Ferrari: „Diese Formel 1 ist zu kompliziert“

Fernando Alonso, Ferrari, Formel 1
Fernando Alonso, Ferrari, Formel 1(c) Reuters (CARLOS BARRIA)
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Bei Ferrari kehrt trotz Neo-Teamchefs Marco Mattiaci keine Ruhe ein, er ist nur Experte für Verkauf & Vermarktung. Alonso ätzt: „Sind nicht da, wo wir sein wollten.“

Shanghai. Die Laune bei Ferrari ist derzeit so trüb wie der Smog über der Formel-1-Rennstrecke in Shanghai. So schlecht wie in diesem Jahr ist die Scuderia schon lange nicht mehr in eine Saison gestartet, in den ersten drei Rennen fuhren weder Fernando Alonso noch Kimi Räikkönen auf das Podest. Besserung scheint auch am Ostersonntag (9 Uhr, ORF1, RTL, Sky) in China – trotz des Rücktritts von Teamchef Stefano Domenicali – nicht in Sicht. „Wir müssen ehrlich sein: Wir sind nicht da, wo wir sein wollten“, sagt Alonso.

Ausgerechnet die Motorenrevolution in der Formel 1 hat den stolzen Sportwagenhersteller aus Maranello aus der Spur geworfen. Kein Wunder, dass die Ferraristi seit Wochen an den Regeln der Königsklasse herumnörgeln. „Das ist eine Formel 1, die keinen Spaß macht, die man nicht versteht, die zu kompliziert ist“, wiederholte Firmenchef Luca di Montezemolo seine Kritik.

In einer – von Ferrari organisierten – Internetumfrage lehnten 80 Prozent der Teilnehmer die F-1-Reformen ab. Sogar den Präsidenten des Olympischen Komitees Italiens zitierte das Team auf seiner Homepage, er sei ein „Kronzeuge“. „Ich spreche im Namen aller Sportler und Fans Italiens: Ich mag diese Formel 1 nicht. Meiner Meinung nach liefert sie ein Produkt, das absolut keinen Sinn hat“, poltert also Giovanni Malago.

Seit elf Monaten wartet Ferrari auf einen Grand-Prix-Sieg, 35 Punkte trennen den auf Rang vier liegenden Alonso von Spitzenreiter Nico Rosberg.

Es wartet also viel Arbeit auf den neuen Teamchef. Aber was kann Marco Mattiaci im Motorsport bewirken? Er ist schließlich bislang vorwiegend als Experte für Verkauf und Vermarktung beim Autobauer aufgefallen. Er ist nur ein Platzhalter, Di Montezemolo braucht einen großen, starken Statthalter. Immer öfter fiel zuletzt der Name Ross Brawn. Er war einst Vater der Ferrari-Erfolge mit Schumacher und zog sich am Ende des Vorjahres bei Mercedes zurück.

Zunächst aber soll Mattiaci die Stimmung bei der Scuderia heben. „Es ist Zeit für einen maßgeblichen Wandel. Mein Ziel ist es wachzurütteln.“ Ob ihm das bei Ferraris Formel-1-Team gelingt? (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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