Hoffmann-Eklat: Schwab tritt als NADA-Chef zurück

Andreas Schwab
Andreas Schwab(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Mario Kneisl)
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Nach dem Skandal rund um die Sitzungsprotokolle von Christian Hoffmann folgen nun Konsequenzen: Andreas Schwab erklärte seinen Rücktritt, die Mitglieder der Rechtskommission wurden ihres Amtes enthoben.

Die teilweise Veröffentlichung der vom ehemaligen Langläufer Christian Hoffmann durchgeführten Tonaufnahme der Sitzung und der Entscheidungsfindung in seinem Fall hat weitreichende personelle Konsequenzen. Das Dienstverhältnis von Andreas Schwab als Geschäftsführer der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) wurde einvernehmlich aufgelöst, gleichzeitig wurden die Mitglieder der Rechtskommission und deren Ersatzmitglieder ihrer Ämter enthoben. "Um weiteren medialen Schaden für die NADA Austria und die Rechtskommission im Zusammenhang mit dem Fall Christian Hoffmann zu vermeiden", wie es am Freitag in der kurz gefassten E-mail-Aussendung von Schwab hieß.

Gegenüber der APA wollte Schwab keinen weiteren Kommentar abgeben. Sportminister Norbert Darabos meinte in einer Aussendung. "Einen personellen Neustart bei der NADA halte ich im Interesse des Kampfes gegen Doping für den richtigen Schritt. Damit kann in der Öffentlichkeit wieder das notwendige Vertrauen zur NADA aufgebaut werden." Unabhängig von der Frage, ob die Tonbandaufzeichnung rechtmäßig zustande gekommen sei, habe die Diskussion über die Causa Hoffmann der Glaubwürdigkeit der NADA geschadet. "Die vielen Verdienste der NADA sind dadurch in den Hintergrund gerückt", meinte Darbos weiter.

Schwab seit NADA-Gründung 2008 im Amt

Der 59-jährige Steirer Andreas Schwab war im Frühling 2008 zum Geschäftsführer der damals neu gegründeten NADA bestellt worden, die am 1. Juli 2008 ihre Tätigkeit aufnahm. Sein Vertrag wäre bis 2013 gelaufen, zuletzt hatte er gegenüber Medien noch betont, diesen auch erfüllen zu wollen.

Nachdem geheim gemachte Mitschnitte der Sitzung im Dopingverfahren von Hoffmann in Medien veröffentlicht worden waren und die Rechtskommission in die Kritik geraten war, versuchte sich die NADA vergangen Donnerstag in einer Pressekonferenz zu verteidigen. Gernot Schaar, der Vorsitzende der Rechtskommission, hatte die Authentizität des Dokuments in vorliegender Form in Zweifel gezogen und gerichtliche Schritte gegen den Langlauf-Olympiasieger angekündigt. "Wir werden uns mit aller Härte dagegen wehren. Ich sitze in einer Kommission mit honorigen Herren, die sich über jeden Fall lange den Kopf zerbrechen und kann nicht akzeptieren, dass Kollegen diskreditiert werden", meinte er. Am Freitag war Schaar für die APA für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Darabos: Umfassende Überprüfung

Sportminister Darabos hatte eine umfassende Überprüfung und Aufklärung angeordnet und mit der Klärung des Sachverhaltes den Vorsitzenden des Kuratoriums der NADA beauftragt. Konkret geklärt werden sollte u.a., ob es sich bei der veröffentlichten Transkription um eine authentische Wiedergabe der Sitzung handelt. Weiters sollte überprüft werden, ob eine Teilnahme des NADA-Geschäftsführers an einer Sitzung der Rechtskommission laut Geschäftsordnung zulässig ist und ob er den weisungsfreien Mitgliedern der Kommission "Handlungsempfehlungen" erteilen darf. Schwab hatte bei der Pressekonferenz erklärt, er sei nur kurz im Sitzungszimmer gewesen, weil er ein Mitglied in einer anderen Sache gebraucht habe. Hoffmann war vergangenen Dezember wegen mehrerer Dopingvergehen für sechs Jahren gesperrt worden.

Die Nationale Anti-Doping Agentur ist eine GmbH in öffentlichem Eigentum, neben dem Bund halten auch die Länder, das Olympische Komitee (ÖOC) und die Bundes-Sportorganisation (BSO) Anteile. In den nächsten Wochen soll der genaue Übergangsmodus durch die Generalversammlung der NADA geregelt werden, teilte Darabos mit. "Ich hoffe, dass wir im Sinne des Sports rasch eine Nachfolgeregelung treffen können."

Keine Auswirkungen haben die personellen Änderungen auf den Anti-Doping-Kontrollplan, die Test gehen wie geplant weiter, hieß es aus der NADA. In weniger als vier Monaten beginnen die Olympischen Spiele in London, in den Wochen vor Großereignissen sind die Dopingjäger traditionell im Großeinsatz.

(APA)

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