Nicht zuletzt sein Sky-Team, das in Spanien bei der anspruchsvollen 72. Vuelta genauso souverän wie bei der vorangegangen Tour aufgetreten war, rettete den Kapitän. „Meine Teamkollegen waren einfach unglaublich“, meinte Froome und wusste, wem er diese Loyalität zu danken hatte. Christian Knees, Wout Poels, Mikel Nieve und Co. zerrissen sich für ihren Chef.

Erst der Aufgalopp?

Sein Triumph in Spanien könnte der Aufgalopp für eine weitere Rekordjagd sein: Froome plant, den nächsten Giro d'Italia zum ersten Mal auf Sieg zu fahren. Damit läge das Triple in der Luft: Tour, Vuelta, Giro. Aber eine solche Entscheidung birgt ein großes Risiko für den Versuch, die nach dem Giro folgende Frankreich-Rundfahrt 2018 zum fünften Mal zu gewinnen. Leicht möglich, dass dieser Marathon selbst für einen außerordentlichen 67-Kilogramm-Athleten wie Froome zu viel wäre, auch wenn die Tour wegen der Fußball-WM im kommenden Jahr erst am 7. Juli ausrollt und die Erholungspause nach dem Giro länger wäre.

Die erfolgreichste Saison könnte bei der in einer Woche startenden WM in Bergen in Norwegen noch eine Fortsetzung für Froome finden. Der Sky-Kapitän will sein Team beim Mannschaftszeitfahren anführen und auch zum Solo-Kampf gegen die Uhr antreten.

(red.)

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