PS-Genetik und Benzin: Die Dynastien der Formel 1

British Grand Prix 2015
British Grand Prix 2015REUTERS
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Vater-Sohn-Kombinationen in der Formel 1 gibt es sonder Zahl. Doch nicht jeder Sprössling hatte den Speed des Vaters, nur die Hills wurden Weltmeister.

Väter sind Vorbilder für ihre Söhne, ihre Hobbys werden weitergegeben oder auch so übernommen. Der Beruf des Vaters ist mitunter auch Wunschtraum des Sprösslings. Ob normaler Bürojob oder Motorsport, die Fußspuren sind vorgegeben. Manchmal werden Kinder dazu gezwungen, viel öfter aber auch folgt die Karriere eigenen Visionen dank des größten Idols. In der Formel 1 etwa lassen sich da gleich mehrere Dynastien verfolgen – mit Siegen, Titeln, aber auch Enttäuschungen.

Sind es die Gene, das Training der Kart-Szene? Es herrscht Uneinigkeit, wie und warum mehrere Clans in der Königsklasse auftauchten. Auch sind deren Geschichten unterschiedlich, die Erfolgswege ebenso. Graham Hill wurde 1962 und 1968 Weltmeister, Damon, sein Sohn, schaffte das Historische und gewann als bislang einziger Weltmeister-Sohn 1996 (Williams) die Fahrerkrone. Selbst schwere Schicksalsschläge schreckten einen Buben nicht ab, seinem Vater in den Motorsport zu folgen. Ferrari-Star Gilles Villeneuve starb 1982 im Qualifying für den Grand Prix von Zolder, Jacques, sein Sohn, gewann 1997 (Williams) die WM.

Max Verstappen, Carlos Sainz jr., Kevin Magnussen, Jolyon Palmer und Nico Rosberg sind aktuelle Beispiele dieser Tradition. Jos Verstappen (1994–2003 bei Simtek, Arrows etc.) und Keke Rosberg (Weltmeister 1982 mit Williams) fuhren F1, Carlos Sainz gewann zweimal die Rallye-WM. Sie ebneten ihren Kindern den Weg in den teuren Motorsport mit Lobbying und Managementagenden.

Der Däne Magnussen saß 2014 im McLaren-Cockpit, den Spuren seines Vaters, Jans, zwischen 1995 und 1998 für McLaren und Stewart unterwegs, konnte er nicht folgen. Jonathan Palmer bestritt zwischen 1983 bis 1989 82 Rennen für Williams und Tyrrell. Jolyon, sein Sohn, gewann 2014 den GP2-Titel und absolvierte Tests für Force India. Jetzt ist er Testfahrer von Lotus.

Hans-Joachim Stucks Vater, Hans, brachte es Anfang der 1950er-Jahre auf drei Starts. Der Sohn des „Bergkönigs“ bestritt in den 1970er-Jahren 74 Rennen. Auch Michael Andretti konnte dem Vater nicht annähernd folgen. Mario Andretti war 1978 F1-Champion, sein Sohn schaffte 1993 in dreizehn Rennen für McLaren nur einen Podestplatz. Satoru Nakajima ergatterte von 1987 bis 1991 für Lotus und Tyrrell 16 Punkte, Kazuki, sein Sohn, brachte es in 36 GP für Williams (2007 bis 2009) auf neun Zähler. Manfred Winkelhock fuhr für ATS und Brabham (1984), Markus bestritt 2007 einen GP für Spyker.

Nelson Piquet ist ein Begriff, er wurde dreimal F1-Weltmeister (1981, 1983, 1987). Nelsinho hinterließ mit dem „Crashgate“ in Singapur 2008 keine guten Erinnerungen, krönte sich aber zum ersten Formel-E-Champ. Der Australier Jack Brabham war ebenfalls dreimal Champion (1959, 1960, 1966), David, sein Sohn, scheiterte 1994 nach insgesamt 24 Rennen der Königsklasse.

Nun wartet die Szene auf Mick Schumacher. Der 16-jährige Sohn des siebenmaligen Rekordweltmeisters fährt in der Formel 4. Ein Rennen hat er schon gewonnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2015)

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