Bernie Ecclestone kauft sich frei

Formula One's commercial supremo Bernie Ecclestone attends the qualifying session of the Hungarian F1 Grand Prix at the Hungaroring circuit
Formula One's commercial supremo Bernie Ecclestone attends the qualifying session of the Hungarian F1 Grand Prix at the Hungaroring circuitREUTERS
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Um 100 Millionen Dollar will Formel-1-Chef Bernie Ecclestone einen Bestechungsprozess gegen ihn abwenden – und erntet dafür Applaus von Niki Lauda.

München. Multimilliardär und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone könnte den anstehenden Schmiergeldprozess auf seine Weise regeln: mit der Zahlung von 100 Millionen Dollar an die deutsche Staatskasse. Das Landgericht München bestätigte am Wochenende, dass ein Deal mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung in Reichweite sei. „Es besteht die Möglichkeit einer Einigung“, sagte eine Gerichtssprecherin. Das Gericht werde am Dienstag über den Wunsch der Verteidigung verhandeln, den Strafprozess einzustellen.

Damit wäre Ecclestone weiterhin unbescholten und könnte seinen Posten als Geschäftsführer der Rennserie behalten. Entsprechend euphorisch kommentierten Vertreter der Formel 1 das sich abzeichnende Ende des Prozesses. „Wenn der Prozess eingestellt wird, wenn Bernie nicht verurteilt wird, dann sind alle Vorwürfe vom Tisch, dann hat er alles richtig gemacht“, sagte etwa Niki Lauda, Aufsichtsratschef des deutschen Werksrennstalls Mercedes, zur „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“). Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung können sich bei dürftiger Beweislage auf eine Einstellung eines Strafverfahrens einigen. Die deutsche Staatsanwaltschaft hat den Briten angeklagt, den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen zu haben, damit dieser den Verkauf der BayernLB-Anteile an der Formel1 an die Investmentgesellschaft CVC durchsetzt. Der Verkauf klappte, CVC stieg bei der Formel 1 ein – und Ecclestone blieb ihr Chef.

Briten drohen zehn Jahre Haft

Schmiergeldvorwürfe wies der 83-Jährige jedoch stets zurück. Er räumte zwar Zahlungen an Gribkowsky ein, bezeichnete diese aber als Schweigegeld. Der Banker habe ihm gedroht, ihn mit konstruierten Vorwürfen bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen. „Das hätte mich mehr als zwei Milliarden Pfund kosten können“, ließ Ecclestone während des Prozesses wissen.

Nach Informationen der „SZ“ kommt es nun genau zu dem Szenario, das Ecclestone vor Beginn des Prozesses noch ausgeschlossen hatte. „Ich gehe in diesen Prozess, um meine Unschuld in der Sache zu beweisen, für die ich angeklagt bin“, hatte er gesagt. „Auf keinen Fall“ werde es einen Deal geben, betonte er vor Monaten.

Am vergangenen Dienstag hatten Ecclestones Anwälte im Gerichtssaal aber bereits eine Ausgleichszahlung von 25 Millionen Euro an die BayernLB angeboten, um den Prozess vorzeitig zu beenden. Mit 75 weiteren Millionen Dollar stehen die Chancen des Briten nun offenbar nicht so schlecht. Stimmt Richter Peter Noll der Vereinbarung zu, könnte der Bestechungsprozess am Dienstag abrupt beendet sein. Bei einer Verurteilung drohen Ecclestone bis zu zehn Jahre Gefängnis. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)

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