Die Frage ist einfach: „Pokal oder Spital?“

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Freestyle- und Endurocross verschmelzen Freitag und Samstag in der Stadthalle erstmals zu einem Event.

WIEN(pri). Es ist ein gewaltiger Absprung von der riesigen Schanze: In acht, neun Metern Höhe löst sich der Fahrer von seiner Motocross-Maschine, dreht sich um die eigene Achse, greift den Lenker wieder, sitzt auf – und landet. Im besten Fall. In Wahrheit ist dieses Kunststück, der so genannte „Body Varial“, bis jetzt nur einem einzigen Fahrer gelungen, nämlich Chuck Carothers. Der US-Amerikaner ist ein bisschen „crazy“ – wie alle Motocross-Freestyler – und Freitag und Samstag Fluggast in der Wiener Stadthalle, wenn die Freestyler und Endurocrosser um die Zuschauergunst biken.

„XXL Freestyle-Motocross meets Rodeo-X Endurocross“ ist eine Europa-Premiere, denn niemals zuvor sind diese beiden Cross-Gattungen zu einem Indoor-Event verschmolzen. Der Urheber dieser Idee heißt Karl Katoch. Er wollte den spektakulären Freestyle-Bewerb noch kurzweiliger machen, indem er ihn mit dem noch jungen Endurocross kombiniert. Für das Entwickeln neuer Ideen ist Katoch bekannt, er erfand immerhin das Erzberg-Rodeo, das mittlerweile weltweiten Kultstatus erlangt hat. „Wenn die natürlichen Ressourcen schwinden, müssen wir dem Motorradsport mit neuen Konzepten entgegenkommen“, sagt er.

Highspeed über Stock und Stein

Das Reglement beim Endurocross ist relativ einfach: Es geht darum, die Strecke – oder: den Hindernisparcours – mit bis zu 1,20 Meter hohen Baumstämmen, Reifen, Brücken und einigen Sprüngen möglichst schnell zu bewältigen. Technisch ist das alles kein Problem mehr. Katoch: „Die Hersteller bauen mittlerweile Motorräder, mit denen man problemlos zum Eissalon fahren kann – aber ohne weiteres auch darüber.“ In der Stadthalle werden pro Tag maximal 100 Enduro-Fahrer am Start stehen – und sich im Halb-Stunden-Takt mit den sprunggewaltigen Freestylern abwechseln.

Beide Disziplinen haben eines gemeinsam: Fast jeder ihrer Fahrer hat sich im Laufe seiner Karriere mehr Knochen gebrochen, als die gesamte österreichische Fußball-Bundesliga zusammen. „Wer nicht exakt weiß, was er da tut, hat in unserem Sport nichts verloren. Die Einstellung entscheidet über Pokal oder Spital“, erklärt der australische Freestyler Robbie Maddison, einer von vielen Stars in Wien.

Spektakel für einen guten Zweck

Allerdings gibt es auch zahlreiche Motocrosser, die nur zu gerne mit ein paar Knochenbrüchen davongekommen wären. Ein Beispiel ist Hannes Kinigadner, der seit einem Rennunfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Sein Vater Heinz, Österreichs bekanntester Motorradsportler, hat deshalb mit Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz die Stiftung „Wings for Life“ ins Leben gerufen, die in die Rückenmarkforschung investiert, um Querschnittslähmung irgendwann heilbar zu machen. Katochs Team stellt sich mit dem Event in den Dienst der guten Sache: Die kompletten Erlöse aus den Startgeldern gehen an Kinigadners Stiftung.

www.erzbergrodeo.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2007)

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