Herber Rückschlag für die Gleichberechtigung

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Susie Wolff, 32, muss ihren Traum vom GP-Start in der Königsklasse vorerst abhaken, das Williams-Team engagierte den Deutschen Adrian Sutil als Ersatzfahrer. Erfahrung gab den Ausschlag, behauptet Sir Frank Williams.

Sepang. Die Meldung des Williams-Teams, den Deutschen Adrian Sutil als Ersatzfahrer engagiert zu haben, sorgte keineswegs für Aufsehen in der Formel 1. Weder Position noch Fahrer sind von überaus großem Belang. Und dennoch, hinter diesem Engagement steht weitaus mehr: Es bedeutet einmal mehr, dass der Start einer Frau in weite Ferne gerückt ist. Denn Sutil wurde Susie Wolff vorgezogen.

Der ehemalige Sauber-Pilot soll sich bei dem britischen Traditionsteam am Simulator optimal an den Williams-Mercedes gewöhnen, um für einen eventuellen Einsatz vorbereitet zu sein. Teamgründer Frank Williams sagte vor dem GP in Sepang: „Er bringt mit 128 Formel-1-Rennen eine große Rennerfahrung mit.“ Er kenne die Hybridtechnik, verstehe die neuesten Technologien und habe den nötigen Druck auf dem Gaspedal.

Wolff, 32, wirkte vollkommen verdutzt. Sie hatte sich durchaus berechtigte Chancen auf ein Rennen ausgerechnet. Sie fuhr vergangene Saison Testfahrten in Hockenheim und Silverstone, und ihre Zeiten waren dabei keineswegs schlecht. Hätte sie vor zwei Wochen das Training in Melbourne bestritten, sie hätte Valtteri Bottas ersetzen können. Der Finne musste mit Rückenproblemen für den Saisonstart passen, aber auch Wolff blieb in der Box; so verlangt es eben das Reglement der FIA. Der Start war greifbar nahe. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte die Frau von Mercedes-Sportchef Toto Wolff. „Aber was soll ich machen, sie setzen auf Rennerfahrung. Ich respektiere diese Entscheidung.“

Lella Lombardi fuhr 1975 in Barcelona als Sechste in die WM-Punkteränge. Seit 1992 und dem im Qualifying dreimal gescheiterten Anlauf der Italienerin Giovanna Amati wartet die Szene vergebens auf eine Frau in der Formel 1. Die Amerikanerin Danica Patrick bleibt lieber in der Heimat und ist der Star der Nascar-Serie.

Ein britischer Spielverderber

Doch dann kam Susie Wolff. 2012 stieg sie bei Williams ein, sie wurde als Entwicklungsfahrerin vermarktet, insgeheim wusste aber jeder, in welche Richtung der PR-Zug fahren sollte. Auch Bernie Ecclestone rieb sich die Hände, ein neuer, finanzstarker Geschäftszweig schien gewiss. Sir Frank Williams spielte letztlich nicht mit. Er schenkt Sutil das Vertrauen, einem Mitfahrer, der seit 2007 in der Formel 1 fährt und noch nie auf dem Podest geschweige denn in Pole-Position gestanden ist. Das hat Folgen: Dass Susie Wolff heuer noch in Spielberg, Barcelona und Silverstone Trainingsrunden fahren wird, ist seit diesem Wochenende nur noch ein PR-Gag. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2015)

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