Als Ferrari-Teamchef hat Maurizio Arrivabene den schwierigsten Job im Motorsport. Bislang brilliert er.
Shanghai. „Auf einer Skala von null bis zehn bei ungefähr elf.“ So hat Maurizio Arrivabene die Frage beantwortet, wie schwierig sein Job eigentlich sei. Seit Ende des vergangenen Jahres hat der 58-Jährige aus Brescia beim Formel-1-Team Ferrari das Sagen. Seither herrscht auch Aufbruchstimmung in Maranello und mit dem Triumph über Mercedes in Malaysia vor zwei Wochen ließ der Erfolg auch nicht lang auf sich warten. Sebastian Vettels Sieg war der erste für Ferrari seit knapp zwei Jahren.
Arrivabene hat es in wenigen Monaten geschafft, das Ferrari-Team trotz 60 neuer Mitarbeiter wieder zu einer Einheit zu formen. Als Geste ging er deshalb nach dem Sieg in Malaysia nicht selbst für den siegreichen Konstrukteur auf das Podest, sondern schickte Chefmechaniker Diego Loverno.
Obwohl er als Ferrari-Teamchef unter enormem Druck steht, zeigt sich der Italiener mit den grau melierten Haaren stets leger. „Das Wichtigste besteht darin, den Leuten eine Richtung vorzugeben“, beschreibt Arrivabene seine Aufgabe. Der Marketingexperte, der auch im Vorstand des Fußballklubs Juventus Turin sitzt, hat seit den Neunzigerjahren beim Tabakkonzern Philip Morris gearbeitet, Ferraris damaligem Hauptsponsor. Nun passt er perfekt ins Profil von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne. Das Team benötige „jemanden, der nicht nur Ferrari versteht, sondern die Mechanismen und Bedürfnisse dieses Sports“, begründete Marchionne die Entscheidung.
Schon jetzt werden Arrivabene, Vettel und Marchionne als jenes Trio gehandelt, das in die Fußstapfen von Jean Todt, Ross Brawn und Michael Schumacher treten könnte. Vor dem dritten Saisonrennen, am Sonntag startet der GP von Shanghai, bleibt Arrivabene besonnen. „Wir behalten unsere Füße auf dem Boden.“ Nach wie vor sei Mercedes ein „kluger und realistischer Tipp“ für den Weltmeistertitel. Als Saisonziel hat Arrivabene jedenfalls zwei Siege ausgegeben. „Beim vierten Sieg laufe ich barfuß auf die Hügel von Maranello.“ (joe)
Grand Prix von China Shanghai
Lewis Hamilton (Mercedes) hat das Training am Freitag dominiert. Er verwies Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo, Vettel und Nico Rosberg auf die Ränge zwei bis fünf.
Qualifying heute 9 Uhr, Rennen am Sonntag 8 Uhr (je live in ORF eins).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)