Formel 1: Die Fahrt ins Niemandsland

Kein Bremslicht, obwohl bei McLaren und Fernando Alonso weiterhin vieles auf Stillstand schließen lässt.
Kein Bremslicht, obwohl bei McLaren und Fernando Alonso weiterhin vieles auf Stillstand schließen lässt.(c) APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Fernando Alonso galt als bester Pilot im Feld. Heuer fährt der zweifache Weltmeister bei seinem Heimrennen wieder nur hinterher.

Barcelona. Seit 2001 dreht Fernando Alonso schon seine Runden in der Formel 1. 2005 und 2006 war er Weltmeister mit Renault, 32 Siege fuhr er ein. Doch der letzte Sieg liegt schon drei Jahre zurück: 2013 in Barcelona, bei seinem Heim-Grand-Prix, damals im Ferrari. Dass Alonso diesen Erfolg am Wochenende in Barcelona (Qualifying heute 14 Uhr, Rennen Sonntag 14 Uhr, je live ORF eins) wiederholen kann, ist praktisch ausgeschlossen. Siege erwarte er heuer aber ohnehin keine, erklärte der 34-Jährige schon zu Saisonbeginn.

Seit 2015 und seinem Wechsel zu McLaren-Honda fährt der Asturier, einst der kompletteste Fahrer im ganzen Feld, hinterher. Dabei stand McLaren stets für Siege und Pole-Positions. Hunt, Lauda, Senna und Co. schrieben die Erfolgsgeschichte des britischen Traditionsrennstalls. Die vergangene Saison beendete das Fahrerduo Jenson Button und Alonso nur auf den Plätzen 16 und 17, in der Konstrukteurswertung lag McLaren auf dem neunten und vorletzten Rang.

Hondas millionenschwere Rückkehr als Motorenlieferant war fürs Erste gescheitert. Das Auto war nicht konkurrenzfähig und Alonso, einer der teuersten Piloten im Fahrerfeld (kolportierte 35 Millionen Euro Jahresgage), machtlos. Die Tests zu Beginn der neuen Saison ließen auf bessere Resultate hoffen als im Pannenjahr 2015, doch gleich zum Auftakt in Melbourne krachte Alonso in den Haas-Rennwagen von Gutierrez. Der McLaren überschlug sich, landete spektakulär im Kiesbett. Alonso kletterte aus dem schrottreifen Auto, mit Rippenbrüchen und einer Lungenverletzung musste er in Bahrain pausieren. In China stieg er wieder ins Cockpit, wurde nur Zwölfter. Dass ein McLaren für WM-Punkte zu langsam ist, sei eine „Schande“, erklärte er danach.

Zuletzt war ein sanfter Aufwärtstrend zu bemerken. In Sotschi fuhr Alonso auf Rang sechs, Button auf Rang zehn – ein stolzes Resultat für die aktuellen Verhältnisse im Team von Ron Dennis. Über derartige Platzierungen konnte sich der Teambesitzer schon lang nicht mehr freuen. „Endlich wieder Punkte“, meinte Alonso erleichtert. Davor war er im Juli 2015 in Ungarn das letzte Mal in die Punkteränge gefahren. „Wir wirken jedes Rennen konkurrenzfähiger, hoffentlich holen wir in Spanien und Monaco weitere Punkte“, hoffte der leidgeplagte Spanier. „Auf die Punkteränge zu kommen, sollte ab jetzt unser Ziel sein.“

Die besten Piloten

Ein verbessertes Honda-Aggregat wurde bereits angekündigt, wann es kommen soll, ist hingegen unklar. Zweckoptimismus und Hoffen auf Upgrades müssen für den Ex-Champion, der mit 97 Podestplätzen die Bestmarke unter den aktiven Fahrern hält, einer Demütigung gleichkommen. Gereizt ist Alonso mangels Erfolg also ohnehin, für weiteren Frust beim Spanier sorgt die aktuelle Entwicklung der Formel 1. „Die Autos sind so langsam, sie haben uns alle Freude am Fahren genommen“, stellte er fest. Dass ein neues Reglement für 2017 Verbesserungen bringt, bezweifelt er. Ex-Fahrer und TV-Experte Johnny Herbert warf ihm bereits mangelnde Motivation vor und legte ihm den Rücktritt nahe. Alonso erinnerte ihn vor laufenden Kameras daran, dass er immerhin F1-Weltmeister sei, während es der Brite nur zum TV-Kommentator gebracht habe. Und er versicherte weiterzumachen. Alonsos Vertrag bei McLaren läuft noch bis Ende 2017, für mindestens zwei Jahre sieht er sich als Fahrer noch auf allerhöchstem Niveau.

Eine Studie der Universität Sheffield, die nur fahrerische Qualitäten berücksichtigt und die Bedeutung der Technik relativiert, führt Alonso hinter Juan Manuel Fangio und Alain Prost jedenfalls auf Rang drei der besten F1-Piloten aller bisherigen Zeiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2016)

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