Formel-1-Rennwagen mit Windschutzscheibe

Russian Grand Prix Sochi 28 April 1 May 2016 28 04 2016 Red Bull Racing RB12 with Aeroscreen
Russian Grand Prix Sochi 28 April 1 May 2016 28 04 2016 Red Bull Racing RB12 with Aeroscreenimago/Crash Media Group
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Daniel Ricciardo testete den sogenannten Aeroscreen vor dem Grand Prix von Sotschi, auch Halo ist ein Alternativentwurf als neuer F1-Cockpitschutz.

Sotschi. „Man muss da erstmal die Fliegen wegkratzen!“ Sebastian Vettel konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen. Vor allem, wenn es gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber RB Racing geht, ist der Deutsche oft geneigt, die Sachlage eher mit Zynismus zu nehmen. Doch der Ferrari-Pilot wusste vor dem Grand Prix von Russland am Sonntag in Sotschi (Qualifying heute ab 13 Uhr, ORF1) ganz genau, dass die Neuerung, die da von Red Bull präsentiert worden war, durchaus Gutes für seine Zunft bedeutet. Denn das Team präsentierte den neuen Formel-1-Cockpitschutz.

Daniel Ricciardo testete den sogenannten Aeroscreen, der einer Windschutzscheibe gleicht, auf einer Installationsrunde am Freitag im ersten Training. Später gab er an seinen Rennstall positive Rückmeldung. Und Vettel sagte: „Wenn es die Sicherheit erhöht und Leben retten kann, wären mindestens noch zwei Fahrer unter uns.“ Er erinnerte dabei an die tödlichen Unfälle von Formel-2-Fahrer Henry Surtees 2009 und Justin Wilson 2015. Da spielt dann auch das Design keine Rolle mehr. „Es kann hässlich sein, aber nichts rechtfertigt es, dass die beiden nicht mehr bei uns sind.“

Debatten über den „Heiligenschein“

Halo, auf Deutsch Heiligenschein, ist ein Alternativentwurf zum Aeroscreen. Kimi Räikkönen setzte es bereits Anfang März bei Testfahrten in Barcelona für eine Runde ein. Das von Mercedes bevorzugte System beruht auf einem ringförmigen Bügel, der sich praktisch über den Helm des Piloten spannt. Mittig wird er an einer vertikalen Strebe fixiert. Diese Stütze fällt beim RB-Modell weg.

Titelverteidiger Lewis Hamilton ist von Halo keineswegs angetan. Sollte es eingeführt werden, hoffe er, „dass man wählen kann, ob man es einsetzt oder nicht.“ Er werde es „bestimmt nicht nutzen“, als Fahrer könne er getrost jegliches Risiko einschätzen, die Situation beurteilen. Auch der Aeroscreen überzeugt Hamilton nicht. Das Konzept sei nicht ausgegoren, da sei es doch besser, man würde das Cockpit komplett schließen – wie bei einem Kampfjet.

Die Debatte über geschlossene Cockpits befeuert haben nicht zuletzt zwei schreckliche Unfälle. 2009 in Ungarn war Felipe Massa im Ferrari verunglückt, eine Metallfeder schoss bei voller Fahrt an seinen Helm. Der Brasilianer zog sich schwere Kopfverletzungen zu und lag sogar einige Zeit im Koma. 2014 in Japan krachte Marussia-Pilot Jules Bianchi in einen Bergungskran und erlag später seinen schweren Kopfverletzungen. Beide Schutzvorkehrungen sollen die Fahrer vor umherfliegenden Trümmerteilen schützen, sie sollen sogar so stabil sein, dass sie bei einem Aufprall wie bei Bianchis Unglück extremen Belastungen standhalten. Red Bull veröffentlichte zumindest Versuchsanordnungen, bei Tempo 225 wurde ein Rad auf die Windschutzscheibe gefeuert und wurde ohne sichtbaren Schaden abgelenkt. Über das Modell und den Start dieser Maßnahmen muss die F1-Kommission befinden.

Neues Motorenreglement

Nach langen Kontroversen wurde nun das künftige Motorenreglement fixiert. Der Preis der Antriebseinheiten wird im Vergleich zu aktuellen Kosten um eine Million für 2017 und weitere drei Millionen Euro ab 2018 sinken. Auch sollen künftig weniger Motoren eingesetzt werden dürfen, diese Änderungen sollen bis Ende 2020 gültig sein. (fin)

GP VON SOTSCHI TRAINING

1. Session: 1 Rosberg (GER) Mercedes 1:38,127 Min. 2. Hamilton (GBR) Mercedes 1:38,849 3. Vettel (GER) Ferrari 1:39,175.

2. Session: 1. Hamilton (GBR) Mercedes 1:37,583 Min. 2. Vettel (GER) Ferrari 1:38,235 3. Rosberg (GER) Mercedes 1:38,450.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2016)

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