Formel 1: Überraschende Auferstehung in Rot

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Sebastian Vettel bescherte Ferrari in Malaysia einen Sensationserfolg. "Ich bin stolz, Mercedes geschlagen zu haben." Der Deutsche träumt vom Titel, denkt aber in kleinen Schritten.

Sepang. „Die Mission ist, den Titel nach Maranello zurückzubringen. Aber wir müssen jetzt in kleineren Schritten denken, auch wenn wir heute einen großartigen Job gemacht haben. Schauen wir, wo das alles enden wird.“ Sebastian Vettel gab sich kurz nach seinem Sieg im Grand Prix von Malaysia ganz nüchtern. Dabei hat er mit dem ersten Ferrari-Triumph seit dem 12. Mai 2013, den damals Fernando Alonso eingefahren hat, die seit September 2014 dauernde Mercedes-Siegesserie beendet.

Wenige Minuten davor hatte er noch ganz andere Emotionen gezeigt. „Grazie mille, forza Ferrari!“, brüllte er mit sich überschlagender Stimme in den Boxenfunk. Tatsächlich war der doch etwas überraschende Sieg der Zwei-Stopp-Strategie seiner Crew zu verdanken. Am Ende überquerte er gut acht Sekunden vor dem regierenden Weltmeister, dem aktuellen WM-Führenden und aus der Pole-Position gestarteten Lewis Hamilton und zwölf Sekunden vor dessen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg die Ziellinie. Die beiden hatten je drei Boxenstopps eingelegt – den ersten bereits während der frühen Safety-Car-Phase, nachdem Sauber-Pilot Marcus Ericsson in der vierten Runden von der Strecke geflogen war.

Vettel sprach davon, dass sein Kindheitstraum, für Ferrari zu gewinnen, wahr geworden sei. „Ich bin sehr stolz darauf, was wir in so kurzer Zeit erreicht haben. Jetzt stehe ich schon nach meinem zweiten Rennen für Ferrari als Grand-Prix-Sieger da. Das wird mir bis zum Lebensende im Gedächtnis bleiben.“

Besser als Schumacher

Nach dem dritten Platz bei seinem Ferrari-Debüt in Melbourne vor zwei Wochen gelang Vettel tatsächlich ein bemerkenswerter Einstand. Sein Vorbild, Michael Schumacher, der letztlich 72 Rennen für Ferrari gewann, benötigte 1996 sechs Anläufe, ehe er in Barcelona erstmals siegte.

Für Vettel war es bereits der 40.Sieg in einem Formel-1-GP. Der erste seit dem 24. November 2013 beim WM-Finale in Brasilien– damals noch als Weltmeister für Red Bull. Als Vierter der ewigen Bestenliste fehlt ihm noch ein Erfolg, um mit Ayrton Senna (BRA) gleichzuziehen. Vor ihm liegen Alain Prost (FRA) mit 51 und sein Landsmann Michael Schumacher mit 91 Siegen. Niki Lauda hält als Neunter bei 25 Erfolgen.

Vettels 40.GP-Sieg war zugleich sein vierter in Sepang. Kein anderer Fahrer hat in Malaysia, wo seit 1999 gefahren wird, so oft gewonnen wie er. Theoretisch kann er diese Serie weiter ausbauen, denn der Südostasien-Grand-Prix bleibt bis 2018 im WM-Kalender.

Mercedes: „Ein Weckruf“

Mercedes zeigte sich in der Niederlage als fairer Verlierer. „Das war ein absolut verdienter Sieg für Ferrari, so bitter das ist für uns. Es war aber auch ein Weckruf, dass man nicht nachlassen darf. Wir waren einfach nicht schnell genug“, analysierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und gab die Parole aus: „Wir müssen den Kopf tief halten, weiterarbeiten und Gas geben.“

Einen Rückschlag musste auch Fernando Alonso hinnehmen. Von Vettel bei Ferrari verdrängt, nahm er erstmals ein Rennen für McLaren in Angriff. Den Saisonauftakt in Australien hatte er wegen einer Gehirnerschütterung, der Folge eines Unfalls bei Testfahrten im Februar, verpasst. Wegen technischer Probleme musste er seinen Wagen in der 22. Runde abstellen. Max Verstappen markierte unterdessen als Siebenter einen Rekord. Mit 17 Jahren und 180 Tagen fuhr er als jüngster Pilot in die Punkteränge. (ex)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2015)

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