Die Niederlage gegen Spanien im Weltgruppen-Viertelfinale hinterließ bei Kapitän Trimmel Sorgenfalten. Erstmals gelang im Einzel kein Satzgewinn.
Wien. Österreichs Davis-Cup-Herren haben das Duell gegen Titelverteidiger Spanien deutlich mit 1:4 verloren. Für ein erstmals im Viertelfinale stehendes Team ohne Sandplatzspezialisten und eine angeschlagene und nicht in den Top100 aufscheinende Nummer zwei ist das allerdings kein Beinbruch. 2013 wollen Jürgen Melzer und Co. den Platz in der Weltgruppe verteidigen. Das wird nicht leicht, und mittelfristig droht sogar noch Schlimmeres.
Mit einem Play-off-Sieg über Belgien und einem Erstrundenerfolg über Russland haben sich Melzer und Co. nach einem jahrzehntelangen Paternoster-Dasein für das Viertelfinale der Weltgruppe 2012 qualifiziert. Das einzige Top-8-Team mit nur einem Spieler, den die Weltrangliste in den Top 100 ausweist, hat sich damit auch ein wenig Zeit erkauft. Denn das zuletzt fast schon übliche Play-off im Herbst und der damit verbundene Abstiegskampf blieben der Herrennationalmannschaft für heuer dadurch erspart.
Nicht nur Neokapitän und Sportdirektor Clemens Trimmel ist klar, dass dieser erste Viertelfinalaufstieg seit 17 Jahren eine Ausnahme bleiben könnte. Denn hinter Melzer (Weltranglistenposition 21) und Andreas Haider-Maurer (138) kommt derzeit nicht viel nach. Mit Martin Fischer folgt Österreichs drittbester Einzelspieler erst auf Rang 231. Besser ist die Situation im Doppel, da verfügt Trimmel mit Melzer, Marach/Peya und Julian Knowle gleich über vier Topspieler.
Dazu kommt, dass der 30-jährige Melzer, Marach und Peya (sie sind jeweils 31 Jahre alt) allmählich „in die Jahre kommen“, sagt Trimmel. Haider-Maurer ist als 25-Jähriger der Jüngste im Team. „Wir müssen schleunigst schauen, dass etwas nachkommt. Denn im Moment sind wir sehr dünn besetzt“, warnte Trimmel noch in Spanien. Der seit Jahresbeginn amtierende Wiener ist mit seinen 33 Jahren somit nicht viel älter als der Großteil seiner Mannschaft. Trimmel hat sich mittlerweile einen Überblick über das heimische Tennis verschafft und könnte künftig auch das Fed-Cup-Team leiten.
Hoffen auf Dominik Thiem
Auf die Schnelle wird auch Ronald Leitgeb das Ruder nicht herumreißen. Sein Konzept wird langfristig greifen. Bei seiner ersten „Dienstreise“ als ÖTV-Präsident musste der Mödlinger zur Kenntnis nehmen, dass beim 21. rot-weiß-roten Weltgruppenauftritt erstmals kein Satzgewinn im Einzel (0:11) gelungen war. Leitgeb fand es deprimierend und skizzierte zwei Wege aus dem Dilemma. „Die Möglichkeit, dass sich die aktuellen Spieler steigern, gibt es immer“, so Leitgeb. Wesentlicher sei aber, dass junge Spieler nachrücken. „Es wäre gut, wenn Dominik Thiem das Argument liefert, dass man einem Jungen die Chance im Einzel gibt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2012)