Formel 1: Ferrari und die dröhnenden Träume der Tifosi

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BELGIUM FORMULA ONE GRAND PRIX(c) APA/EPA/ANDREJ ISAKOVIC / POOL (ANDREJ ISAKOVIC / POOL)
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Vettel erlebt mit Ferrari ein Hoch, in Monza könnte sich die Erfolgsgeschichte beim Heim-GP fortsetzen. 2008 gewann der viermalige Champion hier sein erstes Rennen, 2015 hat Mercedes erneut das klar bessere Auto.

Monza. Sein erster Start beim Hochgeschwindigkeitsklassiker mit Ferrari verschafft Sebastian Vettel einen Extrakick. „Natürlich verbinde ich mit Monza viele große Erinnerungen“, sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister vor dem Großen Preis von Italien an diesem Wochenende. „Aber hier mit Ferrari zu sein, macht es für mich noch viel spezieller.“

Vettel geriet vor seiner Premiere auf der Power-Piste im roten Renner regelrecht ins Schwärmen: „Jeder träumt davon, hier zu gewinnen. Ein Sieg wäre ein absolutes Highlight.“ Zudem sei das Ferrari-Heimrennen für ihn ein Ersatz für den GP in Deutschland. „Gänsehaut pur“ empfand er bei seinem historischen Triumph 2008 mit Toro Rosso als jüngster Gewinner der GP-Geschichte im Alter von 21 Jahren und 73 Tagen. Seine Erfolge mit Red Bull (2011 und 2013) quittierten die italienischen Fans aber mit Pfeifkonzerten und Buhrufen.

Indes scheinen die Chancen des dreimaligen Monza-Siegers auf einen ersten Triumph mit der Scuderia im Königlichen Park und eine ausgelassene Feier in Rot eher gering. Mercedes fährt auch in dieser Saison der Konkurrenz meist weit voraus. Allein Vettel konnte die Silberpfeile zweimal, in Malaysia und Ungarn, schlagen. Zudem haben Titelverteidiger Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf der schnellsten Strecke im Grand-Prix-Kalender dank der besten Antriebseinheit einen großen Vorteil.

Verläuft das Europafinale normal, spricht vieles für eine Wiederholung des Mercedes-Doppels aus dem Vorjahr. Damals gewann Hamilton vor Rosberg. „Bei einem Rennen in Italien werden für mich viele gute Erinnerungen wach, denen ich am kommenden Wochenende weitere hinzufügen möchte. Das ist mein Ziel“, sagte der Brite mit Blick auf seine bislang zwei Erfolge im Autodromo Nazionale.

Nach elf von 19 Saisonläufen liegt Rosberg als Gesamtzweiter mit 199 Punkten 28 Zähler hinter Spitzenreiter Hamilton (227). Vettel (160) weist nach seinem „Nuller“ in Belgien wegen eines spektakulären Reifenplatzers 67 Punkte Rückstand auf.

Reifen und Realismus

Die Reifen könnten in Monza wieder ein Thema werden. Schließlich werden sie auf dem 5,793-Kilometer-Kurs mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 360 km/h (Durchschnitt 250) extrem beansprucht. Unabhängig davon stuft Maurizio Arrivabene die Chancen auf Ferraris ersten Heimsieg seit 2010 (Fernando Alonso) eher gering ein. „Es tut mir leid, weil es der Italien-Grand-Prix ist, aber ich bin Realist. Ich mache den Tifosi nichts vor.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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