Formel 1: Ricciardo gewinnt, Hamilton "schockiert"

HUNGARY FORMULA ONE GRAND PRIX
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Der Australier lag in einem turbulentem Rennen mit mehreren Safety-Car-Phasen vor Fernando Alonso und den beiden im Clinch liegenden Mercedes-Piloten. Eine Team-Order irritiert.

Es bleibt dabei – in dieser Formel-1-Saison gewinnt entweder ein Mercedes-Pilot oder der Australier Daniel Ricciardo. Beim Grand Prix von Budapest, durchpflügt von etlichen Unfällen und Safety-Car-Phasen aufgrund starker Regenfälle, war der Red-Bull-Fahrer wieder an der Reihe. Er feierte im elften Rennen seinen zweiten Saisonsieg, hinter ihm landeten Fernando Alonso (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) auf dem Podest.

Erstmals in dieser Saison stand kein Mercedes-Pilot in den Top 2. Nico Rosberg, der Vierter wurde, führt trotzdem in der Fahrer-WM mit 202 Zählern vor Hamilton (191) und Ricciardo (131). Doch der team-interne Streit bei den Silberpfeilen ist um ein Kapitel reicher. Hamilton ignorierte Teamorder, Wolff ortete deshalb sogar einen „verlorenen Sieg“.

Das Hamilton-Epos

Pech – dieses Wort will Lewis Hamilton nicht hinnehmen. Unvermögen der Mechaniker, technisches Versagen, damit kann der Brite leben, aber mit Pech nicht. Im Qualifying für diesen GP fing sein Bolide Feuer. Der vierfache Ungarn-Sieger musste am Sonntag aus der Boxengasse starten, das ist fast eine Beleidigung für den extrem ehrgeizigen Piloten, der mit Niederlagen nicht umgehen will – sei nur etwas für Verlierer. Er sagt: „Ich muss versuchen, Ärger in positive Energie zu verwandeln.“

Mit Rückschlägen hat Hamilton, Weltmeister von 2008, in dieser Saison, in der Mercedes so für Furore sorgt mit neun Siegen aus elf Rennen und Rosberg als WM-Leader, Übung. Auf dem Hockenheimring hatte er einen schweren Unfall im Qualifying. Von Startplatz 20 aus kämpfte er sich heroisch auf Rang drei vor – in Budapest wiederholte er dieses Kunststück. In Melbourne (Motor) und Montreal (Bremsdefekt) war Hamilton ausgefallen, für ihn eine Schmach.

Eine weitere Tatsache, die Hamilton zu denken gab, war ein Funkspruch in der 51. Runde. „Lass Nico bei Start/Ziel überholen“, forderte Team-Direktor Paddy Lowe – doch der als stur bis eigenwillig auftretende Brite ignorierte diese „Teamorder“ getrost. Als Rennfahrer hatte er sich nichts vorzuwerfen, Speed und Aerodynamik stimmten. Er hatte das Feld von hinten aufgeräumt. Rosberg war zu weit weg, zu langsam. Der Deutsche fragte trotzdem brav: „Warum lässt er mich nicht durch?“

Es zeigt, dass dieser Konflikt im Silberpfeil-Team weiterhin köchelt und das von Niki Lauda am Dienstag in Wien arrangierte „Friedens-Schnitzel“ absolut nichts gebracht hat. Das letzte Indiz lieferte der Brite in der letzten Runde demonstrativ selbst: er drängte Rosberg kurzerhand von der Strecke. „Das ist Rennen pur, Hamilton hatte vollkommen recht“, beteuert Niki Lauda in seiner Funktion als Aufsichtsrat des F1-Teams. „Ich hätte auch so entschieden, keine Frage!“ Mercedes-Sportchef Toto Wolff sah es pikanterweise vollkommen anders, er sprach von „Spannungen, die es nun zu managen gilt. Vermutlich hat uns Hamiltons Reaktion den Sieg gekostet.“ Für britische Boulevardmedien ist die Mercedes-Order jedenfalls eine „Silber-Schande“, berichteten etwa „Sun“ und „Daily Mail“. Auch Hamilton war „not amused. Ich war schockiert, habe aber nie den Fuß vom Gaspedal genommen.“

Das Rosberg-Omen

Doch sie priesen auch Hamiltons Hasard-Stück, der aus der Boxengasse startete und – wie zuletzt Vettel 2012 – auf das Podest fuhr. Und, sie bemühten die Statistik, eine aus Rosberg-Sicht höchst ernüchternde. Noch nie in der Geschichte der Formel 1 wurde ein Pilot aus dem Land Weltmeister, das im gleichen Jahr die Fußball-WM gewinnen konnte! Bei 16 Gelegenheiten zwischen 1950 und 2010 kamen die Champions stets aus verschiedenen Ländern.

Dank Hamilton – Lauda bestätigte, dass sein Vertrag um drei weitere Jahre bis 2018 verlängert werden soll – bleibt diese WM-Saison spannend. Rosberg hat nun vor der Sommerpause und dem Großen Preis in Spa (24. August) nur noch elf Punkte Vorsprung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2014)

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