Bundessportförderung: Die Reform, die niemals war

(c) APA (GUENTER R. ARTINGER)
  • Drucken

Gesetzesvorlage zur Bundessportförderung zeigt die Eigenheiten des Systems und die seit Jahrzehnten unmögliche Notwendigkeit seiner Erneuerung. In Österreich existiert eine „Parallelbürokratie“.

Wien. Das System des österreichischen Sports ist ein Nachkriegskind. Entstanden entlang der parteipolitischen Furchen, mit einem schwarzen (Sportunion) und einem roten (Askö) Dachverband sowie dem Sammelbecken für alle anderen und Unpolitischen (Asvö), lebt es von öffentlichen Fördergeldern. Die Eigendeckung des administrativen Apparates geht gegen null. Seit 2005 (47 Millionen Euro) hat sich die Besondere Sportförderung 2012 mit mehr als 80 Millionen Euro nunmehr beinahe verdoppelt.

Doch in zentralen Bereichen wie dem Fußball, der Leichtathletik, dem Radsport, Judo und insgesamt im olympischen Raum sowie im Skisport stagnieren die Leistungen. Bestenfalls. Die Bürokratie bläht sich unaufhörlich auf, so wurde für die Aktion „Fit für Österreich“ eine Parallelbürokratie eingerichtet. Und die Sportverwalter genehmigen sich Gehaltssteigerungen, mit denen sogar Fußballer und Bankmanager glücklich wären.

Sportminister Norbert Darabos ist im Februar 2009 angetreten, in der Sportbürokratie auszumisten, erstmals Förderungen an Vereine und Athleten transparent zu machen und mit den Zuwendungen der Bundesländer zu koordinieren. Nun liegt ein „Vorentwurf“ des Bundessportförderungsgesetzes 2013 „für die Bundes-Sportorganisation vom 11. Mai 2012“ bei der Bundes-Sportorganisation BSO. Fritz Smoly, der ehemalige Generalsekretär der Sportunion und Kabinettschef des Sport-Staatssekretärs Reinhold Lopatka, arbeitet als Kontaktstelle zwischen Verbänden und Förderinstitutionen. Er sagt: „Das Gesetz würde die Förderabwicklung und Abrechnung vereinfachen und die ausgezahlten Summen stärker an die zu erbringenden Leistungen binden.“

Angeblich diente Swiss-Olympics als Vorbild für den Entwurf. Die Schweizer machten die Arbeit, für die Österreich die BSO, das Österreichische Olympische Comité, „Team Rot-Weiß-Rot“ (Projekt- und Nachwuchs-Förderung) sowie die Sporthilfe (private Mittelaufbringung und Individualförderung) braucht. Mit jeweils eigenen Chefs, Büros, Dienstautos und überlappender Agenda.

Leistungsorientierte Reihung?

Statt die Besondere Bundessportförderung an die Verbände Jahr für Jahr unreflektiert fortzuschreiben, trennt das Gesetz sie in eine Basis- sowie Maßnahmen- und Projektförderung. Die Zuteilung erfolgt nach objektiven Kriterien. Dazu sieht der Entwurf noch eine weitere, neue Institution vor, den Bundessportförderungsfonds (BSFF). Der muss „eine leistungsorientierte Reihung der Bundessportfachverbände“ erstellen – nach Struktur, Nachwuchsarbeit, (inter)nationaler Bedeutung und dem internationalen Erfolgsnachweis der Förderwerber, die in fünf Leistungsgruppen aufzuteilen sind.

Es ist leicht einzusehen, dass Fußballverband und Skiverband durch die Neuordnung hohe Summen an Subventionen verlieren würden. Denn der ÖFB liefert in der Premiumsportart der Welt überzeugende Misserfolge, der ÖSV bewegt sich in einer international unbedeutenden Disziplin.

Um die Eingliederung des BSFF ins BSO-Imperium zu verhindern, sieht der §32 des neuen Gesetzes Unvereinbarkeitsbestimmungen vor. Mitarbeiter des Ministeriums und des BSFF dürfen nicht „Vorstand, Geschäftsführer oder Mitarbeiter“ in einem Dachverband sein. Wer die Macht der BSO kennt, weiß, dass das nicht widerstandslos hingenommen werden wird.

Falls im BSFF wieder Peter Wittmann (SPÖ-Parlamentarier, BSO- und Askö-Präsident) und Peter Haubner (ÖVP-Parlamentarier, Präsident der Sportunion) durch die Hand eines Lehensmannes herrschen, wird der Fonds bloß eine weitere teure Ausstülpung des Imperiums.

Falls dort freilich unabhängige, gestaltungsmächtige und durchsetzungsfähige Experten à la Anton Innauer schalten, kann sich die Ministeriumssektion Sport eine Schlankheitskur genehmigen und darüber sinnieren, wie die „Geldverteiler“ Team Rot-Weiß-Rot, Sporthilfe, BSO und ÖOC umgehend in den BSFF eingegliedert werden können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.