Tour de France: Im rot-weiß-roten Windschatten

Die Bora-Mannschaft hat auf Frankreichs Straßen alles im Griff.
Die Bora-Mannschaft hat auf Frankreichs Straßen alles im Griff. (c) APA/AFP/JEFF PACHOUD
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Der „Rockstar“ des Pelotons und seine treuen Helfer haben es ermöglicht: Das bayerische Bora-Team mit den beiden Österreichern Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger ist eines der bisher erfolgreichsten in Frankreich.

Annecy/Wien. Radrennen sind ein Mannschaftssport. Während Superstar Peter Sagan die Konkurrenz in der ersten Woche der Tour de France in Grund und Boden gefahren hat, waren es im Hintergrund Teamkollegen wie der Oberösterreicher Lukas Pöstlberger, die ihren Kapitän geschützt, ihm Windschatten geboten und die Drecksarbeit verrichtet haben.

Der Lohn: Sagan liefert, und dank ihm ist das Bora-Hansgrohe-Team aus dem oberbayerischen Raubling in aller Munde. Im Vorjahr errang er für seinen Rennstall den ersten Etappensieg bei der Tour, heuer hat er schon zwei Teilstücke gewonnen und drei zweite Plätze eingefahren. Das Grüne Trikot des besten Sprinters wird dem charismatischen Slowaken wohl kaum mehr zu nehmen sein. Sagan und sein Team „rocken die Tour“, lautete eine Schlagzeile.

Der 26-jährige Pöstlberger hat Sagan nicht nur heil durch die ersten zehn Etappen geführt. Schon vor einem Jahr hatte er selbst für eine Sternstunde des Bora-Rennstalls gesorgt, als er gleich bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt die Auftaktetappe des Giro d'Italia gewann und danach im Rosa Trikot des Gesamtführenden fuhr.

In Frankreich geht es nun aber in die Berge. Und dort ist in der achtköpfigen Bora-Mannschaft vor allem Gregor Mühlberger gefordert. Mit erst 24 Jahren absolviert der Niederösterreicher schon seine dritte große Rundfahrt nach der Vuelta 2016 und dem Giro 2017. Seine Aufgabe bei der Tour: Kapitän Rafał Majka bestmöglich über Alpen und Pyrenäen bringen. Der Pole soll am Ende in den Top fünf der Gesamtwertung aufscheinen.

Österreicher hoch im Kurs

Mühlberger und Pöstlberger, die österreichischen Meister von 2017 und 2018, radeln nun schon seit drei Jahren für Ralph Denk. Der ehemalige Amateurfahrer aus Bayern hat den Rennstall 2010 gegründet und ist seither auch Teammanager. Bisher war es eine Erfolgsgeschichte: 2012 erhielt das Team eine Wildcard für den Giro, 2013 folgte die Vuelta a España, 2014 der erste Start bei der Tour.

Sein größer Coup gelang Denk aber mit der Verpflichtung von Peter Sagan. Der 28-Jährige ist als dreifacher Weltmeister nicht nur sportlicher Erfolgsgarant, sondern auch die begehrteste Werbefigur im Radsport. „Peter ist der teuerste Fahrer im Feld und jeden Cent wert. Niemand ist in der Öffentlichkeit so präsent“, erklärt Denk. Neben dem US-Radhersteller Specialized sind es vor allem die deutschen mittelständischen Unternehmen Bora (Küchenabzüge) und Hansgrohe (Armaturen), die für Sagans kolportierte Jahresgage von fünf Millionen Euro aufkommen.

Inzwischen ist das Team nicht nur sportlich in der Weltelite angekommen. Seit dem Vorjahr fährt Bora mit der Lizenz eines World Teams, unterhält einen eigenen Küchentruck und beschäftigt über 80 Angestellte, darunter den Oberösterreicher Christian Pömer als einer von mehreren sportlichen Leitern.

Überhaupt ist der bayerische Rennstall eng verbunden mit dem Aufschwung im österreichischen Radsport. Mittlerweile neun Österreicher sind bei UCI World Teams unter Vertrag, vier davon bei Bora. Neben Pöstlberger und Mühlberger sind das Bergspezialist Felix Großschartner, 24, und der Niederösterreicher Patrick Konrad, 26, der Ende Mai den Giro d'Italia sensationell auf Platz sieben der Gesamtwertung beendet hat.

Aushängeschild ist und bleibt aber Sagan. „Ein super Typ und toller Teamkollege. Er sieht sich nicht anders gestellt, er weiß, ohne uns kommen die Erfolge auch nicht“, sagt Konrad. Auch der deutsche Routinier Marcus Burghardt, der Sagan heuer zum Sieg bei Paris-Roubaix verhalf und schon seine zehnte Tour de France bestreitet, schätzt den Slowaken als Anführer. „Er hat jedes Rennen Druck. Das handelt er super und gibt es nie irgendwie ans Team weiter.“

Sagans Vertrag läuft bis Ende 2019. „Ich glaube, Peter will bleiben. Wir sprechen nach der Tour darüber“, erklärte Teammanager Denk, der seinem Star auch die nötigen Freiheiten einräumt. „Das braucht er. Zum Beispiel darf er bei uns im Winter Ski fahren – wir gehen das Risiko ein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2018)

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