Sailer-Causa: Betroffene wandte sich an Werdenigg

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OeSV PRESSEGESPRAeCH: SCHROeCKSNADELAPA/HERBERT NEUBAUER
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Eine damals 14-Jährige soll von Ski-Legende Toni Sailer vergewaltigt worden sein. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ordnete indes eine sofortige Untersuchung von weiteren, anonymen Vorwürfen gegen einen Trainer an.

Im Ö1-"Abendjournal" sagte Nicola Werdenigg zu den zuletzt im "Spiegel" veröffentlichten Vergewaltigungsvorwürfen gegen Toni Sailer, dass sich die Betroffene bei ihr bereits im Frühjahr dieses Jahres gemeldet habe. Werdenigg glaube der Frau, weil "sie Zusammenhänge und Personen und Räumlichkeiten so detailliert schildern kann, wie das nur jemand kann, der nahe am Skiteam dran ist".

Bei einem Abfahrtsrennen 1975 in Innsbruck-Igls sei die damals 14-Jährige mit Freundinnen in ein Hotel gegangen und mit österreichischen Trainern zusammengesessen. Unter dem Vorwand, ihr eine Autogrammkarte geben zu wollen, habe sie Sailer damals mit auf sein Zimmer genommen, schilderte Werdenigg die Aussagen der Betroffenen im Ö1-"Abendjournal". "Das Kind wusste, dass die Eltern ganz große Fans von Toni Sailer sind, wurde ins Zimmer gelockt, dort fand eine versuchte Vergewaltigung statt. Dann ging Toni Sailer zum Essen, hat das Kind im Zimmer eingesperrt, kam nach dem Essen alkoholisiert zurück und hat sie dann vergewaltigt", sagte Werdenigg.

ÖSV: Zu Sailer nichts bekannt

Zu den Missbrauchsvorwürfe gegen Sailer sei dem Österreichische Skiverband (ÖSV) nichts bekannt, hieß es am Montag. Der Verband prüft indes einen ebenfalls vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kolportierten, anonymen Vorwurf, wonach ein ehemaliger Spartentrainer des ÖSV "der als junger Mann vor Jahrzehnten bei der Massenvergewaltigung eines Mädchens in Schladming dabei war", bis heute seiner Arbeit im Verband nachgehe. Verbands-Präsident Peter Schröcksnadel hat eine sofortige interne Untersuchung angeordnet.

Es werde von allen Trainern und Funktionären ein Führungszeugnis verlangt, hieß es in einer Aussendung der diesbezüglich mit der ÖSV-Außenkommunikation betrauten Beraterin Heidi Glück. Sollte sich die Beschuldigung der Massenvergewaltigung als wahr bestätigen, werde es unverzüglich Konsequenzen geben, hieß es darin. Laut Schröcksnadel gelte "null Toleranz gegen jedwede Gewalt und Machtmissbrauch".

Der ÖSV hatte nach den vor knapp einem Jahr aufgekommenen und vor allem durch die Missbrauchsvorwürfe von Werdenigg ausgelösten Debatte über Vorfälle wie sexuelle Übergriffe in den 1970er-Jahren drei unabhängige Expertenkommissionen eingesetzt. Dabei wurde dem Skiverband u.a. bestätigt, dass es im ÖSV keine Strukturen gibt, die systematisch sexualisierte Gewalt fördern. Die Auseinandersetzung mit den Vorwürfen habe innerhalb des ÖSV zu einer Sensibilisierung und einen Bewusstseinsprozess geführt, hieß es danach.

In dem aktuellen Spiegel-Online-Bezahlartikel waren auch neue Missbrauchsvorwürfe gegen Österreichs 2009 verstorbene Ski-Legende Toni Sailer öffentlich gemacht worden. Davon sei dem ÖSV nichts bekannt, hieß es am Montag.

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