Contador: Ende der Posse um verunreinigtes Steak

Contador Ende Posse verunreinigtes
Contador Ende Posse verunreinigtes(c) AP (Manu Mielniezuk)
  • Drucken

Seit vielen Monaten wartet die Sportwelt auf den Spruch des internationalen Sportgerichtshofes CAS im Fall des Radstars Alberto Contador. Das für Montag erwartete Urteil spaltet die Radszene.

Lausanne/Da/Ag. Das überaus quälend lange Ringen um Konsequenzen wird am Montag in Lausanne ein Ende finden. Eineinhalb Jahre nach der Dopingkontrolle mit den positiven Clenbuterol-Analysen in A- und B-Probe, die sich der dreifache Tour-de-France-Sieger weiterhin mit einem „verunreinigten Steak“ erklärt, wollen die Richter über Wahrheit, Ausrede und Tatsachen entscheiden.

Es mutet überaus skurril an, dass just am Vortag die US-Staatsanwaltschaft nach zwei Jahren endloser Ermittlungen die Dopingakte Lance Armstrong geschlossen hat. Der siebenmalige Tour-Sieger darf aufatmen, sein Ruf scheint vorerst wieder hergestellt. Gründe, warum die Akte des 40-Jährigen abgelegt worden ist, nannten die Juristen in Los Angeles keine. Vielleicht sei das ein Fingerzeig für ihre Sportkollegen in Lausanne, wittern Verschwörungstheoretiker eine Absprache. Denn sie erwarten auch einen Freispruch für Alberto Contador. Dem Spanier drohen im ungünstigsten Fall eine zweijährige Sperre und die Aberkennung aller Siege seit dem 21. Juli 2010.

Termine als Ablenkung

Mit Training und dem ersten erfolgreichen Wettkampf im Januar in Argentinien wollte sich Contador die monatelange Wartezeit erträglicher machen. „Ich habe versucht, mich abzulenken, und meine Tage immer mit Terminen vollgepackt“, erklärte er in der baskischen Zeitung „El Correo“. „Trotzdem war es schwer. Ich liebe mein Rad und die Rennen, aber manchmal kamen mir Dinge in den Kopf, und ich fragte mich, warum meine sportliche Laufbahn seit meinem Unfall 2004 alles andere als unkompliziert verlief.“ Die Entfernung eines Aneurysmas im Kopf hat ihn vor acht Jahren fast das Leben gekostet. Diesmal steht die sportliche Zukunft des zierlichen Superstars aus Pinto auf dem Spiel.

Egal, wie das Urteil auch ausfallen wird, der Radsport ist der große Verlierer. Nicht nur, weil das Thema Doping nach wie vor auf der Tagesordnung steht, sondern auch der letzte Funken Eintracht der Rennställe endgültig erloschen ist. Und die Posse um das „gedopte“ Steak treibt sogar wilde Blüten. Er wüsste schon, wie es ausgeht, hat unlängst Flavio Becca, der Financier der Contador-Konkurrenz-Equipe Nissan-RadioShack, angemerkt. Der Immobilien-Mogul aus Luxemburg sah Zusammenhänge zwischen dem ungewöhnlichen Trainingslager-Aufenthalt von Contadors Team Saxo-Bank in Israel und der Herkunft des in diesem Fall obersten CAS-Richters Ephraim Barak.

„Es schadet nur dem Sport“

Ungereimtheiten gab es auch bereits nach der Dopingkontrolle am 21. Juli 2010. Contador erfuhr erst einen Monat später von der positiven Analyse, dann übernahm sofort der Königliche Spanische Verband Rfec den Fall und kümmerte sich um seinen Helden. Er wurde – rechtzeitig vor Saisonbeginn – im Februar 2011 freigesprochen. Steak und Bauern seien schuld an den Spuren des Kälbermastmittels Clenbuterol in Contadors Urin. Dagegen legte der Weltverband UCI Einspruch ein. Contador hat Doping stets bestritten.

Irgendwie können sich Beobachter des Falles nicht des Eindrucks erwehren, dass alle Rennställe, Sponsoren und Fahrer gar kein Urteil wollten. Länger unter den Tisch kehren konnte man es aber nicht. Hans-Michael Holczer vom Katusha-Team: „Egal, wie es ausgeht, es schadet dem Sport...“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.