Formel 1: Erste Reifeprüfung für Jungpilot Verstappen

Max Verstappen
Max Verstappen(c) APA/EPA/Sander Koning (Sander Koning)
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Max Verstappen, 17, gibt im Suzuka-Training sein Debüt für Toro Rosso. „Ich werde keine Rekorde brechen, sondern nur Erfahrung sammeln.“

Suzuka/Wien. Das vielleicht schönste Geburtstagsgeschenk erhält Max Verstappen in diesem Jahr von Toro Rosso und der FIA. Am gestrigen Dienstag feierte der Niederländer seinen 17. Geburtstag, drei Tage später darf sich der Shootingstar dank Sondergenehmigung im freien Training für den Grand Prix von Japan am Sonntag (8 Uhr, live ORF eins, RTL, Sky) beweisen. „Ein Traum wird wahr“, betonte der Sohn des früheren Formel-1-Piloten Jos Verstappen. „Das Auto und die Arbeit mit dem Team kennenzulernen ist eine sehr wertvolle Erfahrung und die beste Vorbereitung für das kommende Jahr.“ Für 2015 ist der Youngster, der erst vergangenes Jahr vom Kart in die Formel 3 gewechselt ist, für das zweite Toro-Rosso-Cockpit neben dem Russen Daniil Kwjat eingeplant – als mit Abstand jüngster Pilot aller Zeiten.

Sein Debüt in einem Red-Bull-Boliden hat Verstappen bereits hinter sich, nach Wunsch ist der erste große Auftritt aber nicht verlaufen. Nach Testrunden im englischen Rockingham durfte er bei einer Motorsportshow in der Rotterdamer Innenstadt in einem 2011er-Auto vorfahren und ließ zur Begeisterung der zahlreichen Fans zum Abschluss ordentlich die Reifen qualmen. Die Routine fehlte dem Teenager bei den Pirouetten aber offensichtlich noch und so brach der Bolide aus und krachte in die Bande. Das Resultat waren ein gebrochener Frontflügel und viele hämische Kommentare in den sozialen Netzwerken. Verstappen selbst wollte den Ausrutscher nicht überbewerten. „Das war ein dummer Fehler. Das wird mir nächstes Jahr nicht passieren.“

So viel Vorbereitungszeit bleibt Verstappen allerdings nicht mehr, denn schon in Suzuka erwartet ihn nun der erste echte Härtetest. Der Kurs zählt selbst für erfahrene Piloten zu den anspruchsvollsten der Welt. „Mein Vater ist häufig in Suzuka gefahren und hat mir schon gesagt, dass das kein einfaches Debüt wird“, erklärte der Youngster, der sich keine Wunderdinge erwartet. „Ich werde dort keine Rekorde brechen, ich will einfach nur Erfahrung sammeln.“ Übermäßigen Druck verspüre er nicht. „Ich habe eineinhalb Stunden, in denen ich das Beste für mich und mein Team geben will.“

Ein Talent der Marke Senna

Auch die Red-Bull-Chefetage steht allen kritischen Stimmen zum Trotz geschlossen hinter ihrem jungen Schützling. „Wir spielen nicht Lotto. Wir wissen, was wir tun“, versichert Motorsportchef Helmut Marko gebetsmühlenartig und hob den Niederländer wie zur Bestätigung zuletzt gar auf eine Stufe mit dem legendären Dreifachweltmeister Ayrton Senna. „Max ist ein außergewöhnliches Talent, das es nur einmal alle zehn Jahre gibt.“ Zudem sei es seit den Regeländerungen so einfach wie nie, ein Formel-1-Auto zu fahren. „Wir erwarten, dass Max vom ersten Rennen an konkurrenzfähig ist.“

Noch hat Verstappen wie für den normalen Straßenverkehr aber auch für die Königsklasse keine Fahrerlaubnis. Eigentlich sind für die offizielle Superlizenz ein Meistertitel in einer der Nachwuchsklassen Formel 3, GP2 oder Renault-Weltserie bzw. ein Top-vier-Platz bei den IndyCars Voraussetzung. Der derzeitige Gesamtzweite der Formel-3-Serie wird daher 2015 mit einer provisorischen Lizenz starten, dafür reichen bereits 300 gefahrene Kilometer in einem aktuellen Formel-1-Auto.

Verstappen selbst fühlt sich im Red-Bull-Kreis bestens aufgenommen. „Alle sind sehr nett und ich spüre das Vertrauen“, sagte er. Der Zukunft blickt er gelassen entgegen. „Wenn man als jüngster Formel-1-Fahrer aller Zeiten verpflichtet wird, dann muss man mit Kritik rechnen. Aber mich interessiert es nicht, was andere sagen. Nächstes Jahr werden wir alle sehen, was passiert.“

AUF EINEN BLICK

Max Verstappen wird am Freitag im freien Training in Suzuka sein Debüt für Toro Rosso geben. Für 2015 hat der Niederländer, der am gestrigen Dienstag seinen 17. Geburtstag feierte, ein Fix-Cockpit neben dem Russen Daniil Kwjat und wird damit zum jüngsten Formel-1-Pilot aller Zeiten.

Bislang jüngste Fahrer in der Formel 1:

Jaime Alguersuari (ESP, 19 Jahre und 125 Tage beim GP von Ungarn 2009)

Mike Thackwell (NZL, 19 Jahre und 182 Tage beim GP von Kanada 1980)

Ricardo Rodriguez (MEX, 19 Jahre und 208 Tage beim GP von Italien 1961).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2014)

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