Formel 1: „Die Lage von Ferrari schmerzt“

FORMEL 1 - GP von Grossbritannien
FORMEL 1 - GP von Grossbritannien(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ XPB Images)
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Die Scuderia zählt auch beim Heimrennen in Monza nicht zum Favoritenkreis, es droht das erste sieglose Jahr seit 21 Jahren. Im Training lag erneut Mercedes voran.

Monza/Wien. Monza ist Ferrari-Land. Das italienische Heimspiel ist ein Mythos und sorgt alljährlich für Ausnahmezustand unter den Formel-1-Tifosi. Doch die Krise des Rennstalls macht sich bemerkbar, heuer wurden die Tickets mit bis zu 40 Prozent Ermäßigung verschleudert. Unter die Fans mischt sich beim Grand Prix am Sonntag (14 Uhr, ORF eins, RTL, Sky) erstmals seit Jahren auch Stefano Domenicali. Der ehemalige Teamchef der Scuderia trat nach sieben Jahren im April nach zwei Rennen ab.

Luca di Montezomolo, der allmächtige Präsident, überraschte mit der Bestellung von Marco Mattiacci zum Nachfolger. Der 43-Jährige ist gelernter Automobilmanager, der Rennsport absolutes Neuland für ihn. „Ferrari aus der Dunkelheit führen“, gab er damals als Ziel aus. Im roten Formel-1-Mekka muss Mattiacci an diesem Wochenende beweisen, dass er der enormen Herausforderung gewachsen ist. „Die Lage von Ferrari schmerzt mich als Italiener und als Geschäftsmann zugleich“, bekannte er. Die Rückkehr an die Spitze brauche jedoch seine Zeit. „Formel 1 ist nicht Fußball. Es geht nicht darum, ein oder zwei Spieler und den Trainer auszuwechseln.“

Die WM ist angesichts der Dominanz von Mercedes für Ferrari ohnehin längst abgehakt. Fernando Alonso, der derzeit über eine Vertragsverlängerung verhandelt, liegt als Vierter bereits 99 Punkte hinter Spitzenreiter Nico Rosberg, Teamkollege Kimi Räikkönen wusste bis auf den vierten Platz in Spa in dieser Saison noch gar nicht zu überzeugen. Speziell dem hauseigene Antriebsstrang fehlt es im Vergleich mit der Konkurrenz an Power, als Konsequenz droht die erste sieglose Saison seit 1993. Eine Trendumkehr in Monza erscheint unwahrscheinlich, ist doch im Gegenteil davon auszugehen, dass auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke (bis zu 360 km/h) der allzu schwerfällige Motor im Heck sich besonders negativ auswirken wird.

Wolff droht Streithähnen

Mit gänzlich anderen Sorgen, eigentlich Luxusproblemen, plagt sich Mercedes. Auf den Eklat in Spa, als Rosberg seinem Teamkollegen Lewis Hamilton den Reifen aufschlitzte und damit beide Silberpfeile um die Siegchance brachte, folgten lange Aussprachen, Entschuldigungen und eine sechsstellige Geldstrafe für Rosberg. Die Teamführung verzichtet dennoch weiter auf eine Stallorder, gab aber eine klare Null-Toleranz-Politik aus. „Das war ein inakzeptables Szenario für uns“, betonte Motorsportchef Toto Wolff. Der Erfolg des Teams stehe unwiderruflich über den persönlichen Ambitionen der Fahrer, stellte der Wiener klar. Bei einem erneuten Zwischenfall hätten beide daher mit drastischen Konsequenzen zu rechnen. „Wenn wir es nicht managen können, dass unsere Piloten dem Teamgeist von Mercedes-Benz folgen, dann müssen wir in Erwägung ziehen, ein anderes Duo zu nehmen.“

In Monza stellten Rosberg und Hamilton im freien Training jedenfalls einmal mehr unter Beweis, dass der Weg zum Sieg nur über sie führt. Der Deutsche fuhr vor seinem Teamkollegen und den beiden Ferraris Bestzeit. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2014)

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