Rallyecross: „Scheppert, staubt – macht Spaß“

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Manfred Stohl liebt Autos über alles, der Wiener sucht einmal mehr den Drift und begibt sich im 600 PS starken Ford Fiesta RX 2 für das Team Austria auf neues WM-Terrain.

Wien. „Leiwand, gell?“ Unvergessen bleibt die Frage des Rallyepiloten Manfred Stohl an seinen, mit aller Kraft der Gurte in den Sitz geschnallten Beifahrer. Er blickte, sich sorgend, zu seinem zusehends erbleichenden Passagier. Der Mitsubishi Evolution VII, einst eines der besten Rallyeautos und in abgeschwächter Form mitunter auch im Straßenverkehr zu sehen, hielt Kurs auf einem sehr engen Waldweg. 180 km/h, auch in einer schnell verschwundenen Kurve mit kaum Ambition zu bremsen, Stohl lachte. „Was ist? Das ist Rallyefahren. Du bist doch ein Finne . . .“

Knapp ein Jahrzehnt später ist Stohl weiterhin flott unterwegs. Sein Vater hat ihm die Kunst des Drifts, die Dosierung des Gaspedals und den Trick mit der Handbremse beigebracht. Stohl junior wurde Weltmeister der Gruppe N-Autos, in einem Mitsubishi. Er fuhr in der WM mit diversen Marken, ob Audi, Hyundai, Peugeot, Citroën – und in seiner Werkstatt in Wien wird bis dato noch an Rennautos geschraubt für Kunden aus aller Welt.

Schneller als Formel 1

Der 42-Jährige ist zuletzt im Stockcar unterwegs gewesen, doch jetzt kehrt Stohl in sein gewohntes Metier zurück und startet ab diesem Wochenende in Montalegre, Portugal, in der Rallyecross-WM. Unterwegs ist er für das Team Austria in einem Ford Fiesta RX. „600 PS, 900 Newtonmeter – das Auto ist nach 2,1 Sekunden bei 100 km/h, also schneller als ein Formel-1-Auto“, sprudelt es aus Stohl, der dreizehn Rennen bestreiten wird und sich auf diese neue Form des Rennsports immens freut.

Eine Rallye verläuft über drei Tage, hunderte Kilometer und Dutzende Prüfungen. Der Cross-Ableger dreht sich im Kreis, Stohl sagt, es sei ein Sprint. Es gibt keine Schlaglöcher oder tückische Kurven mehr, es sei ein Rundkurs, ja, Stohl aber blüht beim Erzählen so richtig auf. Rallycross wird auf einem bis zu 1,5 Kilometer langen Rundkurs (60 Prozent Asphalt) gefahren. Rennen dauern vier bzw. sechs Runden, in den Vorläufen fahren fünf Autos gleichzeitig auf dem engen Parcours. „Es ist super, extrem TV-tauglich, eine gute Show“, Stohl versteht es weiterhin blendend, etwas für Normalverbraucher kaum Vorstellbares plakativ anzupreisen. Der Vorstellungskraft dienlich: ORF Sport+ überträgt am Sonntag live ab 13.55 Uhr. „Es scheppert in einer Tour, es staubt und es gibt an jedem Auto Kratzer, Bremsspuren. Fünf Autos fahren gleichzeitig in eine Kurve, das wird kein Honigschlecken. Das ist krank, nein: eigentlich super!“

Diese WM-Serie, unter anderem fahren Stars wie Petter Solberg (NOR) oder Mattias Ekström (SWE) mit, macht unter anderem auch Station in Hockenheim, Barcelona oder Istanbul. Sie soll dem Motorsport und auch der Autoindustrie (Citroën, Audi, Ford, VW sind im Einsatz) neuen Schwung verleihen. Stohl will schnell lernen und weil er extrem ehrgeizig ist – selbst mit einem Rasenmäher möchte er gewinnen –, nimmt er diese Aufgabe ernst. 2016, das betont er gesondert, „will ich um den FIA-WM-Titel mitfahren.“ An Adrenalin, Material und Willen mangelt es nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2015)

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