Ecclestone-Prozess: Staatsanwalt stimmt Millionenzahlung zu

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Für 100 Millionen Dollar soll das Verfahren eingestellt werden. Derzeit tagen die Richter, noch am Dienstag soll die Entscheidung fallen.

Im Bestechungsprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat die Staatsanwaltschaft der Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage von 100 Millionen Dollar (74,50 Mio. Euro) zugestimmt. Das gab Staatsanwalt Christian Weiß am Dienstag im Landgericht München bekannt. Auch die Verteidiger und Ecclestone selbst stimmten zu.

Die Richter äußerten sich zunächst noch nicht dazu und zogen sich bis 13.00 Uhr zur Beratung zurück. Für die endgültige Einstellung müssten auch sie zustimmen. Eine Entscheidung darüber wird noch am Dienstag erwartet.

Verteidigung: "Ist kein Freikaufen"

Die Verteidigung von Bernie Ecclestone hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Formel-1-Chef wolle sich in seinem Bestechungsprozess freikaufen. "Das ist kein Deal", betonte Anwalt Sven Thomas in einer Verhandlungspause vor dem Münchner Landgericht. "Das hat mit Freikaufen nichts zu tun", sagte er. Falls das Gericht die Einstellung des Verfahrens akzeptiert, wäre Ecclestone nicht vorbestraft.

Die Staatsanwaltschaft begründete ihre Zustimmung zu einer Einstellung des Verfahrens mit dem hohen Alter des 83-jährigen Briten und der langen bisherigen Verfahrensdauer, allerdings auch mit Ergebnissen der Beweisaufnahme im Prozess. Demnach habe es sich im bisherigen Prozessverlauf als schwierig erwiesen, Ecclestone nachzuweisen, dass er von einer Amtsträgerschaft Gribkowskys wusste.

Beweislage gegen Ecclestone dünn

Der Formel-1-Chef musste sich seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar (32,78 Mio. Euro) Bestechungsgeld beim Besitzerwechsel der Rennserie gezahlt haben. Im Gegenzug kassierte er von der BayernLB eine Beraterprovision von 41 Millionen Dollar (30,55 Mio. Euro) für seine Arbeit beim Formel-1-Verkauf.

Die für eine Bestechung nötige Amtsträgerschaft lag bei Gribkowsky vor, weil die Bayerische Landesbank zur Tatzeit halbstaatlich war. Ecclestone hat bestritten, von einer Amtsträgerschaft gewusst zu haben - im Fall der Bestechung eines Managers einer reinen Privatbank wäre diese Art der Bestechung nicht anklagbar gewesen.

Ecclestone sicherte zu, die 100 Millionen Dollar (74,50 Mio. Euro) innerhalb von einer Woche zu überweisen. "Wären die Mittel in angemessener Zeit flüssig zu machen?", fragte der Vorsitzende Richter Peter Noll - und Ecclestone antwortete "Yes." Da der Brite nach der Einstellung des Verfahrens offiziell unschuldig wäre, kann er weiter an der Spitze der Formel 1 bleiben, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht.

(APA)

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