Red Bull: Niederlage in Benzinaffäre

Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo(c) APA/EPA/SRDJAN SUKI (SRDJAN SUKI)
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Rennstall blitzte mit der Berufung gegen die Disqualifikation von Daniel Ricciardo im Melbourne-GP ab. Mercedes lehnt Regeländerung – zehn Liter mehr Sprit pro GP – entschieden ab.

Paris/Wien. Red Bull musste am Dienstag in Paris eine durchaus ernüchternde Niederlage hinnehmen. Die Serie von Misserfolgen für Sebastian Vettels Team hält auch abseits der Formel-1-Strecke an. Die Berufungsrichter des Automobilweltverbandes FIA wiesen den Einspruch des Rennstalls gegen die Disqualifikation von Daniel Ricciardo im Melbourne-GP (Platz 2, Anm.) ab und verwehrten dem Rennstall endgültig die damit verbundenen 18 WM-Punkte. Die Forderung von Mercedes nach einer zusätzlichen Bewährungsstrafe für den Rest der Saison – weitere drohende Regelverstöße wurden befürchtet – lehnten die Juristen ab.

Damit bleibt vor dem vierten Saisonrennen am Ostersonntag in Shanghai (9 Uhr, ORF1, RTL, Sky) alles wie gehabt: Die Silberpfeile führen das Feld an. Rosberg (61 Punkte) ist Spitzenreiter der Fahrer-WM, gefolgt von Teamkollegen Hamilton (50). Vettel ist Sechster und hat 23 Zähler zu Buche stehen. Ricciardo bleibt Zehnter mit nur zwölf Punkten.

Red Bull nahm die Niederlage – nach außen hin – gelassen. „Wir sind enttäuscht vom Ausgang und hätten keine Berufung eingelegt, wenn wir nicht gedacht hätten, wir hätten starken Argumente“, teilte der Rennstall nach Bekanntgabe des Urteils mittels einer Aussendung mit. „Es tut uns leid für Daniel.“ Der Entscheid der Juristen nach der sechsstündigen Anhörung wird übrigens Ende der Woche auf der Homepage www.fia.com veröffentlicht.

Zu hoher Verbrauch

Ricciardo war nach seinem zweiten Platz beim Auftakt Mitte März in Melbourne von den Rennkommissaren aus der Wertung genommen worden. Es wurde festgestellt, dass mehr als die seit Saisonbeginn erlaubten 100 Kilogramm Benzin (Durchflussmenge) während des Rennens verbraucht worden sind. Das Team legte daraufhin Protest und Berufung ein – die Messwerte des von der FIA eigens bereitgestellten Prüfgeräts wurden angezweifelt. Teamchef Christian Horner nannte diese Messungen „unzuverlässig“ bis „unausgereift“.

In diesem Zusammenhang ist wohl auch das Andenken einer plötzlichen Regeländerung gesondert zu verstehen. Zwei Teams, Red Bull und Ferrari, sollen bei Chefvermarkter Bernie Ecclestone in Bahrain vorgesprochen und um eine Regeländerung gebeten haben: Zehn Liter mehr Sprit pro Rennen, und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo wollte alle Rennen um eine Runde verkürzen.

Ein Vorschlag, den Mercedes und Sportchef Toto Wolff ablehnen. Es sei „absurd“, mitten in der Saison etwas auf Wunsch zweiter Teams zu verändern. Die FIA-Anwälte haben im Verfahren zudem auch betont, Red Bull könne sich die jeweils passenden Regeln ja nicht aussuchen. Nicht nur die Silberpfeile wettern dagegen, auch die von Mercedes mit Motoren ausgerüsteten Teams McLaren und Williams. Der Grund: Mercedes stellt den besten Sechszylinder-Hybridmotor im Feld, Renault (Red Bull) und Ferrari haben entgegen allen Beteuerungen nicht mit den PS, sondern offenbar mit dem Verbrauch noch Probleme.

Und zur Erinnerung: Im Vorjahr waren die Rollen noch vertauscht, damals hat das überlegene Red-Bull-Team vehement Strafen gefordert, als Mercedes einen illegalen Reifentest unternommen hatte. Seither ist das Verhältnis wohl etwas unterkühlt.

AUF EINEN BLICK

Formel-1-Serienweltmeister Red Bull Racing blitzte mit seinem Protest gegen die Disqualifikation von Daniel Ricciardo im Australien-GP ab. Das Berufungsgericht des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA) leistete der Berufung nach der Anhörung in Paris keine Folge.

Ricciardo war in Melbourne am 16. März ursprünglich Zweiter geworden, der Australier wurde aber wegen „zu hoher Benzindurchflussmenge“ in seinem Rennwagen nachträglich disqualifiziert. Sein Rennstall hatte damit argumentiert, dass die Messgeräte der FIA fehlerhaft gewesen wären.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

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