Formel 1: Massa trägt keine bleibenden Schäden davon

Felipe Massa wird nach seinem Unfall aus dem Auto zu den Rettungskräften getragen
Felipe Massa wird nach seinem Unfall aus dem Auto zu den Rettungskräften getragen(c) AP (Tamas Kovacs)
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Nach seinem schweren Unfall liegt der Brasilianer im künstlichen Koma, sein Zustand ist aber stabil. Nun wird über seinen Ersatzmann spekuliert: Michael Schuhmacher will aber nicht einspringen.

Felipe Massa dürfte durch seinen schweren Unfall am Sonntag im Formel-1-Qualifying in Ungarn keine bleibenden Schäden davontragen. Das haben die behandelnden Ärzte in einem Militärspital in Budapest Sonntagmittag bekanntgegeben. Die neuerliche Computertomographie an Massa habe keine weiteren Verletzungen gezeigt.

Der 28-jährige Brasilianer, der schwere Kopfverletzungen erlitten hatte und am Samstag operiert werden musste, ist von den Ärzten kurz aus dem künstlichen Koma geweckt worden, um seine aus Sao Paulo nach Budapest geeilte Ehefrau Rafaella und seine Eltern sehen zu können. Danach wurde der Vizeweltmeister aber wieder in den künstlichen Tiefschlaf versetzt, um den Heilungsverlauf nicht zu gefährden.

Keine Komplikationen

Laut Doktor Peter Bazso werde Massa für 48 Stunden in diesem Zustand gehalten, erst dann werde er wieder aufgeweckt. Die Informationspolitik von Ferrari bezüglich des Massa-Zustands war am Samstag und Sonntag sehr zurückhaltend. Lediglich in knappen Vierzeilern wurde die Öffentlichkeit informiert. Am Sonntagvormittag hatten die Italiener mitgeteilt, dass es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu keinen weiteren Komplikationen gekommen sei.

Massas persönlicher Arzt Dino Altmann, der auch Streckenarzt in Sao Paulo ist, hatte Entwarnung gegeben. Er sagte der brasilianischen Zeitung "O Estado", Massas Wert auf einer Skala zur Einschätzung der Schwere eines Schädel-Hirn-Traumas zwischen 3 und 15 liege bei 14. "Das ist ein gutes Zeichen", urteilte Altmann. "Alle Anzeichen, die wir haben, sind positiv."

Springt Schumacher ein

Die spärlichen Infos von Ferrari führten dazu, dass in der Medienlandschaft wild spekuliert wurde. Einerseits über Massas Zustand, andererseits aber auch über seinen Ersatzmann bei Ferrari während seiner Zwangspause, die bis zu sechs Wochen dauern könnte. Sogar über ein Comeback des langjährigen Ferrari-Superstars Michael Schumacher wird spekuliert. Schumachers Manager Willi Weber erklärte jedoch, dass ein Comeback des 40-jährigen "absolut ausgeschlossen" sei.

Österreichs Formel-1-Legende Niki Lauda scheint die Idee hingegen zu gefallen. Wenn er Ferrari-Boss Luca di Montezemolo wäre, würde er als erstes Schumacher anrufen. Ferrari hat bis zum nächsten Rennen am 23. August in Valencia jede Menge Zeit, um diese Frage zu beantworten. Die offiziellen Testfahrer von Ferrari sind der 38-jährige Italiener Luca Badoer (49 Formel-1-Rennen ohne Punktgewinn) sowie der 35-jährige Spanier Marc Gene.

Bei 240 km/h von Metallteil getroffen

Massa hatte sich beim schweren Unfall im Qualifying ein Cut an der Stirn, eine Beschädigung des Schädelknochens sowie eine Gehirnerschütterung zugezogen. Eine etwa 800 Gramm schwere Stahlfeder war Ursache des schweren Unfalls, das vom Brawn GP von Rubens Barrichello weggebrochene Teil hatte Massa bei einer Geschwindigkeit von 240 km/h getroffen. Offensichtlich stark benommen oder gar bewusstlos, hatte der Pilot dann gleichzeitig das Brems- und das Gaspedal gedrückt und war laut Teamchef Stefano Domenicali mit etwa 190 km/h frontal in eine Reifenbarriere geprallt.

Die wie ein Geschoß wirkende Feder beschädigte Massas Helm auf etwa fünf Zentimeter Länge und riss das Visier an der Seite ab. Nach Ayrton Sennas tödlichem Unfall am 1. Mai 1994 in Imola - einen Tag zuvor war der Österreicher Roland Ratzenberger in der Qualifikation tödlich verunglückt - hatte der Internationale Automobil-Verband (FIA) auf sicherere Helme gedrängt. Deren Widerstandsfähigkeit wurde seit diesen letzten tödlichen Fahrerunfällen in der Formel 1 verdoppelt. Massa trägt, wie viele Kollegen, einen 1,4 Kilogramm schweren Kopfschutz aus Karbonschichten.

Schwachpunkt Cockpit

"Auf jeden Fall ist die Arbeit, die im Bereich der Helme geleistet wurde, sehr wertvoll, wie man heute gesehen hat. Die Helme wurden in den vergangenen Jahren enorm verbessert", sagte Ross Brawn. "Wir müssen uns bei den Leuten bedanken, die das veranlasst haben."

Schwachpunkt der etwa 730 PS starken, auf Hochgeschwindigkeits-Strecken wie Monza bis zu 350 km/h schnellen Boliden ist das Cockpit. Zwar wurden auch hier die Seitenwände höher gezogen, um den Piloten mehr Schutz zu gewähren, aber Formel-Rennwagen sind prinzipiell ohne Dach. Forderungen, eine Panzerglaskuppel oder etwas Ähnliches einzusetzen, bezeichnete der Brawn-Teamchef als "nicht so einfach". Eine solche Konstruktion könne bei einem schweren Unfall auf den Fahrer brechen und schlimme Folgen haben.

FIA-Rennleiter Charlie Whiting bezeichnete den Unfall Massas als Ausnahme. "Wenn man dieses Szenario nachstellen wollte, würde man es wahrscheinlich in fünf Millionen Versuchen nicht schaffen, so etwas hinzukriegen", sagte er der Online-Ausgabe von "auto, motor und sport".

(Ag.)

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