Tanzsport: Ein Hauch von Hollywood ist garantiert

Tanzsport Hauch Hollywood garantiert
Tanzsport Hauch Hollywood garantiert(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)
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Statt Tischtennisschlägern wird nächste Woche im Schwechater Multiversum das Tanzbein geschwungen. Am Samstag findet die Europameisterschaft der Latein-Tanzformationen statt.

Wien. Beim Formationstanz bilden acht Paare ein Team, das die Wertungsrichter nicht nur über die Technik der fünf lateinamerikanischen Standardtänze – Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive –, sondern auch mit formschönen Bildern überzeugen muss. Dazu zählen die verschiedensten geometrischen Formen wie Kreise, Rauten, Dreiecke oder gerade Linien. Nur eine perfekte Leistung aller Paare bringt den Erfolg und macht zugleich die Faszination dieser Sportart aus.

„Ich habe auch schon andere Teamsportarten wie Volleyball oder Handball ausprobiert. Aber das Teamwork ist nicht das Gleiche wie beim Formationstanz“, sagt Tänzerin Marion Schwärzler vom HSV Zwölfaxing. „Sechs Minuten lang gemeinsam mit 15 anderen für ein Ziel zu kämpfen“, pflichtet ihr Trainerin Nicole Scheel bei, „das macht das Formationstanzen aus.“

Der Traum lebt

Bei den Perchtoldsdorfern stimmt die Harmonie im Team, in dem das jüngste Mitglied zwölf und das älteste 36 Jahre alt ist. Das intensive Training von bis zu 30 Stunden pro Woche lässt eine „familiäre Atmosphäre“ aufkommen. „Tanzen ist ohnehin ein Sport, bei dem man sich sehr nahekommt. Wenn man so viel Zeit mit den Kollegen verbringt, muss man sich gut verstehen, sonst funktioniert das nicht“, sagt Schwärzler. Bei der Heim-EM wollen die Perchtoldsdorfer wie das zweite österreichische Team TSC Schwarz Gold Wien das Finale der besten sechs Mannschaften erreichen, wenngleich im Hinterkopf natürlich der Traum von der ersten EM-Medaille für Österreich lebt. Im Vorjahr scheiterten die österreichischen Teams mit Platz vier und fünf denkbar knapp.

Doch die internationale Konkurrenz ist gewohnt stark, speziell die Teilnehmer aus Litauen und Russland. Deren Formationen setzen sich aus Profisportlern eigener Tanzuniversitäten zusammen und werden neben dem Bremer Klub Grün-Gold die härtesten Rivalen im Kampf um das Podest sein. „Angriff ist die beste Verteidigung“, begründet Coach Stefan Herzog die Entscheidung des Trainerduos, mit einem völlig neuen Programm in das Turnier zu gehen. „And the Oscar goes to...“ heißt das eigens für die EM neu einstudierte Stück des HSV Zwölfaxing. 30.000Euro wurden für die Kostüme und die Komposition eines eigenen Medleys aus Musikstücken Oscar-prämierter Filme wie „Fluch der Karibik“ oder „Evita“ investiert.

Große Bühne als Neuland

Ein gewisses Risiko liegt darin natürlich auch, doch Scheel, selbst mehrfache Welt- und Europameisterin, sieht genau darin den Reiz. „Was gibt es Schöneres, als ein neues Programm vor Heimpublikum zu zeigen.“ 2000Zuseher sollen die Halle füllen, deren Dimensionen für das Team Neuland sind. Im Vorfeld wurde bereits in einem eigens angemieteten, größeren Saal trainiert. Die Miete für das Multiversum wäre zu teuer gekommen. „Aber ein gutes Team muss die Formation in jedem Raum perfekt auf die Fläche bringen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)

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