Formel 1: Ein Trio, ganz allein unter sich

Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel
Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastian VettelReuters
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Formel 1. Lewis Hamilton gewann in China vor Nico Rosberg und Sebastian Vettel – in allen drei Rennen stand stets nur dieses Trio auf dem Podest. Mercedes wird nur von Ferrari gefordert.

Shanghai. Für den einen Fadesse, für den anderen Selbstbestätigung auf höchstem Niveau: Mercedes hat mit dem Sieg des Grand Prix von China jedenfalls das Kräfteverhältnis in der Formel-1-WM wieder zurechtgerückt. Die Silberpfeile landeten in Shanghai durch Lewis Hamilton und Nico Rosberg einen vollkommen ungefährdeten Doppelsieg; selbst über die Reihenfolge der Zieleinfahrt gab es keinerlei Diskussion. Malaysia-Triumphator Sebastian Vettel musste sich im Ferrari mit Platz drei begnügen. Im dritten Saisonrennen standen damit zum dritten Mal die gleichen drei Piloten auf dem Siegespodest.

Strategie und Schicksal

Hamilton, 30, wurde für eine taktische Meisterleistung belohnt. Die entscheidenden Sekunden auf Rosberg fuhr Hamilton im Mittelstint heraus, als er deutlich besser mit den Reifen haushaltete. „Das Team hat einen fantastischen Job gemacht. Es ist darum gegangen, den Abstand zu Nico zu kontrollieren“, sagte der Weltmeister nach dem 35. GP-Triumph, dem bereits vierten in China. Die Überlegenheit seines Teams kann deutlicher nicht sein: Hamilton sicherte sich in Shanghai nicht nur alle Trainingsbestzeiten, sondern fuhr auch die schnellste Rennrunde und wiederholte seinen Start-Ziel-Sieg aus dem Vorjahr. Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda sagt: „Der Lauf von Hamilton ist eine unglaubliche Vorgabe für alle.“ „Die Reifenstrategie ist perfekt aufgegangen“, ergänzte auch Motorsportchef Toto Wolff. „Am Anfang des Rennens mussten wir ordentlich hindrücken, um wegzukommen. Es ist nicht mehr so wie es früher war, als wir eine Sekunde pro Runde davongefahren sind.“ Die Konkurrenz sieht das freilich anders. Für Red Bull setzte es in China den nächsten Rückschlag. Daniel Ricciardo holte nach einem verpatzten Start als Neunter gerade noch zwei WM-Punkte, Daniil Kwjat fiel mit kaputtem Renault-Motor aus.

Die Formel 1 plagen aber nicht nur sportliche oder finanzielle Sorgen, auch ein menschlicher Aspekt beschäftigt weiterhin die Boxengasse. Rund sechs Monate nach dem folgenschweren Unfall von Jules Bianchi beim GP von Suzuka – er war mit seinem Marussia-Rennwagen gegen einen Bergungskran gekracht und hatte sich weitreichende Gehirnverletzungen zugezogen – hat sich sein Vater wieder zu Wort gemeldet. In einem Interview der französischen Regionalzeitung „Nice-Matin“ sprach Philippe Bianchi vom schweren Kampf des 25-Jährigen. Er „kämpft unermüdlich“, wurde der Vater zitiert. „Jules durchsteht jeden Tag einen Marathon.“

Aus medizinischer Sicht sei sein Zustand stabil. Körperliche Probleme gebe es nicht, alle Organe seines Sohnes würden ohne Hilfe normal funktionieren. Er habe aber sein Bewusstsein noch nicht wiedererlangt, befinde sich weiterhin im Koma. „Das Wichtigste, um Jules zu stimulieren, ist, dass er dauerhafte Anwesenheit an seiner Seite spürt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2015)

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