Ein Doppelsieg, ganz ohne Streitereien

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Dank eines Fehlers von Nico Rosberg kämpfte sich Lewis Hamilton wieder ins WM-Rennen zurück. Der Engländer gewann in Monza trotz verpatzten Starts 3,1 Sekunden vor seinem Mercedes-Teamkollegen, der weiter die WM anführt.

Monza/Wien. Lewis Hamilton ist dank seines 28. Grand-Prix-Sieges sechs Rennen vor Schluss der WM 2014 wieder auf Schlagdistanz zu seinem großen Rivalen Nico Rosberg, der Rückstand des Briten auf den Deutschen beträgt nur noch 22 Zähler. Der Mercedes-Doppelsieg kam auch deshalb zustande, weil sich beide Piloten an das von der Teamleitung ausgesprochene Crashverbot hielten. Im Autodromo Nazionale Monza blieb jegliche „Feindberührung“ aus. Nicht einmal beim Führungswechsel in der 29. Runde kamen sich die beiden Silberpfeile nahe, Mercedes konnte am Ende über den siebenten Doppelsieg des Jahres jubeln.

Nachdem Pole-Mann Hamilton wegen eines Problems am Hybridantrieb seinen Start verpatzt und sich vom vierten auf den zweiten Platz zurückgekämpft hatte, verbremste sich der führende Rosberg Mitte des Rennens in der Rechts-links-rechts-Variante Retifilio zum bereits zweiten Mal. Danach fuhr er im Notausgang Schlangenlinien, Hamilton ging auf der Piste in Führung.

Das entlockte an der Box sogar Mercedes-Sportdirektor Toto Wolff ein Lächeln. Der Österreicher hatte nach den jüngsten Scharmützeln seiner Fahrer sogar mit Entlassung gedroht, sollte es wieder Unfälle geben. „Das wird der erste ruhige Abend seit Langem, es gab das ganze Wochenende keine Streits“, atmete der Wiener nach dem ersten Doppelsieg seit dem Heimrennen im Juni in Österreich auf.

„Das Team wollte die Plätze eins und zwei und hat sie bekommen“, hielt Hamilton nüchtern fest. Der schon 29 Punkte zurückgelegene Brite hat nach seinem Muss-Sieg nun erstmals in einer Saison sechs Rennen gewonnen. Das war Trost genug für das Pech beim Start, nachdem er das Training klar dominiert hatte. „So etwas hatten wir noch nie“, wunderte er sich über den Elektronikteufel in seinem Auto. Rosberg gab sich nach dem Rennen pragmatisch und bedankte sich wortreich auf Italienisch bei den Fans: „Ein zweiter Platz ist trotz allem einigermaßen okay. Das sind immer noch gute Punkte und kein Desaster.“

Seinen entscheidenden Verbremser erklärte Rosberg so: „Lewis war schnell, ich musste andrücken, das Ergebnis war der Fehler. Natürlich bin ich innerlich enttäuscht. Aber Lewis hat den Sieg verdient und letztlich haben wir den Doppelsieg, den wir wollten.“

Hat man in der Anfangsphase des Rennens in Italien wegen Hamiltons Startpanne sogar schon mit einer kleinen WM-Vorentscheidung rechnen können, kann der Engländer nun schon beim nächsten Rennen in zwei Wochen in Singapur Rosberg von der Spitze verdrängen.

Red Bull ohne Podestchance

Bester Nicht-Mercedes-Fahrer hinter Hamilton, Rosberg und den beiden Williams von Felipe Massa und Valtteri Bottas wurde Daniel Ricciardo im Red Bull. Der Australier, der die beiden Rennen vor Monza gewonnen hatte, düpierte im Finish seinen Teamkollegen und Weltmeister Sebastian Vettel und sicherte sich damit noch Platz fünf. Vettel war als erster Fahrer zum Reifenwechsel gekommen – ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Enttäuschend endete das Heimrennen für Ferrari. Fernando Alonso fiel auf Platz elf liegend früh aus, Kimi Räikkönen rettete als Neunter noch WM-Punkte.

GP VON ITALIEN

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:19:10,236.
2. Nico Rosberg (GER) Mercedes +3,175
3. Felipe Massa (BRA) Williams +25,026
4. Valtteri Bottas (FIN) Williams +40,786
5. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +50,309
6. Sebastian Vettel (GER) Red Bull +59,965
7. Sergio Perez (MEX) Force India +1:02,518
8. Jenson Button (GBR) McLaren +1:03,063
9. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +1:03,535
10. Kevin Magnussen (DEN) McLaren +1:06,171
Ausgeschieden: Fernando Alonso (ESP) Ferrari, Max Chilton (GBR) Marussia
WM-Stand (nach 13 von 19 Rennen):
1. Nico Rosberg (GER) Mercedes 238
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 216
3. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 166
4. Valtteri Bottas (FIN) Williams 122
5. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 121
6. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 106
Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 454 2. Red Bull 272 3. Williams 177 4. Ferrari 162 5. McLaren 110 6. Force India 109 7. Toro Rosso 19 8. Lotus 8 9. Marussia 2. Nächstes Rennen: Grand Prix von Singapur am 21. 9.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2014)

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