Box-Duell beim Abwiegen: Chisora "watscht" Klitschko

Klitschko gegen Chisora
Klitschko gegen Chisora(c) EPA (Marc Mueller)
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Vor dem Duell der beiden Schwergewichtsboxer kam es zu einem Eklat: Beim Wiegen verpasste der Brite dem Champion eine Ohrfeige. Klitschko ließ sich aber nicht provozieren.

Am späten Samstagabend (ab 22.45 Uhr/live RTL) kommt es in München zum Duell um den Box-WM-Titel nach WBC-Version. Schwergewichts-Weltmeister Witali Klitschko trifft dann auf den Briten Derek Chisora. Doch schon vor dem Kampf zeigte der 28-jährige Herausforderer von der Insel, warum er als "Bad boy" gilt: Beim Wiegen verpasste Chisora dem 40-jährigen Champion eine Ohrfeige. Unter Sicherheitskräften und Betreuern kam es zu heftigen Rangeleien. Nur Klitschko selbst behielt kühlen Kopf. Der Ukrainer schaute nur streng und meinte: "Die Abrechnung erhält er im Ring." Kurz danach legte Klitschko in einem RTL-Interview nach: "Der hat nicht alle Tassen im Schrank. Er hat mich nicht wie ein Boxer, sondern wie eine Frau geschlagen - mit der flachen Hand. Wenn er richtig kämpfen will, muss er dass schon mit den Fäusten tun."

Der in Simbabwe geborene Chisora ist nicht nur im Ring unberechenbar: So verprügelte der "Del Boy" seine Freundin, küsste einen Gegner auf den Mund und biss einen anderen in Mike-Tyson-Manier ins Ohr.

Schon Tage vor dem Duell in der mit 12.500 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle nahm er Chisora den Mund sehr voll: "Vorher ist Witali nett zu dir, doch dann will er dich zerstören. Das ist Klitschkos Psychologie", gab er zu Protokoll. "Die meisten Gegner hatten gegen ihn doch schon verloren, als sie in den Ring gestiegen sind, weil sie vor Angst gezittert haben. Aber ich habe Stolz und Leidenschaft. Ich bin die schlimmste Pest."

Sogar eine Runde für seinen K.o.-Sieg hat sich Chisora bereits ausgesucht, nämlich die achte. "Ich brauche nur den einen richtigen Schlag, um Klitschko zu fällen", betonte der 1,87 m große Linksausleger, der als Profi bei einer Bilanz von 15:2-Siegen (neun durch K.o.) hält. Seine jüngste Niederlage am 3. Dezember des Vorjahres in Helsinki gegen den Finnen Robert Helenius war umstritten, auch seine erste resultierte aus einem Punkturteil, das aber am 23. Juli 2011 in der Wembley-Arena gegen seinen 2,06 m großen Landsmann Tyson Fury viel klarer und gerechter ausgefallen war.

Aufgrund seiner klaren körperlichen Nachteile rechnen Experten nun mit seiner dritten Niederlage: Chisora ist 15 Zentimeter kleiner als Witali Klitschko. Auch in punkto Reichweite hat er mit ebenfalls 15 Zentimetern klar das Nachsehen gegen den 2,02 m großen "Dr. Eisenfaust", der 43 seiner 45 Profikämpfe gewonnen hat und eine K.o.-Quote von 89 Prozent (40) vorweisen kann.

Dennoch behauptet Chisora, er rieche Furcht beim WBC-Weltmeister, "die Angst, etwas Großes zu verlieren". Große Sprüche sind eben immer gut für die Dramaturgie und die Zuschauerzahlen. Trotzdem muss Klitschko aufpassen. Denn was passieren kann, wenn es für den zum Jähzorn neigenden Chisora nicht läuft, hat er 2009 demonstriert: Damals biss er seinem Gegner Paul Butlin in der fünften Runde ins Ohr. Zwar gewann er den Fight - der Ringrichter hatte die Aktion nicht gesehen -, doch anschließend wurde Chisora für vier Monate gesperrt.

Nur ein Jahr später wurde er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er seine damalige Freundin verprügelt hatte - er hatte Nachrichten eines anderen Mannes auf ihrem Handy gefunden. Zu diesem Bösewicht-Image passt es so gar nicht, dass sich Chisora auch für die Rechte Homosexueller einsetzt. Ohnehin liebt er die Provokation. Seinen Gegner Carl Baker küsste er bei einer Pressekonferenz auf den Mund - woraufhin es beinahe zur vorzeitigen Schlägerei zwischen den beiden gekommen wäre. Im Ring gab es dann kein Küsschen für Baker, sondern eine K.o.-Niederlage in Runde zwei. Und auch Klitschko musste nun auf das Küsschen verzichten.

(Red./APA)

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