Mercedes: F1-Motoren an Manor statt Red Bull

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Red Bull ist für Mercedes kein Thema mehr, ein Gespräch zwischen Mateschitz und Niki Lauda dürfte nicht zufriedenstellend verlaufen sein.

Laut Niki Lauda hat es nie ernsthaftes Interesse von Red Bull an Mercedes-Motoren gegeben. Das sagte der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende in einem Interview mit "Sky Sports F1" während des Japan-GP der Formel 1 in Suzuka. Nach anfänglichen Gesprächen sei das österreichische Team nie wieder an Mercedes herangetreten", erklärte Lauda und bestätigte gleichzeitig Manor als neuen Motoren-Partner.

Das derzeit mit Ferrari-Motoren fahrende Hinterbänkler-Team aus England soll ab der kommenden Saison mit Antrieben von Mercedes unterwegs sein. "Wir mögen Manor sehr", hatte Mercedes' Motorsport-Chef Toto Wolff in Japan gesagt.

Demnach würden die Mercedes-Antriebe von Lotus zu Manor wandern und die Briten damit das neue dritte Mercedes-Kundenteam neben Williams und Force India sein. Denn bereits am Montag nach dem Japan-Rennen kam die Renault-Absichtserklärung, Lotus 2016 zu übernehmen und mit einem Werksteam wiederzukehren. Ob der Mercedes-Manor-Deal inkludiert, dass dort Mercedes-Testfahrer Pascal Wehrlein unterkommt, war wegen der aktuellen Verpflichtungen des Deutschen in der DTM vorerst aber offen.

Eigenes Renault-Team

Damit scheint endgültig sicher, dass Mercedes-Motoren für Red Bull nicht mehr infrage kommen. Die Österreicher waren von 2010 bis 2013 mit Renault vier Mal in Folge Weltmeister geworden, die 2014 erfolgte Umstellung auf Turbo-Hybridmotoren haben die Franzosen aber nicht wirklich gut gemeistert. Seitdem fährt Red Bull hinterher, die an sich bis Ende 2016 laufende Partnerschaft wurde vor kurzem offiziell und vorzeitig beendet. Renault macht ab 2016 ein eigenes Team, Red Bull ist für seine beiden Teams Red Bull Racing und Toro Rosso auf der Suche nach Antrieben.

Diese Suche gestaltete sich spannend, denn die Frage nach dem künftigen Motorenlieferanten für Red Bull ist eine der heikelsten derzeit in der Formel 1. Zwar scheint ein vorzeitiger Red-Bull-Rückzug aufgrund der vertraglichen Verflechtungen bis 2020 nur schwer möglich, dessen ungeachtet hatten Firmenboss Dietrich Mateschitz und Motorsport-Konsulent Helmut Marko zuletzt offen mit einem vorzeitigen Ausstieg gedroht, sollte man keiner konkurrenzfähigen Triebwerke habhaft werden können. Wird das wahr, verlöre die Königsklasse gleich zwei Teams auf einen Schlag.

Im Sommer hatte Wolff noch Bereitschaft erkennen lassen, Red Bull auszurüsten, obwohl sich Pilot Lewis Hamilton heftig dagegen ausgesprochen hatte. Mittlerweile ist das Thema aber offenbar vom Tisch, auch wenn Marko zuletzt in Japan kryptische Andeutungen machte. Demnach sei man bei Red Bull hinsichtlich Motoren nicht nur mit dem momentanen Favoriten Ferrari im Gespräch.

Mateschitz kann Mercedes nicht leiden

Laut Red Bull Teamchef Christian Horner habe man Mercedes schon Anfang Juli beim britischen Grand Prix in Silverstone erstmals konkret kontaktiert, weil man mit der Performance von Renault seit längerem unzufrieden gewesen sei. Lauda ergänzte nun in Japan gegenüber "Sky Sports F1": "Ich muss das klarstellen. Christian und Helmut (Marko, Anm.) haben uns in einem Brief geschrieben, dass sie gerne Motoren hätten. Ich habe Ja gesagt, aber auch, dass wir das zuerst mit Herrn Mateschitz diskutieren müssen, weil er, aus welchen Gründen auch immer, Mercedes nie wirklich leiden konnte", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister aus Wien.

Das Gespräch zwischen Lauda und Mateschitz dürfte aber nicht zufriedenstellend verlaufen sein. "Irgendetwas war da in der Vergangenheit, ich weiß nicht, was", erklärte Lauda. "Deshalb habe ich mich mit ihm (Mateschitz, Anm.) getroffen, weil wir uns ja kennen, und ich habe ihn gefragt, ob er wirklich Interesse hat. Und er sagte Ja, aber, aber, aber .... Danach gab es nie wieder weitere Gespräche", erzählte Lauda. "Deshalb hatten wir nie wirklich seriöse Verhandlungen und deshalb hatten wir nun eine Entscheidung als Mercedes zu treffen, und die Motoren gehen an Manor."

Lauda kann sich Ausstieg vorstellen

Auch Lauda fürchtet, dass Mateschitz wegen der anhaltenden Erfolglosigkeit sein Interesse an der Formel 1 verloren haben könnte und er deshalb der Königsklasse den Rücken kehrt. Sein persönliches Gefühl sei, dass Mateschitz nicht mehr um jeden Preis in der Formel 1 bleiben wolle. "Es ist zwar schwer, aus der Distanz zu urteilen, aber so wie sich Didi derzeit verhält, kann ich mir vorstellen, dass er es tut."

Red Bull führt derzeit aber Gespräche mit Ferrari. In Japan kamen Gerüchte auf, beim Rennen in Suzuka sei es wegen der Mercedes-Absage an Red Bull zu einem von Bernie Ecclestone angeordneten TV-Boykott der Silberpfeile gekommen. Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren derart selten im Fernseh-Bild, dass Lauda nach dem Rennen sagte, er müsse ein ernsthaftes Gespräch mit Ecclestone führen.

(APA)

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