Ricciardo und der "Box-Selbstmord" von Monaco

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AUTO-PRIX-F1-MON(c) APA/AFP/POOL/ANDREJ ISAKOVIC (ANDREJ ISAKOVIC)
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Bei Red Bull herrschte nach dem Rennen im Fürstentum an der Cote d'Azur trotz Platz zwei für Daniel Ricciardo Katzenjammer.

Mit einer peinlichen Boxen-Panne brachte man den Australier erneut um den Sieg, der Pilot war erstmals richtig sauer. Denn wie schon zwei Wochen davor in Barcelona war der Australier auch im Fürstentum auf dem Weg zum wahrscheinlichen Sieg, ehe ihn Entscheidungen aus der Box um den Erfolg brachten. Hatte ihn in Barcelona die Dreistopp-Stategie gegenüber seinem jungen Teamkollegen Max Verstappen benachteiligt aber wenigstens einen Sieg für das wiedererstarkte Team von Dietrich Mateschitz gebracht, erfolgte in Monaco ein wahrer Knieschuss. Der entscheidende Reifenwechsel beim klar führenden Pole-Mann Ricciardo dauerte so ewig lange, dass Hamilton völlig unerwartet der Sieg noch in den Schoß fiel.

Fünf Wochen und zwei Rennen vor dem großen Heimauftritt am 3. Juli in Spielberg ist Red Bull dank stärkerem Renault-Motor zwar fast wieder zu alter Stärke zurückgekehrt, leistet sich aber auch Pannen. Besonders Ricciardo fühlt sich aktuell benachteiligt. "Wir sind nicht Mercedes, dass wir jedes Rennen gewinnen können", erinnerte er verärgert. "Zwei Wochenenden in Folge hat man mich beschissen. Das stinkt, das schmerzt", übte Ricciardo in Monaco Kritik und gab sich im ersten Schmerz ratlos. "Ich weiß nicht, wo das hinführen soll. Den Kinnhaken von Barcelona habe ich verdaut. Aber es zwei Mal in Folge falsch zu machen, das ist echt hart."

Beim austro-englischen Team erklärte man den Fauxpas mit dem Platzmangel im Hafen des engen Stadtkurses von Monaco sowie Kommunikationsproblemen. Die Renn-Strategen sitzen im ersten Stock der Box. Die Supersoft-Reifen, für die man sich in letzter Sekunden entschieden hatte, seien weit entfernt abgestellt gewesen, erklärte Teamchef Christian Horner das Chaos. "Wir schulden Daniel eine Riesen-Entschuldigung."

Ricciardo zeigte im Gegensatz zu Barcelona, wo er noch diplomatisch reagiert hatte, aber wenig Verständnis. "Ich bin hereingekommen und alle sind herumgelaufen wie kopflose Hühner", ärgerte sich der Westaustralier. Die Süddeutsche Zeitung witzelte: "Vier Mann, kein Reifen. Daniel Ricciardo düpiert beim GP von Monaco die Mercedes-Favoriten, verspielt mit einem Slapstick-Boxenstopp aber alle Siegchancen." "Tuttosport" wurde noch deutlicher und schrieb von einem "Selbstmord, der die WM wieder spannend macht."

Und weil ein Unglück selten alleine kommt, wurde nach dem Rennen auch noch heftig über den "Abkürzer" Hamiltons in der Schikane nach dem Tunnel diskutiert. "Ich habe ihn unter Druck gesetzt, er hat einen Fehler gemacht", war für Ricciardo klar, dass Hamilton daraus Vorteile gezogen hatte. Hamilton blieb aber unbestraft und hielt sich bedeckt. "Ich bin mir keines Fehlers bewusst."

So blieb Ricciardo mit seinem Kummer vorerst alleine. "Eigentlich sollte ich glücklich sein, ich bin in einem Formel-1-Rennen auf das Podium gefahren", seufzte der 26-Jährige aus Perth und legte dem Team nahe, zu verstehen und zu lernen. "Denn diesen Sieg bekomme ich nie mehr zurück."

Dennoch stehen insgesamt die Zeichen bei Red Bull wieder auf Erfolg. Der RB12 ist mit dem neuen "Tag Heuer" im Heck endlich wieder gut für Poles und Siege. In Kanada bekommt auch Verstappen das Triebwerk mit den zusätzlichen PS, das Ricciardo schon in Monaco hatte. In Montreal (12. Juni) und bei der Formel-1-Premiere in Baku am 19. Juni kann das österreichische Team weiter Werbung für den Grand Prix von Österreich am 3. Juli machen.

Dann wird man auch wissen, ob Hamilton in Monaco tatsächlich die Wende geschafft hat. Sieben Monate war der Brite sieglos geblieben, an der Cote d'Azur holte er endlich den 44. Grand-Prix-Sieg. "Das ist so eine spezielle Zahl für mich und meine Familie. Das passiert nur ein Mal, das will ich genießen", strahlte Hamilton nach seinem Erfolg, um den er auch gebetet hatte. "Aber", so stellte Hamilton klar: "Ich bete nicht um Siege sondern um Jedermanns Sicherheit und darum, dass ich der Beste bin, der ich sein kann."

Jetzt kommt Kanada und dort kann Hamilton beweisen, dass er trotz des jüngsten Siegeslaufs seines Teamkollegen Nico Rosberg in Wahrheit der Beste ist. Und Ricciardo kann auf der Strecke, wo er 2014 den ersten seiner bisher drei Siege gefeiert hat, Platz drei in der WM festigen. Denn trotz aller Ärgernisse ist er in Monaco an beiden Ferrari-Piloten vorbeigezogen und nun mit 66 Punkten Dritter hinter WM-Spitzenreiter Rosberg (106) und Titelverteidiger Hamilton (82).

(APA)

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