Showdown in Abu Dhabi: Es kann nur einen geben

Lewis Hamilton und Nico Rosberg
Lewis Hamilton und Nico RosbergREUTERS
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Im letzten Formel-1-Saisonrennen entscheidet sich die WM zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg.

Eines stand schon vor dem letzten Rennen dieser Formel-1-Saison in Abu Dhabi am Sonntag (14 Uhr, live ORF eins, RTL, Sky) fest – Niki Lauda wird auf jeden Fall zu den Siegern gehören. Er ist Aufsichtsrat bei Mercedes, der Rennstall kann auf eine überragende Saison zurückblicken, man hat das Geschehen in der Königsklasse des Motorsports klar dominiert. Doch am Ende kann es nur einen ganz großen Sieger geben, nur einen Champion. Lewis Hamilton hat in der Gesamtwertung 17 Zähler Vorsprung auf Nico Rosberg, der vor seinem Rivalen aus der Pole Position startet. Erstmals werden beim Finale doppelte Punkte vergeben, daher will Lauda auch keinen Tipp abgeben. „Für mich sind beide jetzt schon Weltmeister. Ich habe zwei Alphatiere auf höchstem Niveau, Spitzensportler, die absolut auf dem gleichen Niveau trainieren, Bestzeiten herausfahren und Rennen fahren können.“

Der dreimalige Weltmeister Lauda ist ein alter Fuchs in der Formel 1. Dass es diesmal die doppelte Punkteanzahl zu gewinnen gibt, das passt ihm weniger. „Von den beiden ist einmal der eine und einmal der andere besser. Durch diese blöde Regelung der doppelten Punkte beim Saisonfinale kann man das Resultat jetzt noch verschieben, was ich sportlich nicht in Ordnung finde!“

Das Mercedes-Team denkt an alles, auch an den Verlierer, den es geben muss. Aufbauarbeit wird vonnöten sein. Und angeblich sollen nicht einmal WM-Shirts im Gepäck sein, um den Verlierer des finalen WM-Duells nicht zu demütigen. Motorsportchef Toto Wolff hält fest: „Wer immer diese WM gewinnt, wir werden nicht himmelhoch jauchzend durch die Gegend hüpfen, weil wir Respekt vor dem anderen haben.“

Lauda: "Einmischung wäre sinnlos"

Niki Lauda ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass die beiden WM-Rivalen fair miteinander umgehen werden. Ein zweites Spa, als Rosberg und Hamilton kollidierten, konnte sich der Aufsichtsratsvorsitzende nicht vorstellen. Entsprechend wolle er vor dem Rennen auch nicht eingreifen, versicherte Lauda dieser Tage gegenüber der „Daily Mail“. „Beide wollen die Weltmeisterschaft, und eine Einmischung meinerseits wäre sinnlos.“ Lauda weiter: „Beide kennen die mögliche Gefahr ihrer Autos, wenn sie miteinander verwickelt sind. Das ist alles, was sie wissen müssen. Wir haben ihnen nach Spa gesagt, dass sie untereinander keinen Unfall bauen sollen. Seitdem ist nichts mehr passiert.“ Teamorder gibt es auch beim Finale nicht. Darauf legten die Chefs großen Wert.

Motorsportchef Toto Wolff wirft in Sachen Crash ein: „Es müsste eine Kollision geben, aus der Nico besser herauskommt als Lewis. Es ist aber unmöglich, das mit einem Formel-1-Auto zu steuern – das ist selbst für die besten Fahrer der Welt nicht planbar. Es wird ein hartes Rennen, aber es wird nicht so weit gehen, dass sie sich gegenseitig ins Auto fahren – zumal beide viel zu verlieren haben“, prognostiziert Wolff. „Nico hat zu verlieren, dass die WM gelaufen ist, sollten beide Autos stranden.“ Und außerdem: „Keiner der beiden ist hinterhältig – ganz im Gegenteil.“

Für Chancengleichheit auf der Piste zwischen den beiden Teamrivalen ist nach Auskunft von Lauda gesorgt. „Toto Wolff, Technikchef Paddy Lowe und ich haben alles Menschenmögliche getan, um für beide Fahrer die gleichen Bedingungen zu schaffen, damit keine technischen Probleme das Rennen mitentscheiden können. Bei jedem Teil am Auto und am Motor wurden die Laufzeiten verkürzt. Überall, wo wir das durften, haben wir jüngere Bauteile eingebaut. Wenn es trotzdem einen technischen Defekt geben sollte, dann konnte man den im Vorfeld nicht verhindern.“

Wolff: "Nicht auf Mathematik verlassen"

Lauda hat zuletzt immer wieder vom Gemeinschaftsgefühl bei Mercedes gesprochen. Und das Team hatte immer wieder proklamiert, dass beide Fahrer ihre Daten untereinander austauschen. „Sie entwickeln ihr Auto in die gleiche Richtung, deshalb sind sie so erfolgreich“, meint Lauda gegenüber dem „Motorsport-Magazin“. „Wenn man sich den Speed anschaut, sind beide gleich. Nur Tausendstelsekunden trennen sie.“ Was spricht dann für Nico Rosberg? „Er arbeitet hart. Er achtet auf jedes Detail und bekommt alles in den Griff.“ Und für Lewis Hamilton? „Er hat eine sehr aggressive Anlage. Er kann wie kein anderer überholen.“ Ein Tipp von Motorsportchef Toto Wolff: „Man sollte sich nie auf die Mathematik verlassen, denn es ist immer noch Motorsport.“

Zum bereits vierten Mal in seiner Karriere hat Lewis Hamilton in einem Saisonfinale die Chance auf den Titel. In seiner Premierensaison 2007 verspielte er den Triumph auf den letzten Kilometern noch und musste Kimi Räikkönen vorbeiziehen lassen. Ein Jahr später rettete der Brite in Brasilien erst mit einem Überholmanöver in der letzten Kurve noch den Titel, als Felipe Massa sich schon als Weltmeister wähnte. In beiden Fällen war Hamilton wie auch diesmal als WM-Spitzenreiter in den letzten Grand Prix gestartet.

2010 dagegen hatte der damalige McLaren-Pilot als Vierter der Gesamtwertung beim Finale in Abu Dhabi nur geringe Chancen auf den Titel. Damals wurde Sebastian Vettel sensationell zum ersten Mal Champion.
„Ich werde sicher keine dummen Risiken eingehen, weil ich das nicht nötig habe“, sagt Hamilton. Dem Briten genügt bereits ein zweiter Platz. „Von all meinen Jahren bin ich auf dieses am meisten stolz. Auf meinen Fleiß, auf die geringe Anzahl von Fehlern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

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