Formel 1: Lauda hält Standpauke nach Mercedes-Pleite

Niki Lauda
Niki Lauda(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ XPB Images)
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Aufschwung des Silberpfeil-Werkteams gestoppt - Millionen-Einbußen drohen - Wolff: "Irgendwo falsche Anzweigung genommen"

Nach dem Debakel von Suzuka muss der Mercedes-Rennstall plötzlich wieder um das Formel-1-Saisonziel und einen Millionen-Bonus von Bernie Ecclestone bangen. "Menschen machen Fehler, aber mir gefällt die Gesamtleistung nicht", sagte Team-Aufsichtsratsboss Niki Lauda am Sonntag vor laufender RTL-Kamera und kündigte eine interne Standpauke an: "Jetzt muss man den Druck erhöhen, und das wird sicherlich gemacht."

Für Lewis Hamilton war der Große Preis von Japan schon vor der ersten Kurve gelaufen, als er sich nach starkem Start den rechten Hinterreifen am Frontflügel von Sebastian Vettels Red Bull aufschlitzte. Nach acht Runden musste der Brite seinen lahmenden Silberpfeil endgültig in der Garage parken. Rosberg kam nach einem verpatzten Boxenstopp und einer Durchfahrtstrafe nur als Achter an. Das sei "sehr schwer zu verdauen", gestand Rosberg. "Das war ein charakterbildendes Rennen für unser Team", bilanzierte der österreichische Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ernüchtert.

Der Aufschwung des Werksteams ist zu einem kritischen Zeitpunkt der Saison gestoppt worden. Nun will die Teamleitung noch einmal alles auf den Prüfstand stellen. Platz zwei in der Konstrukteurswertung steht auf dem Spiel. Denn die entscheidet über die Verteilung von Ecclestones Vermarktungsmillionen. "Das Ziel können wir nicht aufgeben", sagte Wolff. Noch aber liegt Ferrari hinter Branchenführer Red Bull auf Rang zwei. 297 Zähler hat die Scuderia, 287 Punkte hat Mercedes.

Wolff: "An Red Bull, nicht Lotus orientieren"

Und von hinten drängt auch noch die erstarkte Lotus-Mannschaft mit nun 264 Punkten. Bei einem Abrutschen auf Platz vier würde Mercedes wohl rund 15 Millionen Euro fürs Budget 2014 einbüßen. "Wir sind als Team und mit der Kraft des Konzerns im Rücken so aufgestellt, dass sich unsere Leistung an Red Bull und nicht an Lotus orientieren muss", erklärte Wolff.

Der Wiener räumte aber ein, dass die Franzosen derzeit stärker seien. Nun überlegt die Teamspitze sogar, einen Teil der eigentlich schon für die Vorbereitung der kommenden Saison eingesetzten Ressourcen wieder auf die Weiterentwicklung des aktuellen Autos zurückzulenken.

"Jetzt muss man alle Kräfte zusammennehmen", forderte Lauda. Der Ton bei Mercedes dürfte also in den kommenden Tagen wieder etwas rauer werden. Dabei schienen die Silberpfeile mit insgesamt drei Grand-Prix-Siegen und acht Pole-Positions in dieser Saison endlich auf dem richtigen Weg angekommen. "Wir müssen jetzt verstehen, ob wir irgendwo eine falsche Abzweigung genommen haben", sagte Wolff.

Teamchef Brawn bleibt das Fragezeichen

Da kommt die Debatte um Teamchef Ross Brawn zur Unzeit. Der 59-Jährige will sich erst nach Saisonende entscheiden, ob er weitermacht. Vor dem Japan-Rennen blühten schon Gerüchte, Brawn habe Lauda bereits seinen Abschied angekündigt. Dies dementierten jedoch alle Beteiligten.

Sicher ist ein Verbleib des Weltmeistermachers von Michael Schumacher damit aber keineswegs. Hinter den Kulissen wird über Brawns künftige Kompetenzen gerungen. Der Brite will sich seine Chefrolle nicht beschneiden lassen. Wolff und Lauda haben wohl andere Vorstellungen. Mercedes stehen entscheidende Wochen bevor.

(APA/dpa)

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