Ecclestone vor Gericht: Fragen und Antworten

BAHRAIN FORMULA ONE GRAND PRIX
BAHRAIN FORMULA ONE GRAND PRIXAPA/EPA/SRDJAN SUKI
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Ab Donnerstag muss sich Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, einer der einflussreichsten Manager der Sportwelt, wegen Bestechung vor Gericht verantworten.

Prozessort ist wie schon vor wenigen Wochen, als Bayern-Präsident Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, München.

Für Ecclestone geht es um sein Lebenswerk. Der Brite lenkt die Formel 1 seit mehr als 40 Jahren - und hat sie mit geschickter Vermarktung zur erfolgreichsten Rennserie im Motorsport gemacht. Der Formel-1-Rechteinhaber CVC hat allerdings bereits angekündigt, dass Ecclestone im Falle einer Verurteilung als Geschäftsführer entlassen wird.

Auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft will sich der 83-Jährige dennoch nicht einlassen. "Ich gehe in diesen Prozess, um meine Unschuld in der Sache zu beweisen, für die ich angeklagt bin", betonte Ecclestone. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Strafverfahren, das am Donnerstag beginnt:

Was wirft die Staatsanwaltschaft Ecclestone vor?

Ecclestone muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten. Er soll dem ehemaligen Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt und sich einen Großteil davon in Form einer Beraterprovision von der BayernLB zurückgeholt haben. Der BayernLB ist dadurch laut Anklage ein Schaden von umgerechnet knapp 35 Millionen Euro entstanden.

Woher kannte Ecclestone den Banker Gribkowsky?

Die beiden Männer haben sich getroffen, als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 verkaufen wollte. Die Anteile an der Rennserie waren ihr als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe zugefallen. Weil die Bank nicht viel damit anfangen konnte, sollte Gribkowsky die Beteiligung zu Geld machen. Dabei kam er im Jahr 2006 immer wieder mit Ecclestone zusammen, den der Besitzerwechsel alles andere als kalt ließ.

Warum hat Ecclestone Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt?

Aus Angst vor einem Machtverlust in der Formel 1, meint die Münchner Staatsanwaltschaft. Wie aus der Anklage hervorgeht, wollte Ecclestone Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Formel 1 nehmen und zahlte deshalb Millionen an Gribkowsky, damit er den britischen Investor CVC aussucht. So hatte es auch Gribkowsky in seinem Prozess vor Gericht erzählt und wurde deshalb im Sommer 2012 wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ecclestone stellte die Zahlung hingegen als eine Art Schweigegeld dar: Er habe befürchtet, dass ihn Gribkowsky bei den britischen Steuerbehörden anzeige.

Muss Ecclestone immer persönlich zum Prozess erscheinen?

Ja, als Angeklagter in einem Strafprozess muss der 83-Jährige an allen Tagen persönlich vor Gericht erscheinen. Laut einer Gerichtssprecherin könne das Erscheinen notfalls per Haftbefehl erzwungen werden. Das hätte aber zur Folge, dass Ecclestone nicht mehr aus seinem Heimatland England ausreisen und somit zu keinem Rennen im Ausland mehr fliegen könnte. Deshalb rechnet niemand damit, dass er unentschuldigt fehlen wird. Eine Entschuldigung kann eine Krankheit sein, die von einem Amtsarzt attestiert wird.

Muss Ecclestone am Ende ins Gefängnis?

Das gilt als unwahrscheinlich. In Justizkreisen wird nicht mit einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung für den 83-Jährigen gerechnet. Falls Ecclestone verurteilt wird, hängt das Strafmaß aber auch von seinem Verhalten vor Gericht ab. Ein Geständnis wirkt sich üblicherweise strafmildernd aus, weil es einen langen und aufwändigen Prozess erspart. Bei Gribkowsky kam das Geständnis nach acht Monaten Verhandlungsdauer mit zahlreichen Zeugen allerdings so spät, dass es die Höhe der Haftstrafe nicht mehr stark beeinflusste.

Wann wird ein Urteil erwartet?

Die Richter stellen sich vorerst auf einen langen Prozess gegen Ecclestone ein. Bis Mitte September sind mehr als 20 Verhandlungstage eingeplant.

Wie geht es mit der Formel 1 weiter, sollte Ecclestone verurteilt werden?

Ecclestones Arbeitgeber CVC, ein luxemburgisches Investmentunternehmen, hat bereits angekündigt, den Geschäftsführer im Falle einer Verurteilung zu entlassen. Vorerst könnte die Hausjuristin von Ecclestones Firma Formula One Management (FOM), die 44-jährige Australierin Sacha Woodward-Hill, die Geschäfte übernehmen. Einen dezidierten Nachfolger gibt es nicht. Ecclestone selbst hat sich immer wieder für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ausgesprochen. Dieser hat bisher aber abgelehnt. Außerdem liegt die Entscheidungsgewalt bei CVC.

(APA)

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