Formel 1: „Sag in Spielberg niemals nie“

FORMULA 1 - GP of Austria 2015
FORMULA 1 - GP of Austria 2015(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber)
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Felipe Massa fühlt sich in Österreich geborgen, im Vorjahr gewann der Williams-Star das Qualifying. Der Brasilianer, 34, will diesen Coup trotz der Dominanz der Silberpfeile wiederholen.

Felipinho Massa tritt munter gegen den Ball. Der kleine Brasilianer hat eine gute Technik, einen scharfen Schuss. Oft donnert der Ball gegen die Seitenwand des Williams-Motorhomes, seine Mutter beäugt das Geschehen genau. Sie erlaubt es, auch vom Williams-Team gibt es keine Beschwerden; der kleine Bub ist schließlich der Sohn von Star-Pilot Felipe Massa. Und der Williams-Clan wird sich hüten, gegen den Brasilianer mit lauten Tönen vorzugehen. Denn 2014 schaffte Massa das schier Unmögliche, er gewann das Qualifying in Spielberg. Und genau diesen Coup soll der Veteran heute, ab 14 Uhr (ORFeins, RTL, Sky), wiederholen.

Es war einzigartig, vollkommen gegen alle Erwartungen, doch Massa und Valtteri Bottas hatten dem Zeitrennen ihren Stempel aufgedrückt und für wenige Augenblicke die Übermacht der Silberpfeile vergessen lassen. Dass Nico Rosberg den GP von Österreich am Tag danach gewinnen sollte und die Williams-Fahrer den Speed nicht halten konnten, steht auf einem anderen Blatt. „Aber es waren fantastische Momente“, schwärmt der 34-jährige Pilot aus São Paulo.

Seit 2002 fährt Massa nun schon in der Formel 1. Nach Stationen bei Sauber und Ferrari – mit der Scuderia verlor er 2008 den WM-Titel erst in der letzten Kurve des GP von Abu Dhabi – gibt Massa nun für Williams Gas. „Sag niemals nie“, sagte er nun nach den ersten Testfahrten auf dem Red-Bull-Ring, die Übermacht der Silberpfeile konnte aber auch er nicht wegreden mit seinem Charme. Sieben Rennen, sieben Mal Mercedes in Front, und auch nach den Ausfahrten in der Steiermark war gewiss, dass am Sonntag wieder mit Hamilton und Rosberg zu rechnen sein wird. „Warum aber nicht? Sie waren auch im Vorjahr voraus, und wir haben es geschafft. Wir müssen es zumindest versuchen.“

Dass es an Mercedes kein Vorbeikommen gibt, dessen ist sich der Brasilianer jedoch bewusst. Die Formel1 habe doch immer ein Team gesehen, das den Ton angibt. Eine Saison war es McLaren, dann Williams. Ferrari mit Michael Schumacher und ihm seien „unschlagbar“ gewesen. Red Bull war überragend, nun sei es Mercedes, und er verstehe das Wehklagen der Konkurrenz nicht. „Vielleicht kommt es zu einer Berührung der beiden, vielleicht sind wir schneller“, Massa mimte den Diplomaten und gab damit Anlass zur Hoffnung, dass von Fadesse oder Monotonie im Rennen keine Spur sein könnte. 2014 lieferte Williams einen Lichtblick, auf dem Podest stand aber letztendlich der Finne Bottas als Dritter. Und er dämpfte sofort mit finnischer Korrektheit jegliche Fantasie aus. „Nein, kaum Chancen. Mercedes ist sogar noch ein Stückchen weiter als 2014.“

Red Bull mit fünftem Motor

Die Mannschaft von Toto Wolff führt das Feld munter an, doch im Feld rumort und kracht es. Sebastian Vettels Ferrari wurde im ersten Training rauchend in die Box geschoben, im zweiten Lauf aber glänzte er mit Bestzeit. McLaren hat mit den neuen Honda-Triebwerken hingegen noch kein Land gesehen, andere Teams plagen sich ebenfalls und bei Red Bull wurde das vorhergesagte Katastrophenszenario am Freitag traurige Wirklichkeit. Beide Boliden wurden mit dem bereits fünften Motor in dieser Saison auf die Strecke geschickt. Erlaubt sind aber derer nur vier – damit ist eine Strafversetzung von Kwjat und Ricciardo um jeweils zehn Startplätze gewiss. Es ist eine weitere, schwere Niederlage für das von Helmut Marko beratene Team.

Die Daten hätten ergeben, dass der Renault-Antrieb im Heck des Boliden des Russen aller Voraussicht nach kein ganzes Wochenende mehr gehalten hätte. Bei Ricciardo, im Vorjahr noch WM-Dritter, war der Wechsel dagegen auch eine taktische Maßnahme. Die Bullen rechnen sich ob ihres Motorennachteils auf der Heimstrecke besonders geringe Chancen aus. Daher wiegen die Strafen nicht so schwer wie auf anderen Kursen.

In zwei Wochen folgt mit Silverstone ein weiteres Heimrennen des österreichisch-englischen Teams. Auch auf dem Hungaroring zu Budapest soll sich dieser Zug bezahlt machen. Als bisher beste Saisonergebnisse hat Red Bull die Plätze vier und fünf von Kwjat und Ricciardo in Monaco stehen. In der Konstrukteurs-WM liegt der frühere Serienweltmeister nach sieben GP nur noch auf Rang vier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2015)

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