Formel 1: Die Triumphfahrt eines Vollblutrennfahrers

Mercedes Formula One driver Lewis Hamilton of Britain celebrates on the podium after winning the Abu Dhabi F1 Grand Prix at the Yas Marina circuit in Abu Dhab
Mercedes Formula One driver Lewis Hamilton of Britain celebrates on the podium after winning the Abu Dhabi F1 Grand Prix at the Yas Marina circuit in Abu DhabReuters
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Der Brite Lewis Hamilton krönte sich mit dem Sieg in Abu Dhabi zum neuen Weltmeister. Es ist sein zweiter Titel nach 2008: „Größter Augenblick meiner Karriere.“

Abu Dhabi. Bernie Ecclestone hatte es in seiner charmanten Art ja längst vorhergesagt. Schon vor Wochen beendete der stets geschäftstüchtige Chefvermarkter der Formel 1 alle Spekulationen, wer denn neuer Weltmeister wird, mit einem simplen Satz: „Lewis ist der bessere Champion.“

Die Aussage des Briten wurden zwar von Beobachtern kritisch beäugt, immerhin hatte sein Mercedes-Kollege Nico Rosberg bis zum Saisonfinale am Sonntag in Abu Dhabi ja noch Titelchancen; für Ecclestone war das nicht weiter von Belang. Sein britischer Landsmann ist „besser für die Show“, habe mehr Strahlkraft und Werbewirksamkeit als der Deutsche, ziehe Society-Blätter auf sich aufgrund seiner Liaison mit Nicole Scherzinger – und sei schließlich wohl auch der bessere Fahrer.

Der Glanz der Silberpfeile

Hamilton erfüllte in dieser Saison nicht nur alle sportlichen Aufgaben oder führte mit Rosberg Mercedes zur Konstrukteurs-WM, er dominierte dieses Jahr regelrecht. Er gewann elf von 19 Läufen, und sah er das Ziel, stand er immer auf dem Podest. Nur drei Ausfälle hatte der Brite, der seit 2007 in der Formel 1 seine Runden dreht, heuer zu verzeichnen. Und auch beim Finish in Abu Dhabi gab es letztlich, trotz technischer Probleme bei Rosberg, die all seine Träume torpedierten, schon früh keine Diskussion mehr. Bereits nach dem Start war der Brite dem Deutschen, der letztlich nur 14. wurde, davon gefahren.
Hamiltons Sieg ist der Schlusspunkt einer epochalen Mercedes-Saison. 16 Siege bedeuten Rekord, zudem adelt der Gewinn der Marken-WM die Marke mit dem Stern. Es ist auch eine Auszeichnung für den sportlichen Leiter Toto Wolff, der auf Anhieb in seiner ersten Saison beide Titel einfahren konnte. Freilich darf auch Niki Lauda als Aufsichtsrat der Silberpfeile jubeln, das millionenschwere Engagement des seit 2010 als eigener Rennstall auftretenden Teams ist erstmals gerechtfertigt worden. Und Hamilton? Es ist sein zweiter WM-Titel nach 2008, damals noch für McLaren, und der erste als erster Silberpfeil-Fahrer seit der Motorsport-Legende Juan Manuel Fangio 1955.

Gratulation mit Happy-End

„Er ist ein würdiger Weltmeister, ein Vollblutrennfahrer“, sagte Lauda, der auch Rosberg für seinen Einsatz lobte. Dass seinem Teamkollegen Feuerwerk und Rampenlicht galten, damit müsse er lernen umzugehen. Und vielleicht, so Lauda, „schlägt Nico ja schon im nächsten Jahr zurück. Wir müssen uns bei ihm entschuldigen für den Defekt, wir werden den genau untersuchen.“

Auch Toto Wolff reagierte ähnlich, es sei keine Spur von „Ungleichheit“ zwischen seiner Fahrerpaarung zu sehen gewesen, und es war klar, dass letztlich einer als Verlierer dastehen werde. Doch vergessen seien nun all die Diskussionen und Kollisionen (GP von Spa) seiner beiden Piloten. Auch alle Beurteilungen über Rivalität und Grenzen, die man nicht überschreiten dürfe als Rennfahrer. Doch ein Bild bleibt in Erinnerung: auf der einen Seite feierte Hamilton mit Prinz Harry, auf der anderen weinte Rosberg („Es war ein schlechter Start und der Augenblick, bei dem schon alles in die Hose gegangen ist“) wie ein kleines Kind. Als sich die Sieger jedoch der Ehrung näherten, war Rosberg zur Stelle. Er gratulierte seinem Kontrahenten, er stellte sich dieser, für wohl jeden Sportler schrecklichsten Situation mit Bravour und erntete dafür auch vom Briten „höchsten Respekt. Nico, du bist eine tolle Saison gefahren. Du hast alles gegeben, doch diese Aktion hier und jetzt macht dich für mich zu einem Champion.“

Lewis Hamilton stand im Rampenlicht, genoss den Rummel und fühlte sich wie 2008, bei seiner ersten WM-Feier. Doch seitdem hat sich vieles verändert für Hamilton, der „im größten Augenblick der Karriere“ nicht vergaß, alle Beteiligten zu erwähnen. Früher wäre das dem Piloten nicht passiert, zu sehr stand ihm da sein Ego im Weg; selbst im Erfolgsfall noch. Nun aber ist alles anders, sein Triumph „der Erfolg der ganzen Mannschaft, meines Technikers. Danke.“ Denn anders könne er das Erreichte auch nicht erklären, dafür seien es dann doch zu viele Eindrücke, zu viele Schaltmanöver gewesen.

Ein Happy-End bedeutete das Saisonfinale auch für das Williams-Team. Denn mit Felipe Massa und Valtteri Bottas standen beide Piloten auf dem Podest. Es war der Beweis, das ein kleines Privatteam durchaus auch mit den Größen der Zunft mithalten kann. Zumindest dann, wenn der Motor (Mercedes) seine Leistung bringt.

Formel 1 Abu Dhabi
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:39:02,619
2. Felipe Massa (BRA) Williams 2,500
3. Valtteri Bottas (FIN) Williams 28,800
Weiters, 4. Ricciardo (AUS) Red Bull 37,200 5. Button (GBR) McLaren 1:00,300 6. Hülkenberg (GER) Force India 1:02,100 7. Perez (MEX) Force India 1:11,000 8. Vettel (GER) Red Bull 1:12,000 9. Alonso (ESP) Ferrari 1:25,800 10. Räikkönen (FIN) Ferrari 1:27,800.

WM-Endstand: 1. Hamilton 384 2. Rosberg 317 3. Ricciardo 238 4. Bottas 186 5. Vettel 167 6. Alonso 161 7. Massa 134 8. Button 126 9. Hülkenberg 96 10. Perez 59.
Konstrukteurs-WM-Endstand: 1. Mercedes 701 2. Red Bull 405 3. Williams 320 4. Ferrari 216 5. McLaren 181 6. Force India 155 7. Toro Rosso 30 8. Lotus 10 9. Marussia 2

Mehrfach-Weltmeister, 7 Michael Schumacher (GER) 5 Juan-Manuel Fangio (ARG) 4 Alain Prost (FRA), Sebastian Vettel (GER) 3 Jack Brabham (AUS), Jackie Stewart (GBR), Niki Lauda (AUT), Nelson Piquet (BRA), Ayrton Senna (BRA) 2 Alberto Ascari (ITA), Graham Hill (GBR), Jim Clark (GBR), Emerson Fittipaldi (BRA), Mika Häkkinen (FIN), Fernando Alonso (ESP), Lewis Hamilton (GBR).

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