Formel 1: Der Teamkollege als einziger Gegner

Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Formel 1
Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Formel 1(c) REUTERS (THAIER AL-SUDANI)
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Mercedes will vorerst nicht in das packende Stallduell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg eingreifen. Weltmeister Sebastian Vettel erlebt bei Red Bull eine verkehrte Welt.

Sakhir/Wien. Wo Red Bull vergangene Saison aufgehört hat, da knüpft bislang Mercedes nahtlos an. Mit allen drei Siegen und Poles, stets der schnellsten Runde und der WM-Doppelführung durch Nico Rosberg vor Lewis Hamilton ist das Team das Maß der Dinge. Im Gegensatz zur „Formel fad“ vergangener Rennen aber lieferten sich die beiden Silberpfeile in Bahrain bis zum Schluss ein beherztes Duell auf Augenhöhe, das Experten wie Fans vollauf begeisterte.

Mit Respektabstand fuhr Mercedes ein einsames Rennen an der Spitze, dafür überzeugte das Privatduell mit gelebter Rivalität und spannenden Rad-an-Rad-Duellen. „Sag ihm, dass das nicht o. k. ist“, schimpfte Rosberg zwischendurch über den Boxenfunk, als Hamilton eine seiner giftigen Attacken ebenso bedingungslos konterte. Am Ende der rund 308 Kilometer trennte die beiden Silberpfeile nur etwas mehr als eine Sekunde. „Das war ein fantastisches Rennen. Es war unglaublich schwierig, vor Nico zu bleiben“, erklärte der Brite im Ziel. Ähnlich empfand es Teamkollege Rosberg. „Das war das aufregendste Rennen meines Lebens. Aber es gefällt mir nicht, hinter Lewis als Zweiter ins Ziel zu kommen“, gestand der Deutsche zähneknirschend. Denn Mercedes verzichtete zwar auf Stallorder, entschärfte die Situation aber insofern, als die Piloten nach dem ersten Boxenstopp mit unterschiedlichen Reifensets auf die Strecke gingen. Rosberg verlor mit härterem Gummi an Boden und schloss erst durch die Safety-Car-Phase nach dem Crash zwischen Esteban Gutierrez und Pastor Maldonado mit weicheren Reifen wieder zu Hamilton auf.

Das teaminterne Wetteifern kann sich Mercedes überhaupt nur dank des klaren PS-Vorteils gegenüber der Konkurrenz erlauben. Die Vergangenheit lehrte nämlich, dass die meisten Titel von Rennställen mit klarer Hierarchie eingefahren wurden. Davon will Motorsportchef Toto Wolff aber nichts wissen. „Viel zu früh“ sei es, Anordnungen gebe es im Moment nur, wenn einer der beiden Probleme habe. Dass sich zwischen Hamilton und Rosberg ein Hassduell der Marke Ayrton Senna gegen Alain Prost entwickeln könnte, glaubt der Wiener nicht. „Lewis und Nico sind beide intelligent und respektieren einander genug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte Wolff. „Der Teamkollege ist zwar stets der erste Gegner, aber das Team kommt immer zuerst.“

Rollentausch bei Red Bull

Ein Wochenende zum Vergessen erlebte hingegen Sebastian Vettel, der Sechster wurde. Bereits in Training und Qualifying hatte der Weltmeister mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt, im Rennen versagte dann nach wenigen Runden das DRS-System im Red Bull. „Er hat beim Bremsen und in den Kurven immer wieder aufgesetzt“, erklärte Sportchef Helmut Marko.

Den absoluten Tiefschlag erlebte Vettel schließlich, als aus der Box die Anweisung kam, Daniel Ricciardo den Vortritt zu lassen. Der Australier hatte trotz Strafversetzung wegen eines misslungenen Boxenstopps in Malaysia bald zur zweiten Garde hinter Mercedes aufgeschlossen und durfte mit Rückendeckung von oben am Deutschen vorbeiziehen. „Ich war auf der Geraden einfach zu langsam – auch im Vergleich zu Daniel“, meinte Vettel.

Ricciardo sprach nach dem Rennen von einem bedeutenden Moment in seiner Karriere. „Sebastian war der Dominator der letzten vier Jahre, daher ist es toll zu zeigen, dass auch ich vorn mitfahren kann. Es ist wichtig, mich zu etablieren“, sagte der Australier, dessen beeindruckende Aufholjagd ihm am Ende fast den ersten Podestplatz seiner Karriere einbrachte. „Das war sensationell“, lobte auch Marko die Fahrt seines Schützlings auf Platz vier. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2014)

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